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"Das Telefon klingelte non-stop!"

Headcoach Thomas Päch im Interview (Teil 1/3)

Thomas Päch ist auf dem #HEARTBERG angekommen: Am Mittwoch aus Berlin mit dem Umzugswagen angereist, standen am Donnerstagmorgen direkt die ersten PR-Termine an. Trotz des Umzugsstresses nahm sich der neue Baskets Headcoach viel Zeit und spricht im ersten Teil des Interviews unter anderem über seine ersten Eindrücke von Bonn, seine Kindheit in El Salvador und erklärt, wie er es über die Jahre geschafft hat ein Netzwerk aufzubauen, das ihm nun bei seiner ersten Station als Cheftrainer weiterhilft. Das Interview führte Marius Volkmann.

(Foto: camera4)

Finale mit Alba Berlin, Vertragsverhandlungen mit verschiedenen easyCredit BBL-Teams, NBA Summerleague, Spieler-Scouting – ganz schön viel los in den letzten Wochen: Wie viel Zeit zum Entspannen hattest du?

Thomas Päch: "Keine eigentlich, aber das ist in Ordnung. Es war von Anfang an klar, dass erstmal viel Arbeit auf einen zu kommt, wenn man einen neuen Job in einer neuen Situation anfängt. Natürlich war es für mich schön, mit Berlin so weit zu kommen, aber das macht es natürlich nicht einfacher für die nächste anstehende Aufgabe. Nachdem nach dem Halbfinale bekannt wurde, dass ich in Bonn unterschrieben habe, ging alles direkt los. Ich war eine Woche mit meiner Familie kurzfristig in der Türkei, um wenigstens ein bisschen runter zu kommen und Sonne zu tanken. Aber es ist jetzt nicht so, dass das pure Erholung war: das Telefon klingelte eigentlich non-stop!"

Wenn du doch einmal Freizeit hast, wie entspannst du dich am besten?

"Ich mache gern Sport. Zum Beispiel Fitness im Kraftraum, um mich einfach auszupowern. Ich gehe auch gerne eine Runde Golf spielen, wenn ich Zeit dazu habe. Das passiert leider nicht so oft (lacht). Dieses Jahr war ich leider noch gar nicht spielen und ich weiß auch nicht, ob das nochmal klappt. Ich verbringe gerne Zeit mit meiner Familie, mit meiner Freundin und meinem Sohn. Ansonsten gucke ich Basketball."

Hast du dich bereits mit deinem Co-Trainer Chris O'Shea verabredet? Er ist auch ein sehr passionierter Golfer und spielt jedes Jahr bei unserem Telekom Baskets Benefiz Golfturnier mit.

"Noch nicht. Erstmal muss ich hier ankommen und es gibt ja noch sehr viele Dinge zu regeln. Dann gehen wir bestimmt mal eine Runde spielen und er hat mir auch schon von den Turnieren erzählt, die hier organisiert werden. Ich war mal mit Chris lustigerweise vor zwei Jahren in Las Vegas Golf spielen."

Du bist Vater eines 16 Monate alten Sohnes: Wie schaffst du es den neuen Trainerposten, deine junge Familie und den Umzug nach Bonn unter einen Hut zu bekommen?

"Es ist alles schon sehr zeitintensiv und nicht einfach. Es ist daher wichtig, Unterstützung zu haben: von meiner Freundin, die eine riesige Hilfe in der ganzen Situation ist. Auch meine und ihre Eltern haben uns unter die Arme gegriffen. Die Baskets haben auch sehr geholfen und an allen Ecken und Enden mit angepackt."

Du hast bislang erst wenige Tage in Bonn verbracht: Welchen ersten Eindruck hat die Stadt hinterlassen?

"Von der Stadt habe ich leider noch sehr wenig mitbekommen und kann daher noch nicht viel sagen, außer das alles im Vergleich zu Berlin natürlich sehr klein ist – aber sehr schön! Ich war kurz in der Innenstadt, kurz in Poppelsdorf. Auch mal kurz auf der anderen Rheinseite in Beuel."

…und der Verein?

"Vom Klub und dem Telekom Dome hab ich ja schon einiges mitbekommen. Allein schon durch die vielen Spiele, die ich hier schon seit nunmehr neun Jahren gespielt habe. Es ist sehr familiär, sehr herzlich, die Leute sind sehr begeistert. Die Halle spricht für sich selbst, das ist einfach eine der besten Arenen in Deutschland und die Trainingsbedingungen hier sind hervorragend. Man steht hier zu jedem im engen Kontakt, was ein sehr schönes Vereins- und Zusammenhaltsgefühl ist."

 

Das "spanische" Trainer-Trio von Alba Berlin (vl): "Aito" García Reneses, Thomas Päch, Israel Gonzales (Foto: Christoph Worsch)

 

Du hast selber Basketball bis zur 1. Regionalliga in Berlin gespielt. Ab wann war für dich klar, dass du deine Zukunft im Profisport doch eher als Trainer siehst?

"Ich habe sowohl in Berlin als auch in Trier in der 1. Regionalliga gespielt – einfach um mich fit zu halten und es mehr Spaß macht als Laufen zu gehen. Mir war aber schon sehr früh klar, dass ich lieber Trainer werden will, auch weil ich basketballerisch nicht unbedingt eine Bundesliga-Perspektive hatte (lacht). Meinen ersten Trainerjob hatte ich ca. mit 17 Jahren."

Du galtst bereits als Spieler als Stratege: Wäre der Spieler Thomas Päch ein interessanter Kandidat für den Trainer Thomas Päch?

"Vielleicht wenn er ein bisschen schneller und größer wäre (lacht). Nein, das weiß ich nicht. Ich bin schon jemand, der Basketball immer sehr durchdacht und auch viel Zeit darin investiert hat. In den letzten Jahren habe ich beim DBV Charlottenburg gespielt, meinem Heimatverein, bevor ich zu ALBA gegangen bin. Da habe ich unter anderem mit Igor Rücker, John Dronsella und Drazan Tomic [von 1997 bis 2000 Baskets-Spieler, davor fünf Jahre Alba Berlin] zusammengespielt, den ihr in Bonn ja auch gut kennt."

Es ist deine erste Station als Cheftrainer: Wie hast du es in der Vergangenheit als Co-Trainer geschafft, dir ein Netzwerk aufzubauen, dass dir jetzt bei der Spielersuche weiterhilft?

"Man darf nicht vergessen, dass ich jetzt seit neun Jahren in der Liga arbeite. Ich bin in der Basketball Bundesliga sehr aktiv und habe auch schon für den Deutschen Basketball Bund gearbeitet. Ich habe mit so vielen unterschiedlichen Headcoaches gearbeitet und so viele Menschen kennengelernt: Henrik Rödl, Sasa Obradovic, Alejandro „Aíto“ García Reneses, seinen Co-Trainer Israel Gonzales und die ganze spanische Garde. Auch habe ich gute Kontakte zu Ahmet Caki [2016/2017 Headcoach Alba Berlin] und seinen damaligen Co-Trainer Fatih Gezer in der Türkei. Martin Schiller ist ein sehr enger Freund von mir, der einen ähnlichen Werdegang hat wie ich. Er ist jetzt vor zwei Jahren nach Salt Lake City gegangen und dort Headcoach in der NBA G-League. Für mich war es immer wichtig, dass ich aktiv bin und Menschen kennenlerne, weil das am Ende hilft an Informationen zu kommen und vielleicht auch mal an einen Spieler, den man gar nicht auf dem Schirm hatte.

Du hast gerade die spanische Achse angesprochen. Du sprichst selbst spanisch, weil du in El Salvador aufgewachsen bist. Das ist ja auch eine spannende Lebensgeschichte. Wie lange hast du dort gelebt?

Also fließend spreche ich es nicht mehr. Ich bin dort geboren und habe dort dreieinhalb Jahre gelebt. Ich bin mit spanisch und deutsch zweisprachig aufgewachsen. Aber als wir dann zurück nach Berlin gegangen sind, haben meine Eltern nicht mehr spanisch mit uns geredet. Somit ist das ein wenig in Vergessenheit geraten. Nach meinem Abitur war ich für drei Monate in Südamerika an einer Sprachschule und bin viel gereist. Diese Identifikation mit meinem Geburtsland war mir wichtig. In den letzten dreieinhalb Jahren in Berlin wurde wieder viel spanisch gesprochen. Da habe ich viel verstanden, selber sprechen war etwas schwieriger, weil die Übung gefehlt hat.

Im zweiten Teil des Interviews geht es unter anderem um die Kaderzusammenstellung, Thomas Pächs  Zusammenarbeit mit Chris O'Shea und die Integration junger Spieler in einen Bundesliga-Kader.

Ein weiteres großes Interview wird zudem morgen im General-Anzeiger Bonn erscheinen!


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