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„Es hat sehr gut getan, Verantwortung zu tragen“

Tadas Klimavicius im Interview

Er war die letzte Verpflichtung der Offseason 2014. Mit umso größerer Wucht schlug Tadas Klimavicius für die Telekom Baskets Bonn auf dem Parkett ein. Die kantige Spielweise des 2,04 Meter-Mannes passte perfekt zu den Rheinländern, was sich in Form von 12,9 Punkten und 6,0 Rebounds pro Partie in den Statistikbüchern niederschlug. Der 32-Jährige über deutsche Autos, Geheimrezepte und Spiele auf der Fünf.

Fels in der Bonner Brandung: Tadas Klimavicius (Foto: Jörn Wolter)

Tadas, nach zuvor sechs Jahren bei Zalgiris Kaunas hast du vergangenen Sommer nochmals den Schritt weg von der Heimat gemacht und bist im Sommer nach Bonn gekommen. War der Schritt im Nachgang für dich richtig und haben sich deine Erwartungen an die Saison erfüllt?

Tadas Klimavicius: „Die Entscheidung, noch einmal das eigene Land zu verlassen und in einer anderen Liga zu spielen, ist mir nicht leicht gefallen. Nach Gesprächen mit Coach Fischer und dem Management wusste ich, dass ich im Vergleich zu meinen letzten zwei Jahren in Kaunas viel Spielzeit erhalten würde. Die Verantwortlichen haben mir klar gemacht - und das habe ich auch bewusst so gewollt - dass die Mannschaft mich als Leistungsträger braucht. Für mich war es unheimlich wichtig zu sehen, dass ich nach meiner Knieverletzung vor mittlerweile drei Jahren lange und effektiv spielen kann. Ich habe das Spiel vermisst – und Bonn hat mir das gegeben, wonach ich gesucht habe.“

Aber warum ausgerechnet ein Team in Deutschland?

„Das ist schon immer ein Traum von mir gewesen. Als ich 16 oder 17 Jahre alt war, sind wir mit der Juniorennationalmannschaft in Deutschland gewesen – da ist unheimlich viel bei mir hängen geblieben. Ich mochte die Größe des Landes, die naturgeprägten Gegenden … und ich mochte schon immer deutsche Autos (lacht). So gesehen ist mit der Saison bei den Telekom Baskets ein Herzenswunsch für mich in Erfüllung gegangen.“

Was war der größte Unterschied zwischen den Baskets und Zalgiris?

„In Kaunas hast du es fast ausschließlich mit NBA-erfahrenen Amerikanern und Nationalspielern zu tun. Große Namen sind in den meisten Fällen auch mit großen Egos verbunden. Der Umgang miteinander ist da ein ganz anderer als in Bonn. Die Jungs hier sind sehr viel entspannter und offener, was sicherlich eines unserer Geheimrezepte für den Erfolg gewesen ist.“

Wie hast du deine Rolle innerhalb der Mannschaft gesehen?

„Mit meiner nationalen und internationalen Erfahrung habe ich den Jungs sicherlich ein Stück helfen können. Der Austausch mit dem Coaching Staff und den anderen Spielern war super und hat mir das Gefühl gegeben, dass mein Input wirklich zählt. Das war genau das, was ich wollte: helfen.“

Wie seid ihr als Team damit umgegangen, dass im Saisonverlauf fast permanent andere Clubs im Fokus der Öffentlichkeit standen?

„Wir fanden es eigentlich ganz cool, dass kaum jemand an uns als Mannschaft geglaubt hat. Das hat uns streng genommen nur noch mehr motiviert und enger zusammenrücken lassen. Ich denke, dass wir über - das gesamte Jahr gesehen - gezeigt haben wie viel Qualität in unserem Kader steckte. Auf der anderen Seite ist es natürlich schade, dann nach fünf Spielen aus den Playoffs auszuscheiden. Aber ich kann niemandem einen Vorwurf machen, nicht gekämpft zu haben.“

Du persönlich bist als gelernter Power Forward in Bonn als Center aufgelaufen. Was war das für eine Erfahrung?

„Eine spannende. Ich habe schon früher durch meine Physis immer mal wieder auf der Center-Position ausgeholfen – und habe das auch gern gemacht. Hier war es tatsächlich so, dass ich das erste Mal in meiner Karriere eine komplette Saison auf der Fünf aufgelaufen bin. Es hat mir sehr gut getan, zu erkennen, dass ich mich dort durchsetzen und die Verantwortung auf dieser Position tragen kann.“

Zurück in Litauen: Was stand zunächst ganz oben auf deiner Liste der zu erledigenden Dinge?

(lacht) „Vor meinem Abflug habe ich bei meiner Frau ein leckeres Essen bestellt. Wir haben viel Zeit als Familie verbracht. Obwohl meine Frau und meine zwei Töchter im Laufe der Saison insgesamt viermal in Bonn waren, gibt es natürlich unheimlich viel nachzuholen. Was passiert gerade in der Schule und im Kindergarten? Ach ja, und in die Sauna wollte ich auch unbedingt wieder.“


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