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Loungin‘

Baskets-Neuzugang Jordan Parks im Portrait

Es gibt Verbindungen, die verpflichten. Und seien sie noch so weit entfernt. Sie bestehen. Sie sind nicht wegzuwischen. So geht es den Absolventen der Campus Magnet High School in Queens, New York. Der legendäre Bob Cousy machte hier seine ersten basketballerischen Schritte, und LL Cool J schrieb lieber Reime statt bei seinen Mitschülern die Hausaufgaben ab. So bekam Jordan Parks in frühester Kindheit tagein, tagaus unterschwellig vermittelt, dass Faulenzerei für ihn keine Option sein kann.

Parks hat seinen Vornamen der Tatsache zu verdanken, dass seine Mutter ein großer Michael Jordan-Fan ist. (Foto: Jörn Wolter)

Parks ist stets auf der Suche nach der Herausforderung. Auf und abseits des Feldes. Eine Eigenschaft, die sich in seinem sportlichen Werdegang sichtbar niederschlägt wie ein Platzregen im April. Gleichzeitig hat der Forward die Gabe, seine Fähigkeiten realistisch einzuschätzen und daraus abzuleiten, was es braucht, um den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen. „Wenn ich auf dem Feld stehe, soll jeder sehen, dass ich da bin. Von Anfang sollen alle wissen, dass sie auf mich bauen können“, beschreibt der 23-Jährige kurz vor dem ersten Mannschaftstraining mit den Telekom Baskets. Bis dahin gab es nur Gespräche, Arzttermine, ein gemeinsames Abendessen. „Doch wenn der Ball im Spiel ist, bin ich keiner der sich versteckt oder abwartet. Ich bin da. Ich will präsent sein. Ich kann nicht anders, als das zu geben, was in mir steckt.”

Was in ihm steckt, verrät ein Stück weit die Herkunft. Der New Yorker Stadtteil Queens gilt als Geburtsstätte ehrlich arbeitender Basketballer. Als Brutstelle harter Kerle. Als unstillbarer Quell an Energie und hoher Intensität. „Jordan ist all das, was du über New York wissen musst”, beschreibt Ex-Baskets Geno Lawrence, der Parks im Sommer regelmäßig auf den Freiplätzen der Stadt begegnet. „Er spielt nicht nur mit Herz und Leidenschaft, sondern hat diesen Hunger, sich mit anderen und an sich selbst zu messen.“

Can’t protect treasures when it’s in a glass house

Das wird besonders denjenigen bewusst, die regelmäßig mit dem 2,01 Meter-Mann gemeinsam auf dem Feld stehen. So wie der ebenfalls aus Queens stammende Ryan Pearson, der jeden Sommer mit Parks zusammen die Freiplätze der Stadt unsicher macht. „Als ich Jordan das erste Mal gesehen habe, dachte ich bloß: Was für ein super-athletischer Kerl“, sagt Pearson lachend. Und der aktuell in Dijon unter Vertrag stehende Linkshänder fügt hinzu: „In unserem ersten Sommer in einem Team wollte Jordan immer nur mit Lobpässen zum Alley-Oop gefüttert werden – er ist immer das Feld mit Volldampf entlang gesprintet, um anspielbar zu sein.“

Parks Talent bleibt nicht ungesehen. Nach dem Highschool-Abschluss anno 2011 geht es zunächst ans Central Florida Community College, ab 2013 dann bei North Carolina Central weiter – mit Erfolg. Mit durchschnittlich 10,1 Punkten, 5,6 Rebounds und 1,1 Blocks pro Partie trägt der Flügel dazu bei, dass die Uni im Frühling 2004 erstmals in ihrer Geschichte an der „March Madness“ teilnimmt. „Ich habe das NCAA Tournament schon immer geliebt, jetzt dabei sein zu können ist einfach großartig”, gibt Parks damals zu Protokoll. Zwar ist gleich in der ersten Runde gegen Iowa State mit 75:93 Endstation, doch hat das innerlich lodernde Feuer neuen Zündstoff bekommen.

So ist der Gang nach Italien zu Pallacanestro Alma Trieste im Sommer 2015 kein Rückschritt, sondern abgeklärtes Kalkül. Die zweite italienische Liga ist die perfekte Spielwiese für Parks, um sich an die europäischen Gepflogenheiten sowie das Leben als Profi zu gewöhnen – und gleichzeitig auf dem Parkett zu glänzen. In seiner Rookie-Saison reißt er beachtliche 16,5 Punkte und 9,0 Rebounds pro Spiel ab, im Jahr darauf geht es gar bis ins Finale der Serie A2. Auch wenn der Gewinn der Meisterschaft gegen Bologna ausbleibt, bewirbt Parks such mit Allround-Statistiken von 14,3 Punkten, 7,4 Rebounds, 1,7 Assists sowie je 1,3 Steals und Blocks für höhere Aufgaben.

I keep it steamy, I make it burn when it’s my turn

„Seine Entwicklung in Europa haben wir jeden Sommer zu spüren bekommen”, berichtet Ryan Pearson. „Wenn wir mit mehreren Jungs aus Queens zusammen die Turniere der Stadt gespielt haben, kam Jordan Jahr für Jahr mit mehr individueller Qualität dazu.“ Klar, die Möglichkeit, deutlich über Ringniveau Pässe anzunehmen und durch den Ring zu drücken, ist geblieben. Doch vor allem ist es der Wille, in der Verteidigung Akzente zu setzen. Pearson: „Für uns war irgendwann klar, dass Jordan mit seiner Toughness und Schnelligkeit auf den besten Spieler der gegnerischen Mannschaft angesetzt wird.“

Bei den Telekom Baskets Bonn ist der BBL-Frischling ebenfalls als taktische Allzweckwaffe im Einsatz. Seine Athletik erlaubt es ihm, an beiden Enden des Feldes als Small Forward aktiv zu sein, kann es ob seiner überdurchschnittlichen Konstitution jedoch auch problemlos mit größeren und schwereren Angreifern aufnehmen. „Seine Dunks, seine Blocks sind die Dinge, auf denen 10:0-Läufe basieren“, konstatierte einst NCC-Headcoach LeVelle Moton. Genau diese Qualitäten kommen in der Gegenwart auf dem Hardtberg zum Einsatz. Parks ist keiner, für den extra ein System gelaufen werden muss. Keiner, der Dinge im Eins-gegen-Eins erzwingt. Der Forward arbeitet zuverlässig in Brettnähe (5,5 Rebounds) und setzt offensiv in der Transition oder nach Steals – dann besonders gern per wuchtigem Dunk – immer wieder Akzente (5,3 Punkte). Bei alledem ist sicher noch Luft nach oben. Die Saison ist jung, die Bundesliga und Champions League ein anderes Pflaster als die italienische Serie A2. Dies ist das gewählte Level, auf dem er sich beweisen will. Jordan Parks weiß, dass Faulenzerei für ihn keine Option sein kann.






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