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Methusalem im Dauerbetrieb

Kenne deinen Feind: Quantez Robertson

Die Liga sucht immer nach prägenden Gesichtern. Nach Typen. Nach Geschichten. Schwer zu finden seien diese, heißt es. Dabei läuft eine der größten Attraktionen im deutschen Basketball seit über sieben Jahren durch die Hallen der Nation. Und Quantez Robertson hat nicht im Entferntesten vor, den Fuß auch nur ein bisschen vom Gas zu nehmen…

Kommt zum ersten Baskets-Heimspiel auf den Hardtberg: Quantez Robertson (Foto: Sebastian Dorbrietz)

Der Ball ist eigentlich schon weg. Erst geblockt, dann schnell nach vor getragen. Das Kampfgericht hat die nächsten Zähler gedanklich bereits auf dem Bogen eingetragen. Alles, was noch fehlt, ist die selbstverständliche Verwertung des punktgenauen Passes. Wie aus dem Nichts schiebt sich eine Pranke zwischen Leder und Ring. Stoppt die Bewegung des Angreifers so brachial, dass dieser wie ein Stein zu Boden geht. Die Halle eskaliert. Mitspieler, Zuschauer, TV-Kommentatoren überschlagen sich in Jubelschreien und reiben sich verwundert die Augen. Und Quantez Robertson … rollt sich nach der Defensivaktion des Jahres so geschmeidig ab, dass Mister Miyagi mit der Zunge schnalzen würde.

Der auf 1,88 Meter getreckte Duracell-Hase der FRAPORT SKYLINERS ist auch jenseits der 30 Lenze stets gewillt, seinen Körper zum Wohl des großen Ganzen – lies: fürs Team – zu opfern. Die einen sagen: Ohne Rücksicht auf Verluste. Für andere ist es vorbildlichster Einsatz. Manche beschreiben seine Taten als die kleinen Dinge, die in keinem Boxscore auftauchen. Ok, der Block lässt sich statistisch erfassen, ist aber letzten Endes auch nur eine Zahl. Doch die Emotionen, die dadurch ausgelöst werden, der Umschwung des vielzitierten Momentums, lassen sich in Gold nicht aufwiegen.

Wer die Selbstlosigkeit Robertsons verstehen will, ist gut darin beraten, den Schritt über den großen Teich zu machen. Bis nach Auburn, wo sie Charles Barkley und Bo Jackson wie Götter verehren. Wo ehrliche Arbeit nicht großgeschrieben, sondern einfach tagtäglich abgeleistet wird. Wo im Football-Stadion der örtlichen Universität bei Spielen der Tigers mehr Zuschauer Platz nehmen, als das beschauliche Nest im Bundesstaat Alabama an Einwohner vorzuweisen hat. Einst hat der „Round Mound of Rebound“ versucht Dirk Nowitzki für seine Alma Mater zu rekrutieren und ist daran gescheitert. Vielmehr kam es zu einem umgekehrten Basketball-Export, als mit Quantez Robertson ein Auburn-Alumni gen good ol‘ Germany pilgerte, um dort sein sportliches Glück zu finden.

Als der robuste Small Forward, gefangen im Körper eines Running Backs, anno 2009 in die Bundesliga kommt, ist nicht viel mehr über ihn bekannt, als dass er sich selbst zu College-Zeiten mit den Attributen „tough, handsome, energetic“ beschrieb. An der ersten und dritten Qualität hat sich bis heute nichts verändert … der Rest ist von der persönlichen Vorliebe für Cornrows abhängig. Ein überraschender tiefer Ritt durch die Playoffs bis zur Finalserie gegen Bamberg deutet insgesamt Robertsons Wert für das Team und den Standort Frankfurt an – auch wenn er in den fünf Partien gegen die Franken kaum zur Entfaltung kommt (3,0 PpS, 3,0 RpS). Willkommen bei den großen Jungs, Rookie!

Der Amerikaner nimmt die Niederlage als lehrreiche Erfahrung mit, schleift an seinem Spiel, schmiedet seine Rolle im hessischen Konstrukt mit harter linker Hand und entwickelt sich während der nächsten drei Jahre zu einem auf Hochtouren laufenden, nimmermüden Allzweckwaffe. Als das Frankfurter Programm sich zum Ziel nimmt, junge deutsche Spieler an den Main zu locken, braucht es sportliche Korsettstangen, die dem Nachwuchs bestmöglichen Halt geben. Robertsons Antwort auf die über allem schwebende Frage nach der Stemmbarkeit dieser Aufgabe: Durchschnittlich 10,8 Punkte, 6,3 Rebounds, 2,9 Assists und über 37 pro Partie abgerissene Minuten.

Wenn anderen auf der Zielgeraden einer Partie langsam aber sicher die Puste ausgeht, läuft der Edelverteidiger erst richtig heiß. Nach vier Saisons, in denen er immer deutlich über eine halbe Nettostunde pro Spiel ran musste, gingen Robertsons Minuten anno 2015/2016 erstmals wieder zurück (29:30 Minuten) – der Lohn für die langsam Flügge werdenden ehemaligen Youngster, die zu Männern gereift nun selbst einen gehörigen Teil der Last schultern. Doch als in den Playoff-Halbfinals gegen Ulm die Not am größten und Hilfe erbeten ist, springt „Tez“ den Lehrlingen zur Seite, schraubt seinen Output auf 12,0 PpS und 4,0 ApS.

„Es ist unfassbar, was er für körperliche Grundvoraussetzungen mitbringt“; beschreibt Johannes Richter, der in den vergangenen drei Jahren neben Robertson bei Frankfurt auflief. „Aber er weiß vor allem, mit welchen kleinen Kniffen er auf dem Feld arbeitet und der gegnerischen Mannschaft das Leben schwer macht.“ Der Bonner Forward weiß, wovon er spricht … und deutet genau die Dinge an, die oft unterschätzt werden oder nur dem besonders geschulten Auge auffallen. „Wenn er das Pick-and-Roll verteidigt, ist das die Hölle für jeden angreifenden Big Man. Tez schafft es, den gegnerischen Guard so weit rauszuschieben, dass du als Großer kaum einen richtig guten Block setzen kannst – und stattdessen schnell ein Foul gepfiffen bekommst.“ Der Kniff eines Veteranen, der sich nur durch eine gute Portion Abgezocktheit, gepaart mit Erfahrung, erklären lässt.

Wenn Bonn die Bankenstädter im Telekom Dome empfängt, hat Robertson bereits die stolze Summe von 254 Bundesliga-Spielen absolviert. Neben ihm läuft mit Antonio Graves lediglich ein weiterer Vertreter der „Generation 30+“ für Frankfurt auf. Alle anderen: Deutlich näher am Karriereanfang, denn am Veteranen-Dasein. Teilweise noch Teenager, die mit dem Fahrrad zum Training kommen. Mahir Agva (Jhg. 1996) ist gegenüber einem Niklas Kiel (´97) schon fast ein Routinier, Aufbau-Talent Isaac Bonga (´99) wird noch Welpenschutz gewährt. Was der Swingman für die Skyliners bedeutet, lässt am besten durch einen Vergleich ausdrücken: Robertson hat in Summe 7.856:08 individuelle BBL-Minuten auf dem Buckel, der gesamte (!) Rest des Kaders weist schmale 5.575:40 Minuten vor – noch Fragen?!




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