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Preseason Chronicles: Guerilla-Marketing vom feinsten

Von der Rheinaue über den Münsterplatz ins Telekom Forum

Während der Vorbereitung auf eine neue Saison ist die Zeit das vermeintlich wertvollste Gut einer Mannschaft. Es gilt neue Mosaiksteine zu einem passenden Bild zusammen zu setzen. Sich einzuspielen. Routinen zu bilden und feste Abläufe zu etablieren. Oder wie Ludwig van Beethoven einst sagte: „Der Mensch besitzt nichts Edleres und Kostbareres als die Zeit.“ Womit der berühmteste Sohn der Bundesstaat komplett richtig liegt – es kommt jedoch immer darauf an, was mit der zur Verfügung stehenden Zeit angestellt wird.

Ein Termin jagt den nächsten. (Foto: Borys Bommel/Jörn Wolter)

Das große, über allem schwebende Thema der Woche war und ist der anstehende Kranz Parkhotel-Cup. Doch bevor Istanbul, Avellino und der FC Bayern München in den Telekom Dome einfallen, standen Termine auf dem Programm, die kurzweiliger nicht hätten sein können. Und unterhaltsam. Und gesellig.

Dienstag (6.9.)
Der ProBaskets e.V. hat zum großen Stelldichein in die Rheinaue geladen. Partner und Sponsoren sind gekommen. Dazu das Team. Die Cheerleader. Geschäftsstellenmitarbeiter. Business Card-Inhaber. Ein illustrer Kreis, der bei bestem Wetter einen lauschigen Abend im Grünen verbringt und vorbeiradelnde Zaungäste anzieht. Ein erstes Kennenlernen der Mannschaft. Die Pole Position beim Gang zum Buffet sichert sich Konstantin Klein. Gute Spielübersicht und noch besseres Timing. Ein Leader. Doch vor allem: Über 8.000,- Euro für den Hauptverein, die während des Sommers beim Golfturnier des ProBaskets e.V. zustande kamen. Florian Koch gibt den fleißigen Simultanübersetzer für die Mitspieler bei den Interviews. Josh Mayo will alles wissen. Julian Gambles bessere Hälfte erhält anerkennenden Sonderapplaus für ihren Einsatz in der 1. Damenmannschaft – mehr familiäre Konkurrenz geht nicht. Um 22:30 Uhr verlassen die letzten Spieler das Rark-Restaurant. Es gibt keinen offiziellen Zapfenstreich. Die selbstverordnete Ruhe ist Teil der notwendigen Regeneration, um am nächsten Morgen in der Halle wieder hart arbeiten zu können.

Mittwoch (7.9.)
Um 9:00 Uhr trudeln die ersten Spieler im Telekom Dome ein. Umziehen. Bandagieren. Warmup. Mit Ball und Blackroll. Routinen bilden. Abläufe etablieren. Es stehen zwei Stunden ehrliche Arbeit an, die kein Zuckerschlecken darstellen. Parallel dazu werden die Minibusse mit Stühlen beladen. Nach dem Training geht’s unter die Dusche, und anstatt der Jogginghose liegen magentafarbene Trikots im Spind. Aufgesessen und ab in die City. Zielort Münsterplatz. Guerilla-Marketing vom feinsten. Das Beethoven Orchester ist bereits da. Ganz in schwarz, die Instrumente im Anschlag. Beethoven schaut aus mehreren Metern Höhe ernst auf die Ansammlung musikalischer und sportlicher Künstler herab. Passanten bleiben stehen. Smartphones soweit das Auge reicht. Initiator General-Anzeiger fotografiert und filmt, was die Speicherkarten hergeben. Coach Poropat trägt Frack. Überzeugend. Alles horcht auf sein Kommando. Musiker und Spieler und eine Gruppe skeptisch dreinblickender Asiaten folgen den Anweisungen des Taktstocks. Sport und Kultur. So einfach kann’s sein.

Donnerstag (8.9.)
Endlich ist soweit. Der Tag der großen Mannschaftspräsentation ist gekommen. Das Telekom Forum hat sich auf Hochglanz herausgeputzt und erwartet rund 500 Fans. Doch ehe die Tore offiziell aufgehen, haben sich 50 Mitglieder des Baskets KidsClub bereits „reingeschlichen“, um einen exklusiven Blick auf die Mannschaft zu werfen. Die ist vollzählig anwesend. Zum Glück. Julian Gamble, Ryan Thomspon und Josh Mayo hätten sich beinahe verfahren. Johannes Richter und Yorman Polas Bartolo übrigens auch. Ist gerade nochmal gutgegangen.
Stephan Althoff und Wolfgang Wiedlich verkünden die Verlängerung der engen Zusammenarbeit zwischen Telekom und Baskets bis 2019. Aufbrandender Applaus. Zurecht. Seit 1993 ist viel passiert. Eine Basis, die älter ist als mancher Spieler.
Beim Einlauf der Mannschaft gibt es ein Effektfeuerwerk. Neben. Stroboskoplicht. Jubelnde Zuschauer und begeisternd schreiende Kinder. Bei der Fragerunde gibt Koch abermals nebenbei den Übersetzer. Routinen und Abläufe. So wichtig der Einsatz auf dem Feld ist, gleiches gilt für den Dialog mit den Fans. Kein Autogrammwunsch bleibt unerfüllt, kein Selfie wird akzeptiert, ehe es nicht perfekt ist. Auf dem Weg zum Auto lässt Filip Barovic, dass er sich daheim nochmal dem Kader Istanbuls widmet. Die zur Verfügung stehende Zeit ist kostbar. Beethoven wäre stolz.


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