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Regelmäßig raderdoll

Das Karnevalsspiel ist in Bonn eine Institution

Wenn die Halle ihre Pforten öffnet und die Zuschauer ins Innere strömen, liegt der Fokus auf dem sportlichen Höhepunkt des Abends. Ob Hardtberghalle oder Telekom Dome, seit dem Aufstieg ins Oberhaus im Jahre 1996 ist Basketball in Bonn durchgängig in aller Munde. Doch einmal im Jahr herrschen im Rheinland andere Gesetze vor, denen sich auch die Mannen auf dem Parkett nicht entziehen, geschweige denn sie ignorieren können.

Schon Arvid Kramer und Co. mischten sich an Karneval nach getaner Arbeit unters jecke Volk. (Foto: Jörn Wolter)

Vielleicht ist gerade deshalb das traditionelle Karnevalsspiel ein Erlebnis, welches in seiner Einzigartigkeit nur schwer zu beschreiben ist. Vielleicht haben die Baskets gerade deshalb eine starke Bilanz vorzuweisen, wenn es in der jecken Zeit mit bis zu 6.000 Närrinnen und Narren im Rücken gegen die Konkurrenz geht.

Die schlechte Nachricht vorweg: Im Jahre 2005 fand während der Karnevalstage kein Heimspiel auf dem Hardtberg statt. Dafür fiel die große Sause in den insgesamt 18 weiteren Erstliga-Saisons meist umso größer aus, da Bonn in den meisten Fällen als Sieger vom Parkett ging. Mit einem Augenzwinkern sei an dieser Stelle notiert, dass die Niederlagen allesamt gegen von Natur aus eher humorlose Konkurrenz zustande kamen – Frankfurt (2002, 2003), Bamberg (2006) und Bremerhaven (2008, 2011).

Am anderen Ende des närrischen Spektrums rangieren allerdings auch einige Mannschaften, die trotz mehrerer Anläufe noch nie die Hochburg Hardtberg zu nehmen wussten. Darunter, diese Erwähnung muss selbstverständlich in den Vordergrund gerückt werden, befindet sich auch Ulm. Die „Spatzen“ haben bereits drei Versuche unternommen, um den Aschermittwoch verfrüht nach Bonn zu bringen … und waren dabei immer erfolglos (1999, 2000, 2013).

Schickten die Baskets den schwäbischen Besuch bei den ersten beiden Karnevalsspielen noch mit deutlichem Abstand (102:69, 88:64) zurück gen Schwaben, fällt der jüngste närrische Sieg (99:94) in die Kategorie, in welcher Spannung und jeckes Treiben eine Einheit bilden. Satte acht Partien vor kostümiertem Publikum gingen mit einer Differenz von fünf oder weniger Zählern aus.

Die knappsten Ereignisse trugen sich allerdings erst in den letzten zwei Jahren zu. Ob es an Eugene Lawrence liegt, ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen noch nicht eindeutig belegt. Fakt jedoch ist, dass seitdem der aus Brownsville stammende Point Guard im magentafarbenen Dress die Strippen zieht, es vor Bonns größter Karnevalsparty erst noch amtliche Krimis durchzustehen galt. Bei seinem Einstand nagelte Lawrence den siegbringenden Dreier zum 80:79 über Bremerhaven in des Gegners Korb, und an das nervenaufreibende 66:65 aus der vergangenen Saison kann sich nicht nur ein jeder Baskets-Fans, sondern auch die BG Göttingen noch gut erinnern.

Unabhängig vom jeweiligen Endergebnis der Begegnung wird im Anschluss im Foyer gefeiert und der Narretei freien Lauf gelassen. Für Fans und Spieler ist dies immer eine gute Gelegenheit, um in gelöster Atmosphäre miteinander zu plauschen, sich auszutauschen oder in geselliger Runde den Elektrolyte-Haushalt zu regulieren.


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