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Telekom Baskets trauern um Bruno Socé

Langjähriger Headcoach starb mit 68 Jahren in München

Er war der strenge Zuchtmeister auf und am Basketball-Spielfeld und abseits davon ein entspannter, sympathischer Mensch: Als der kroatische Trainer und ehemalige jugoslawische Nationalspieler (Teamkamerad von Svetislav Pesic) im Gründungsjahr der Telekom Baskets Bonn (1995) das Traineramt in der 2. Liga Nord übernahm, revolutionierte dies die Art und Weise, wie in Bonn Leistungsbasketball betrieben wurde. Kurzum: mehr Disziplin, mehr Akribie und mehr Detailgenauigkeit in allen Daseins-Bereichen einer professionellen Basketball-Mannschaft.

Im Jahr 1995 hatte die seit 1993 den Bonner Basketball sponsernde Deutsche Telekom AG ein Zweijahresprojekt ins Leben gerufen: Ziel war es, binnen der nächsten zwei Spielzeiten in die 1. Bundesliga aufzusteigen. Dr. Hans Braun, erster Baskets-Präsident, und Wolfgang Wiedlich, damals Bundesliga-Abteilungsleiter, entschieden sich auf der Schlüsselposition des Projekts für eine spielphilosophische Kehrtwende und die jugoslawische Schule: Es kam der Kroate Bruno Socé, der von Svetislav Pesic (damals Headcoach Alba Berlin) empfohlen worden war. Als Sport-Manager fungierte der gebürtige Amerikaner und Ex-NBA-Spieler Arvid Kramer, der unter Socé noch zwei Jahre als Center spielte.

Es wäre Geschichtsklitterung, wenn man heute von einer harmonischen Basketszeit sprechen würde, denn da trafen kroatische (Socé) und amerikanische (Kramer) Basketball-Überzeugungen aufeinander, und die deutsche Mentalität wirkte als Vermittler. Unterschiedlichste Kulturen arbeiteten für ein großes Ziel, den Erstliga-Aufstieg, zusammen, rieben sich dabei kräftig und waren für das große Ganze (Baskets) außerordentlich produktiv. Gleich im ersten Socé-Jahr gelang der Aufstieg. Es herrschte große Euphorie und Begeisterung, die zuschauermäßig den Sportpark Pennenfeld (offizielle Kapazität: 1.300) bei jedem Heimspiel an seine Grenzen trieb. Von Socé lernten die Basketballfans zudem einen neuen Betrachtungswinkel: Dunkings seien „zwar gut und schön, aber nicht entscheidend“, sondern eine intakte Abwehr sei das Allerwichtigste. Der Baskets-Fanclub heißt bis heute „Defense“.

Obwohl Öffentlichkeit und Medien den Umzug in die verwaiste Hardtberghalle (Kapazität: 3.000) als „Größenwahnsinn“ hielten, wechselten die Telekom Baskets 1996 für ihre erste Bundesliga-Saison unter Socé die Halle. Die Saison 1996/97 wurde eine der denkwürdigsten der Baskets-Geschichte: Socés strikte Defense-Ausrichtung und strenge Teamdisziplin trugen weiter Früchte und führten 1997 zur ersten Finalteilnahme eines Aufsteigers in der deutschen Basketballgeschichte. Nicht nur das: Die Begeisterung in Bonn erreichte neue Dimensionen, was sich damals im Mai 1997 unter anderem – Online-Ticketshops gab es noch nicht – in einer 800 Meter langen Ticket-Warteschlange (vor dem Finale gegen Berlin) manifestierte. Kaum war ein Heimspiel angepfiffen, dauerte es nie länger als fünf Minuten, da schleuderte Socé sein Jacket in die Ecke und dirigierte sein Team mit leidenschaftlicher Mimik und armbetonter Gestik. Weitere Vize-Meisterschaften folgten 1998/99 und 2000/2001.

Ein weiteres Markenzeichen von Bruno waren kurze Sätze, mit denen er komplexe Dinge auf den Punkt brachte. Einige blieben – wie in Stein gemeißelt – seinen Weggefährten bis heute im Gedächtnis. Einer (1995) lautet: „Spieler sind Kinder.“ Aber vor allem: „Basketball ist kein Spaß, sondern harte Arbeit.“ Ein weiterer (1999) schmückt heute unseren Business-Club: „Wir haben Wunder gemacht.“ Das bezog sich auf die verrückte Spielzeit „Vom Virus zum Vize“ (1998/99), als die Telekom Baskets allesamt mit Pfeifferschem Drüsenfieber im Bett lagen und die ersten Bundesliga-Spieltage ohne sie stattfanden. Socé trainierte einstweilen, der Verzweiflung nahe, weiter – mit zwei nicht infizierten Spielern. Nach der Saison 2000/2001 endete die Zusammenarbeit Socé/Baskets und wurde Predrag Krunic, den Socé 1999 als Co-Trainer aus Belgrad geholt hatte, neuer Cheftrainer. Bruno Socé war nach Bonn noch in Russland, Ludwigsburg und Rumänien als Trainer aktiv.

Arvid Kramer, der seit 2005 in San Diego einen Basketballclub für 9- bis 13-Jährige betreibt, sagt: „Die Nachricht von Brunos Tod hat mich tief betroffen gemacht.“ Kramer meint: „Er war damals sehr gut für uns, auch wenn er bei uns mit seinem Stil viele Kopfzerbrechen und graue Haare verursachte. Man kann sagen: Bruno Socé war der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt für die Baskets.“

Socé war zudem eine starke Persönlichkeit – ein Typ in jeder Hinsicht und vor allem einer, der sich mit seinen Idealen und Überzeugungen nicht dem Zeitgeist beugte. Er hat die Telekom Baskets bis heute geprägt. Unvergessen ist seine Führung für Spieler und Betreuer anlässlich eines Saporta-Cup-Auswärtsspiels durch seine Heimatstadt Sarajevo, aus der er 1994 samt Familie wegen des Bürgerkriegs geflohen war.

Die Telekom Baskets werden Bruno Socé dankbar in Erinnerung behalten und ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.

Der Vorstand der Telekom Baskets Bonn


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