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Baskets trauern um ihren Teamarzt „PM“

Ein Nachruf von Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich

Unser langjähriger Team-Internist, Dr. med. Peter-Martin Klassen, ist nach einer tragischen Erkrankung im Alter von nur 59 Jahren gestorben. Wir trauern um eine wichtige Kraft in unserer Aufbauphase, die gleich zu Anfang (1998) die größte medizinische Krise, die es je in unserem Bundesligateam gab, meistern musste. Vor allem trauern wir um einen echten Freund der Baskets sowie um einen humorvollen sowie geistreichen Menschen. Nicht zuletzt verlieren auch zahlreiche Baskets-Mitarbeiter „ihren“ Arzt.

Als „PM“, wie er im Club hieß, bei den Baskets als Team-Internist begann, stand zunächst der internistische Check-up jedes Profis zu Saisonbeginn im Fokus. PM bestand stets auf einem großem Blutbild, weil er im Blut „wie in einem Buch“, wie er es nannte, las. Es ging nicht um Bänder, Knochen und Gelenke, für die sein Kollege und Orthopäde Dr. med. Michael Volkmer bis heute zuständig ist, sondern auch um unerkannte Herzfehler, Viren und zuweilen auch um Wandernieren, die basketsintern erklärten, warum ein Center das Getümmel unterm Korb meidete und – centerunüblich – den Distanzwurf suchte. Vor allem aber stand PM an der neuralgischen Front zwischen Spielern und unserem legendären und gestrengen Headcoach Bruno Socé. Der ordnete nach Niederlagen stets Waldläufe durch den Kottenforst an, während einige Spieler nichts mehr hassten als das Traben auf vermatschten Gehwegen. Man ahnt es schon: Nun war der Internist als Psychologe und Mediator gefragt, denn stets meldeten sich einige Spieler kurz vor einem Waldlauf krank. Das lief meist auf „Magenspiegelung gegen Straflauf“ hinaus. Auch um Mitternacht war PM-Dienstzeit: Spieler oder Trainer haben Kinder, die nachts plötzlich erkranken. Und PM’s jahrelanger Kampf für eine profihafte Ernährung – also gegen „Chicken Wings“ und „Big Macs“ oder heimliches Rauchen unter der Spielerdusche – könnte ein halbes Buch füllen. 

Doch das war alles nichts gegenüber der Baskets-Team-Epidemie im Spätsommer 1998. Das Virus hieß Epstein-Barr und löste in unserem Team einen regelrechten Fiebersturm aus. PM erinnerte sich in der Saison-Illustrierten 2005: „Ich hatte es mit einer Population von mit Pfeifferschem Drüsenfieber befallenen Basketballprofis zu tun.“ Die Ohnmacht des Coaches sei offensichtlich gewesen. „Er war verzweifelt: nur zwei Spieler im Training. Aber ich blieb unerbittlich – absolutes Trainingsverbot.“ Das Risiko für die Milz sei viel zu groß gewesen. Wenn man so will: PM setzte sich gegen Socé durch, was damals nur wenigen gelang. Die Saison 1998/99 („Vom Virus zum Vize“) startete dann zunächst ohne die Telekom Baskets. Trotzdem standen wir letztlich wieder im Finale.

PM war ein verlässlicher Baskets-Baustein, eine „gute Seele“, wie man im Rheinland sagt, auch eben „ein Typ“ mit vielen Um-die-Ecke-denken-Ideen. Wir sind sehr traurig und danken PM für eine tolle gemeinsame Zeit, immerhin rund 20 Intensiv-Jahre, und werden ihm für immer ein ehrendes Andenken bewahren.

Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.

 


Foto: Wolter


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