Baskets unter Zugzwang

Die Stimmung ist gut im Telekom Dome. Während die einen bereits mit ihrem Cool-Down und Dehnungsübungen begonnen haben, werfen Karsten Tadda und Saulius Kulvietis nach dem intensiven Mittagstraining noch eine Runde Dreier um die Wette. Auch Tyson Ward und Michael Kessens messen sich in einem Wurfwettbewerb. Von außen betrachtet mag die Atmosphäre nach dem Zwei-Null-Rückstand überraschend positiv wirken, doch Parker Jackson-Cartwright hat eine einfache Erklärung dafür: „Wir denken nicht darüber nach [dass wir mit zwei zu null zurückliegen]. Wir sind genauso fokussiert im Training wie zuvor und ändern jetzt auch nicht plötzlich unser Verhalten. Wenn wir uns damit beschäftigen würden, wären wir schon besiegt. Es bleibt der gleiche Ansatz: Wir konzentrieren uns nur auf das nächste Spiel.“

Baskets auf Augenhöhe mit Euroleague-Team

Nach einem über 40 Minuten hartem Kampf waren die Baskets am vergangenen Montag nur 3,1 Sekunden vom Heimsieg entfernt, ehe der letzte schwierige Wurf von Javontae Hawkins sein Ziel verfehlte. Der FC Bayern hatte den letzten Spielzug sehr gut verteidigt und den Baskets gleich vier Optionen für den finalen Angriff weggenommen. „Gegen ein Team vom Kaliber des FC Bayern gibt es wenig Raum für Fehler. Wir sind ein gutes Team, waren in beiden Spielen lange auf Augenhöhe, im zweiten Spiel hatten wir den Sieg auf der Hand. Ich erwarte, dass es am Samstag ebenso eng zugehen wird“, sagt Parker Jackson-Cartwright.

Ein weiteres Merkmal der Serie: die körperbetonte Spielweise. So standen beide Mannschaften im zweiten Spiel insgesamt 59 Mal an der Freiwurflinie! „Wir haben den Kampf gut angenommen und mit großem Einsatz und auch physisch dagegengehalten. Aber es kommt nicht nur auf den bloßen Kampf an. Was uns vielleicht etwas gefehlt hat, war die Disziplin, um dies über die gesamten 40 Minuten aufrechtzuhalten. Wir müssen smart sein, auf den Ball aufpassen und gute Würfe nehmen. Wenn wir all das schaffen, haben wir immer die Möglichkeit, das Spiel zu gewinnen“, so PJC, der wie das gesamte Team entschlossen ist, die Playoff-Serie am Leben zu halten.  

Bislang konnte der FC Bayern das Tempo des Spiels kontrollieren und den über die Saison hinweg etablierten Bonner Fastbreak-Basketball weitestgehend ausbremsen. So kam Bonn in beiden Spielen bislang nur zu insgesamt 16 Fastbreak-Punkten. „Wir müssen unsere Stärken besser ausspielen und weniger ihr Spiel spielen, das sehr methodisch ist. Wir müssen hinten gut verteidigen, damit wir das Tempo anziehen und ins Laufen kommen können“, weiß der Bonner Point Guard und spricht damit einen weiteren Punkt auf der Bonner To-Do-Liste an: das Rebounding! In beiden Partien sicherte sich der FC Bayern sowohl mehr Offensiv- als auch Defensivrebounds als die Baskets. Gleichzeitig schaffte es die Mannschaft von Headcoach Tuomas Iisalo jedoch überraschend gut, sich gegen die körperlich starken Bayern im Halbfeldangriff zu behaupten: 66 ihrer insgesamt 149 Halbfinalpunkte erzielten die Telekom Baskets Bonn in der hart verteidigten Münchner Zone! 

Der Kapitän geht voran

Karsten Tadda spielt die besten Playoffs seiner Karriere und stellt zusätzlich zu seiner starken Defense immer mehr seine Offensivqualitäten unter Beweis: Der 33-Jährige erzielte in bislang fünf Playoff-Spielen im Schnitt 8,2 Punkte, traf 60 Prozent seiner Dreier- und gut 57 Prozent seiner Zweierversuche. Zudem gelangen ihm pro Spiel gut anderthalb Ballgewinne. In zwei Halbfinalspielen gegen den FC Bayern blieb der Baskets-Kapitän bislang tadellos von der Dreierlinie und traf sämtliche seiner fünf Dreierversuche. Mit zuletzt 16 Punkten im zweiten Halbfinalspiel schrammte Tadda nur knapp an seiner BBL-Karrierebestleistung von 19 Zählern vorbei. Mit durchschnittlich 29 Minuten und 16 Sekunden Einsatzzeit pro Partie reißt Tadda auch die meisten Minuten aller Baskets-Spieler im Halbfinale ab. 

Die auffälligsten Spieler der Halbfinalserie

• Punkte: Nick Weiler-Babb (16,5 Punkte pro Spiel) / Javontae Hawkins (14,5)
• Rebounds: Nick Weiler-Babb (8,5 Rebounds pro Spiel) / Michael Kessens (6,0)
• Assists: Parker Jackson-Cartwright (5,5 Assists pro Spiel) / Ognjen Jaramaz (3,0)
• Dreier: Saulius Kulvietis (6/10, 60 Prozent), Andi Obst (5/7, 71,4 Prozent)
• Zweier: Deshaun Thomas (8/10, 80 Prozent), Michael Kessens (6/8, 75 Prozent)

Meilenstein-Alarm

Michael Kessens wird gegen den FC Bayern München Basketball in seinem 150. easyCredit BBL-Spiel auflaufen. Zudem benötigt der Center noch drei Rebounds, um den Meilenstein von 700 Rebounds zu erreichen. 

Skyler Bowlin fehlt noch ein Ballgewinn bis zum 200. Steal seiner BBL-Karriere. 

TV-Übertragung 

Das Spiel wird live ab 17:45 Uhr auf Magenta Sport übertragen. Sport 1 zeigt das dritte Halbfinalspiel ab 18:00 Uhr.