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„Beim Poker blufft Benas gern“

Baskets-Neuzugang Eugene Lawrence im Interview

Volles Programm für Eugene Lawrence. Erst der Flug aus der Ukraine ins Rheinland, dann der obligatorische Medizin-Check. Anprobe der Trainings-Kleidung und Trikots. Ein schnelles Foto-Shooting für die Homepage sowie die lokalen Printmedien. Dann endlich ist Zeit, um zumindest kurz durch zu atmen ... und Fragen über seinen Werdegang, Poker im Mannschaftsbus und persönliche Herausforderungen zu beantworten.

Gibt gegen Bremerhaven sein Debüt im Baskets-Dress: Eugene Lawrence (Foto: Jörn Wolter)

Eugene, willkommen in Bonn. Für all diejenigen, die deine Vita noch nicht kennen: Gib uns doch einen kurzen Überblick zu deinem Lebenslauf.

Eugene Lawrence: „Gerne. Ich bin in New York geboren worden und habe mit dreizehn Jahren erstmals organisiert Basketball gespielt. In der Highschool habe ich es als Freshman gleich ins Varsity Team geschafft - das hat mich zusätzlich motiviert. Anschließend war ich vier Jahre auf der St. John‘s University, ehe ich meine Profikarriere in Europa, genauer gesagt in der Slowakei, begonnen habe. Von dort ging es für insgesamt drei Jahre nach Tschechien, wo ich zwei Saison in Prostejov mit Benas zusammen spielte. Die vergangenen anderthalb Jahre war ich in der Ukraine, aber die politischen Umbrüche haben sich auch immer mehr auf den Sport ausgeweitet. Als Anfang des Jahres zudem das Gehalt ausblieb und kürzlich die Anfrage der Telekom Baskets kam, war der Weg nach Bonn für mich geebnet - ich bin dankbar, dass der Verein mir die Chance und das Vertrauen gibt, hier sein zu dürfen.“

Zu College-Zeiten, wann ist bei dir der Entschluss gereift, Profi zu werden? Und wie war die Umstellung während deiner ersten Saison für Nitra?

„In meinem Jahr als Sophomore habe ich gemerkt, dass Profi-Basketball eine ernsthafte Option für mich ist. Das hat mich die letzten beiden Saison an der Uni unheimlich motiviert und angetrieben. Das bereitet dich aber natürlich nicht auf die Eingewöhnung vor, die du durchmachst, wenn du aus den Staaten in ein dir fremdes Land kommst. Die Slowakei ist ein tolles Land, aber komplett anders als alles, was ich aus New York kannte. Zu meinem Glück hatte ich in Demetri Hill, einem weiteren Amerikaner bei Nitra, einen großartigen Mentor, der mir sehr geholfen hat. Er hat mich darin bestärkt, als Profi fernab der Heimat offen für Neues zu sein und die Bereitschaft zu entwickeln, auf und abseits des Feldes außerhalb der eigenen „Comfort Zone“ neue Wege zu gehen.“

Du hast in Prostejov zwischen 2009 und 2011 mit Benas Veikalas zusammen gespielt. Was ist aus dieser Zeit hängen geblieben?

(grinst) „Das waren zwei großartige Jahre. Wir hatten mit ganz wenigen Ausnahmen immer die gleichen Leute im Kader, das hat sich besonders in der zweiten Saison bemerkbar gemacht. Was und damals als Team ausgezeichnet hat, war die Tatsache, dass wir viele starke Charaktere in der Mannschaft hatten. Wir hatten keine Scheu, uns gegenseitig mit konstruktiver Kritik zu konfrontieren. Aber es war immer klar, dass es nicht persönlich wird, sondern dazu dient, uns als Basketballer besser zu machen. Da sind viele Faktoren zusammengekommen, womit wir andere Defizite vielleicht wettgemacht haben. So konnten wir damals in der Eurochallenge in Bonn einen Sieg einfahren...“

Danke, dass du Prostejovs 81:75-Sieg im Telekom Dome aus der Saison 2010/2011 ansprichst. Ihr seid damals in zwei Tagen per Bus angereist, seid ausgestiegen, habt gewonnen, und dann ging es wieder auf die Piste. Ein wilder Ritt...

(lacht) „Absolut. Wir haben uns die meiste Zeit im Bus mit Poker vertrieben. Das haben wir bei den meisten Auswärtsfahrten gemacht. Einer der Jungs hat sogar einen kleinen Poker-Tisch gebaut, der in den Mittelgang des Busses geklemmt werden konnte. Auf dem Weg nach Bonn haben wir so pro Tag sicherlich mindestens fünf Stunden verbracht.“

Hand aufs Herz: Wie hast du abgeschnitten?

„Am College haben wir nie KArten gespielt. Also musste ich diesbezüglich eine Menge dazulernen. Am Ende war ich aber definitiv einer der besseren Pokerspieler im Team.“

Und Benas?

(lacht) „Tja, das ist so eine Sache ... gegen Benas Poker zu spielen ist total schwer, weil du ihn nur ganz schwer einschätzen kannst. Er blufft gern, da weisst du nie, woran du bist. So gesehen ist es mit ihm am Pokertisch wie auf dem Feld: Benas hat so viele Sachen drauf, dass dir nie sicher sein kannst, was als nächstes kommt.“

Abschließend: Was für einen Typ Spieler können die Bonner Fans erwarten, wenn du gegen Bremerhaven erstmals im Telekom Dome aufläufst?

„Sie können einen Point Guard erwarten, der seine Mitspieler besser machen und mitreißen will. Gerade defensiv ist es immer wichtig, wenn dein Team sieht, dass du viel Energie aufs Feld bringst. Klar, im Angriff muss es mein Job sein, alle anderen glücklich zu machen. Bisher ist mir das immer gut gelungen. Für mich persönlich ist ungemein wichtig, dass ich schnellstmöglich mitbekomme, wie die einzelnen Charaktere ticken, wer welche Vorlieben, Stärken oder auch Schwächen hat. Nur so kannst du als Team wachsen und besser werden.“


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