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„Besseres Gespür für die richtige Position bekommen“

Interview: Benas Veikalas

In der FIBA EuroChallenge setzte er den Telekom Baskets Bonn mächtig zu. Allein beim Gruppenspiel im Telekom Dome markierte Benas Veikalas 21 Punkte und führte seinen damaligen Verein BK Prostejov zu einem 81:75-Sieg. Der nachhaltige Trost der Pleite: Der Litauer unterschrieb Mitte Juni einen Vertrag über zwei Jahre bei dem Telekom Baskets und soll während dieser Zeit gemeinsam mit Jared Jordan sowie Chris Ensminger eine der wichtigsten Korsettstangen der Rheinländer sein. Noch befindet sich der 27-Jährige im wohlverdienten Sommerurlaub, nahm sich aber gern für ein kleines Interview Zeit.

 

 

Benas, was war für dich der Hauptgrund bei den Telekom Baskets einen Zweijahres-Vertrag zu unterschreiben?

 

Benas Veikalas: „Bonn ist ein großartiges Team, das in Europa eine wirklich gute Reputation genießt. Ich war sehr angetan, als ich das Angebot bekam, hier spielen zu können. Der Verein setzt sich hohe Ziele und geht mit vielen Erwartungen in die neue Saison - daran möchte ich teilhaben. Dass ich gleich für zwei Jahre unterschrieben habe hilft sowohl dem Team als auch mir. Ich denke, dass ich mich gerade zu Beginn natürlich an den Basketball-Stil in der Beko Basketball Bundesliga gewöhnen muss. Auch müssen wir als Team zueinander finden, sonst funktioniert es nicht. Michael Koch ist ein guter Coach und Bonn als Verein gut organisiert, das hat meine Entscheidung hier spielen zu wollen erleichtert.“

 

Du hast mit Prostejov vergangenes Jahr in der FIBA EuroChallenge gegen Bonn gespielt. Was ist dir aus den beiden Partien in Erinnerung geblieben?

 

„Ich kann mich noch daran erinnern, dass besonders das Spiel im Telekom Dome echt hart war - vor allem waren die Fans extrem laut! Da waren wir am Ende des Tages einfach nur glücklich, dass wir den Sieg stehlen konnten, da wir uns mit Bonn ja ein Duell um den zweiten Gruppenplatz geliefert haben. Das war übrigens das erste Mal, dass ich in Deutschland gespielt habe, und es hat mir richtig gut gefallen.“

 

Ihr seid damals von Prostejov aus mit dem Bus angereist und habt dafür zwei Tage gebraucht. Wie schwer sind da die Beine zu Spielbeginn, und wie eng lässt so ein Trip die Mannschaft zusammenrücken?

 

„Das war in der Tat eine lange Fahrt. Für die Team-Chemie war es eine tolle Erfahrung, denn wir haben uns als Spieler, und natürlich auch die Coaches, viel besser kennen gelernt. Auf halber Strecke haben wir angehalten und eine Nacht im Hotel verbracht. Auch der Bus war recht geräumig, von daher hielt es sich mit den schweren Beinen nach der Fahrt eigentlich in Grenzen. Dennoch ist so eine Reise anstrengend, aber die gewachsene Kameradschaft wiegt die Strapazen auf jeden Fall mehr als auf.“

 

Die meisten Zuschauer haben dich als Schützen in Erinnerung. Wo siehst du ansonsten deine basketballerischen Stärken?

 

„Letztes Jahr bin ich nicht nur mit meinem Dreier stabiler geworden, beziehungsweise habe ich ein besseres Gespür für die richtige Position abseits des Balls bekommen. Mein Wurf aus der Bewegung oder dem Dribbling heraus ist besser, und ich versuche auch öfter bis ans Brett durch zu gehen. Das macht mich als Spieler gefährlicher, hilft aber auch gleichzeitig dem Team.“

 

Du bist in Prostejov meistens von der Bank gekommen. Was ist der Schlüssel, um dann direkt produktiv ins Spiel einzugreifen?

 

„Ich bin nicht nur in Prostejov, sondern auch schon während meiner Zeit in Litauen oft von der Bank gekommen. Ich muss nicht zwingend in der ersten Fünf stehen. Es kommt darauf an, was der Coach für eine Strategie fährt und wie ich als Spieler am besten ins System passe. In Prostejov sah es eben so aus, dass ich von der Bank kam, um dem Team einen Energieschub zu geben - was meistens gut funktioniert hat.“

 

Wie schwer war seinerzeit der Sprung von Litauen in die Vereinigten Staaten. und womit hast du dir dann bei der Rückkehr nach Europa schwer getan?

 

„Die anfängliche Zeit in den USA war geprägt von interessanten, aber auch schwierigen Erfahrungen. Ich musste nicht nur auf dem Feld mit viel athletischeren Spielern und einer sehr verteidigungs-orientierten Spielweise klarkommen, sondern auch sprachlich und kulturell galt es einige Hürden zu nehmen. Zu meinem Glück war ich nicht der einzige ausländische Spieler im Kader, was die Anpassungsphase deutlich erleichtert hat.“

 

„Als ich aus den Staaten zurück nach Europa kam, musste ich den Leuten erst einmal beweisen, das Benas Veikalas in der Zwischenzeit ein guter Basketballer geworden ist. Mein erstes Jahr als Profi war natürlich eine harte Nummer, da sich plötzlich das ganze Leben nur noch um Basketball dreht - es ist auf einmal ein richtiger Job. Aber ich konnte mich immer auf meine Coaches und Mitspieler verlassen. Sie haben mir in der Anfangszeit bei vielen Dingen geholfen und gezeigt, worauf als Profi besonders zu achten ist.“

 

In welchen Bereichen hast du dich in Prostejov als Spieler am meisten weiterentwickelt?

 

„Ich bin ein besserer Teamspieler geworden. Viele von uns waren die kompletten vergangenen zwei Jahre in Prostejov zusammen, das hat das eigene Selbstvertrauen, aber auch das Vertrauen in die Nebenleute enorm gestärkt. Gerade in der abgelaufenen Saison wusste ich genau, wie ich der Mannschaft helfen kann und was ich auf dem Feld zu tun habe. Im Endeffekt haben sich einige Dinge gegenseitig positiv beeinflusst: Je mehr Vertrauen du in Trainer und Mitspieler hast, desto mehr vertrauen sie dir ... und umgekehrt. Du musst lediglich in der Lage sein dich auf Neues einzulassen.“

 

Ihr hattet zwei tiefe Playoff-Runs und seid beide Male erst im Finale gescheitert. Ist Doppelmeister Nymburk tatsächlich das Über-Team, von dem immer berichtet wird?

 

„Soweit es Prostejov betrifft, wussten wir, dass wir eine starke Mannschaft beisammen haben und Nymburk auch schlagen können. Schon während der regulären Saison waren unsere Aufeinandertreffen hart umkämpft und von hoher Intensität geprägt. Im Finale stand es nach vier Partien ausgeglichen 2-2 und im fünften Spiel führten wir bei zwei Minuten auf der Uhr mit acht Punkten. Dann hat sich Nymburk irgendwie in die Verlängerung gerettet und uns doch noch mit zwei Zählern geschlagen. Im sechsten Finalspiel war bei uns dann die Luft raus, wir haben einfach nicht genug Energie aufs Feld gebracht. Im Nachhinein denke ich, wir haben bewiesen, dass unser Team mit Nymburk absolut auf Augenhöhe gespielt hat - auch wenn wir am Ende nicht unser Ziel erreicht haben. Dennoch muss und kann man Nymburk zur Meisterschaft nur gratulieren.“

 

Du hast am College bei Metro State mit Mark Worthington zusammen gespielt, der 2010 mit Bamberg die Meisterschaft in Deutschland geholt hat. Hast du dich bei ihm über die Beko BBL erkundigt? Und falls Ja, was hat er gesagt?

 

„Nein, zu Mark hatte ich keinen Kontakt, aber ich habe mit Mindaugas Lukauskis gesprochen, der letztes Jahr in Oldenburg gespielt hat. Er meinte, dass er von Bonn, der Vereinsführung und Coach Koch einen guten Eindruck hat und mir Deutschland sicher gefallen würde, sollte ich mich für die Baskets entscheiden. Sowohl über die Liga als auch den Lebensstil in Deutschland hat er nur Gutes berichten können.“


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