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Bonner betreten Neuland in Deutschland

Basketball-News vom 17.02.04

Die Pressemitteilung der Stadt Bonn stimmte hoffnungsvoll: „Baskets-Halle wird gebaut“ – doch wer weiter las, kam sich vor wie in einem Boulevard-Blatt. Überschrift durch den Text nicht gedeckt. Der Rat der Stadt Bonn hatte einen Zuschuss von 1,6 Millionen Euro bewilligt und auch ein Grundstück. Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) ist optimistisch: Noch im September will sie den Spatenstich für das 13-Millionen-Euro-Projekt setzen. Es herrscht Wahlkampf in der ehemaligen Bundeshauptstadt.

Den Braten riechen offenbar auch die Fans. So ist im Diskussionsforum der Telekom Baskets Bonn nicht der ganz große Jubel ausgebrochen. Denn diese Substraktionsaufgabe beherrscht jeder: 13,2 – 1,6 = 11,6. „Woher kommt die restliche Kohle?“ fragen die Fans und wollen endlich ein Spendenkonto eingerichtet sehen. Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich, eine Art Power Forward in der Hallenfrage, ist verhalten: „Mit dem Ratsbeschluss sind wir jetzt auf der Ziellinie, aber noch nicht durchs Ziel.“ Man habe mit dem städtischen Zuschuss und durch einige Werbeverträge rund acht Millionen Euro zusammen. Nun gelte es, den Kreditbedarf weiter zu verringern. Und wie? Schweigen. Die stets sparsamen Bonner wissen nur zu genau, was auf sie zukommt: Zum Kapitaldienst addieren sich noch die Betriebskosten und „alles zusammen darf den Teametat nicht anknabbern“ . Das sei eben der Preis für den ungewöhnlichen Ansatz.

 

Die Bonner Hallenidee – vereinseigen, monofunktional – wäre ein Novum in der Basketball Bundesliga (BBL). An die reine Basketball-Haupthalle (4.400 Sitzplätze, 1.400 Stehplätze) wäre zudem ein Ausbildungszentrum, die in den 13 Millionen Euro bereits enthalten ist, angegliedert. Also keine Multifunktion, kein Investor, kein externer Betreiber. „Die gesamte Wertschöpfungskette in unserer Hand“, sagt Pressesprecher Michael Mager. Schon machen einige Betriebswirtschaft-Studenten eine Diplomarbeit daraus.

 

Das man beim dreimaligen Vizemeister in diese Richtung denkt, verwundert nicht. Ständig entgehen den Baskets Einnahmespitzen. Ob im Derby gegen Köln, wenn Champion Berlin anreist oder die Play-off-Spiele anstehen – oft könnten weit mehr Tickets verkauft werden. Längst ist Bonn seit dem Aufstieg 1995/96 Basketballstadt, war die Hardtberghalle (3.500) schon im 1. Erstliga-Jahr zu klein und herrscht inzwischen mangels Hallenstunden ein Aufnahmestopp bei Jugendlichen und Kindern. Selbst wenn es sportlich Mal für die Europaliga reichen sollte: In Bonn würde die geeignete Halle fehlen.

 

OB Dieckmann hatte bereits 1999 vor 7.000 Jubelnden eine neue, größere Halle versprochen. Doch das Vorhaben lief erst gar nicht und dann nur schleppend an. Als vor einem Jahr dann auch noch der eingeplante Landeszuschuss von 3,2 Mio. Euro vom finanzklammen Düsseldorf gestrichen wurde, „sah es recht düster aus“, sagt Wiedlich. Der Präsident aber blieb am Ball, erhielt bald auch städtische Unterstützung und sieht jetzt wieder Land. Zusammen mit Architekt Jan van Dorp reiste er durch die Lande, inspizierte Hallen, studierte Kosten, fragte Leuten ein Loch in den Bauch. „Es wird kein Schloss werden“, sagt er, „sondern etwas rein Funktionales ohne bewegliche Tribünen.“ Van Dorp sagt dazu „rau, aber herzlich“. Dass auch die Fans Hand anlegen werden, um Kosten zu sparen, wäre im „Baskets-Ameisenstaat“ keine Überraschung. Nur den Rohbau dürften die Ameisen kaum stemmen können.


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