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„Das Bonner Publikum ist einfach großartig“

Rimantas Kaukenas im Interview

Manchmal haben Sportler kein Glück. Und dann kommt auch noch Pech dazu. Schon im Hinspiel konnte er krankheitsbedingt nicht gegen seinen alten Club antreten, und die Reise auf den Hardtberg musste er darüber hinaus auch noch streichen. Eine Verletzung der Bauchmuskulatur hielt Rimantas Kaukenas davon ab, an seinem alten Club im Rheinland einen sportlichen Besuch abzustatten. Im Telefongespräch philosophierte der heute 37-Jährige über seine Zeit am College, die Saison bei den Telekom Baskets sowie die Bonner Fans.

(Foto: Jörn Wolter)

Rimantas, verletzungsbedingt musstest du leider in Italien bleiben. Kurz und knapp: Wie geht es dir?

Rimantas Kaukenas: „Ja, ich wäre wirklich gern mit nach Bonn gekommen, aber leider muss ich diese anhaltende Bauchmuskelverletzung auskurieren. Zum Glück bin ich auf einem guten Weg, so dass ich hoffentlich bald schon wieder ins Geschehen eingreifen kann. Natürlich wäre ich unheimlich gerne in dem neuen Telekom Dome aufgelaufen, denn Bonn ist eine Station in meiner Karriere, die mir nach wie vor besonders viel bedeutet. Ich bin so dankbar für all die großartigen Momente, die wir damals hatten. Und auch Jahre später sind mir immer wieder Bonner Fans über den Weg gelaufen, die mich unterstützt haben. Das ist absolut nicht selbstverständlich und ein tolles Gefühl. Hier ist ein Club und ein Ort, an dem jeder Spieler sein will, denn das Umfeld ist schlichtweg großartig.“

Was ist dir aus der Saison 2003/2004 am meisten in Erinnerung geblieben?

„Ich kann mich gut an diese Spielzeit erinnern, denn ich hatte im Vorfeld nicht unbedingt gedacht, dass es für mich nach Deutschland gehen würde. Doch dann ging irgendwie alles ziemlich schnell, nachdem Arvid Kramer dauernd anrief und auch Coach Krunic großes Interesse an mir zeigte. In Bonn angekommen ist mir zunächst aufgefallen, wie freundlich alle sind, aber dennoch hart und präzise gearbeitet wird – das gefiel mir. Die Saison an sich war Wahnsinn, denn viele hatten wahrscheinlich nicht gedacht, dass wir auf diesem Level spielen können und nach der Hauptrunde den zweiten Platz belegen. Die Halbfinalserie gegen Frankfurt war tough, hat aber auch unheimlich viel Spaß gemacht, weil da eine Mannschaft war, die uns in allen Aspekten unfassbar viel abverlangt hat. Oder das Spiel in Köln … wir reden hier von einem Spiel mitten in der regulären Saison … in der Kölnarena: Das war ein unglaubliches Erlebnis, vor solch einer Kulisse antreten zu können.
Im Nachgang muss ich sagen, dass es für mich die perfekte Situation, um als junger Spieler besser zu werden und den nächsten Schritt zu machen. Viel lag mit der gesamten Organisation zusammen, die uns immer angeschoben, motiviert, aber auch gefordert hat. Das Jahr in Bonn hat mir wirklich einen großen Schub verliehen, der meine Karriere beflügelt hat.“

Gibt es etwas, von dem du sagen würdest: Das unterscheidet Bonn von anderen Clubs, für die du gespielt hast?

„Was mir tatsächlich unheimlich positiv in Erinnerung geblieben ist: Das Bonner Publikum ist so freundlich und hat so viel Ahnung von Basketball, wie es nirgends anders erlebt habe. Da bist du nach einem schlechten Spiel nicht wüst beschimpft oder beleidigt worden, sondern wurdest aufgebaut, weil alle wollten, dass du die Woche drauf wieder besser spielst. Außerdem ist Basketball in Bonn ein riesen Ding für die ganze Familie. Da kommen Kinder mit ihren Eltern und Großeltern, die Kleinen spielen nach dem Schlusspfiff noch auf dem Feld und die Großen stehen beisammen, um über das Spiel zu diskutieren – das ist doch einfach großartig.“

Hast du noch Kontakt zu einigen deiner alten Mitspieler?

„Ja, mit ein paar von ihnen, Oluoma Nnamaka oder Aleksandar Capin zum Beispiel. Miladin Mutavdzic lebt mittlerweile in den Staaten in Louisiana und geht dort einem geregelten Job nach. Auch mit Coach Krunic habe ich hin und wieder Kontakt gehabt – dann haben wir uns meist über diverse Spieler ausgetauscht.“

Du warst zwischen 1996 und 2000 am College bei Seton Hall. Wie sehr haben dich die Erfahrungen in den USA auf deine Profikarriere vorbereitet?

„Die Herausforderung im Vorfeld war nicht so sehr, in Übersee aufs College zu gehen. Die Schwierigkeit bestand vielmehr darin, ein ordentliches Programm zu finden, das mir in meiner Entwicklung gut tun würde. Genau das war bei Seton Hall und Coach Tommy Amaker der Fall. Er hat definitiv einen entscheidenden Teil dazu beigetragen, mich zu dem Spieler zu formen, der ich heute bin. Ich bin damals nicht nur kräftiger und von der Spielanlage her physischer geworden, sondern habe auch viel über das Leben abseits des Parketts gelernt, was mir als Person sehr geholfen hat.“

In der Saison 2012/2013 hast du in Litauen für DEN Verein schlechthin gespielt: Zalgiris Kaunas. Wie war dieses Jahr in der Heimat für dich?

„Damit ist ein Traum wahr geworden, denn dieser Verein ist so voller Tradition und stellt das Zentrum des litauischen Basketballs dar. Sportlich war es schwierig, da der Club mit finanziellen Unwägbarkeiten zu kämpfen hatte und wir die hohen Erwartungen – von Fans und uns selbst – nicht erfüllen konnten. Dennoch war es sehr lehrreich, denn wir gingen in drei unterschiedlichen Ligen an den Start und haben gegen Unmengen toller Mannschaften gespielt. Es war alles in allem ein ungemein intensives Jahr für alle beteiligten.
In dieser Saison habe ich übrigens auch Tadas Klimavicius kennengelernt, der uns aufgrund seiner Knieverletzung leider nicht helfen konnte und an seinem Comeback gearbeitet hat. Wie er täglich geackert hat, um wieder aufs Feld zu kommen, hat mich schwer beeindruckt.“


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