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„Erfahrungen, die ich nicht missen möchte“

Steve Wachalski im großen Abschieds-Interview

Als Steve Wachalski vor zwei Jahren zu den Telekom Baskets wechselte, war er überwiegend nur den Bonner Fans ein Begriff, die eine Saison zuvor seinem 20 Punkte-Auftritt mit dem MBC auf dem Hardtberg beigewohnt hatten. Bonn behielt seinerzeit die Oberhand und wurde zwischen 2013 und 2015 die neue Heimat des Power Forwards, der sich ob seiner ehrlichen Arbeitseinstellung schnell in die Herzen der Fans spielte. Vor allem aus der Distanz gefürchtet, legte „Steeeeeve“ in der abgelaufenen Spielzeit im magentafarbenen Dress durchschnittlich 6,3 Punkte bei einer Dreierquote von 40,9 Prozent auf. Zur kommenden Saison schließt sich der 32-Jährige der Konkurrenz von medi bayreuth an.

Stand 2014/15 für Bonn im Schnitt über 15 Minuten auf dem BBL-Parkett: Steve Wachalski (Foto: Jörn Wolter)

Was wirst du an Bonn vermissen, und worauf freust du dich in Bayreuth?

Steve Wachalski: „Das wird eine Menge, eigentlich fast alles sein. Ich habe Bonn in den vergangenen zwei Jahren in mein Herz geschlossen. Die Halle, die Fans, die Stadt. Basketballerisch waren es die zwei prägendsten Jahre meiner Karriere, und auch abseits des Platzes habe ich hier tolle Menschen kennengelernt. Ich wäre gerne länger geblieben, aber es hat nicht sein sollen.
Wenn ich jetzt zurück nach Bayreuth gehe, gibt es viele Dinge auf die ich mich freue. Persönlich und als Basketballer habe ich mich weiterentwickelt, werde eine andere Rolle im Team haben, als das noch 2010/2011 in meinem ersten Jahr als Profi der Fall war. Ich hoffe, dass ich nun mehr meine Stärken ausspielen und zeigen kann.“

Auf dem Feld hast du dir den Ruf als Dreier-Experte erarbeitet. Dabei kamen 2013/2014 (67,0 Prozent) deutlich mehr deiner Würfe von „Downtown“ als 2014/2015 (54,7 Prozent).

„Das ist auf der einen Seite richtig, und der Wurf ist nach wie vor sicherlich meine größte Stärke. Aber mir war früh klar, dass ich auch andere Optionen für mich entwickeln muss, um nicht als zu eindimensional angesehen zu werden. Deswegen bin ich letzte Saison auch öfter zum Brett gegangen, was meistens ganz gut funktioniert hat.“

Dennoch war stets das Gefühl vorhanden, dass du von außen alles reinmachen kannst. Besonders nach dem Spiel gegen Trier, in welchem du acht von zehn Dreierversuchen versenkt hast – dabei die meisten aus der linken Ecke.

(lacht) „Naja, es kann schon sein, dass ich von da ein paar mehr Dreier getroffen habe, als von anderen Positionen. Dabei ist die Ecke sicher nicht mein Lieblings-Spot – eigentlich werfe ich von überall gerne. Aber gegen Trier war das eben der Fleck, an dem ich oft frei war. Es lief einfach für mich an diesem Tag. Das war toll, gar keine Frage. Ich selbst bin eigentlich nur froh, dass ich damit der Mannschaft helfen konnte und wir das Spiel gewonnen haben. Die Unterstützung der Fans war riesig und es ist schön zu wissen, dass vielen dieser Abend in guter Erinnerung geblieben ist.“
 

 
Was bleibt dir sportlich besonders positiv in Erinnerung, was dagegen eher negativ?

„Da kann ich keinen speziellen Moment rauspicken. Dafür waren die zwei Jahre in Bonn als Ganzes zu prägend. Sportlich habe ich mich 2014/2015 so gut und selbstbewusst gefühlt wie noch nie. Coach Fischer hat mir viel Vertrauen geschenkt, die Charaktere im Team waren durch die Bank großartig. Mit den Baskets habe ich erstmals Playoffs gespielt, bin im Eurocup aufgelaufen – das sind definitiv sehr spezielle Erfahrungen, für die ich sehr dankbar bin und nicht missen möchte.
Auf der anderen Seite sind die Playoff-Niederlagen gegen Oldenburg und Ulm ärgerlich, da beide Male mehr für uns drin gewesen wäre. In beiden Serien haben wir auswärts eine große Chance liegenlassen, die uns hinten raus wehgetan hat. Woran ich sogar noch ein Stückchen mehr zu knabbern hatte, war das Eurocup-Spiel in Paris. Mit einem Sieg dort wären wir so gut wie sicher in der nächsten Runde gewesen, was mich unheimlich gereizt hätte.“

Wie sehr wirst du es vermissen, in der Umkleide deinen Spind zwischen den vor sich hin singenden Eugene Lawrence und Ryan Brooks zu haben?

(lacht) „Ich muss dazu sagen, dass ich mir das nicht freiwillig ausgesucht habe, sondern mir der Platz zugeteilt wurde. Es war definitiv immer lustig – auf der einen Seite Geno der Rapper, auf der anderen Ryan als R’n’B-Fan. Irgendwann hört man die Singerei gar nicht mehr.
Was ich definitiv vermissen werde ist mein Zimmergenosse Flo auf Auswärtstouren. Wer auch immer sich das ausgedacht hat, uns beide zusammen zu stecken, hat alles richtig gemacht.“

Du hattest vor zwei Jahren bei deinem Wechsel nach Bonn sicherlich gewisse Erwartungen. Sind diese rückblickend in Erfüllung gegangen?

„Ja, auch wenn sich viele Dinge vorher nicht so richtig konkret greifen ließen. Ich kam wegen der Perspektive zu den Baskets, wollte den nächsten Schritt machen und mich weiterentwickeln – wie auch immer das konkret aussehen sollte. Die Chance auf einen internationalen Wettbewerb und die Playoffs als klares Ziel waren unheimlich attraktiv. Gemessen an dem, was wir in den letzten zwei Saisons alles erlebt und erreicht haben, sind meine Erwartungen mehr als erfüllt worden. Die in Bonn gemachten Erfahrungen versuche ich zukünftig in Bayreuth einzubringen.“

Wenn es 2015/2016 zum Wiedersehen kommt, was glaubst du wie es sein wird, wenn du mit Bayreuth im Telekom Dome aufläufst?

„Ich glaube … nein, ich weiß wie’s wird. Ein gewisses Bauchkribbeln ist sicherlich dabei, wenn ich in die Halle komme. Aber ich freue mich jetzt schon, viele bekannte Gesichter wiederzusehen. Das wird ein toller Tag. Die Fans werden mich herzlich begrüßen, und beide Teams geben auf dem Feld Vollgas. Ansonsten lasse ich mich einfach überraschen – aber gewinnen will ich auf jeden Fall.“ 


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