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Feature: ALLSTARS aus Tradition

Stefan und Michael Koch weisen acht Nominierungen auf

Wenn am zweiten Weihnachtsfeiertag (26.12., 17:00 Uhr) im Bonner Telekom Dome zum sportlichen Vergleich zwischen Baskets und Dragons geladen wird, dann ist das selbstverständlich auch das Aufeinandertreffen der Trainer-Brüder Stefan und Michael Koch. Viel mehr aber ist es eine Begegnung, bei der ALLSTAR-Herzen höher schlagen. Mit Darren Fenn (2009) und Chris Ensminger (2010) laufen immerhin die beiden letzten MVPs des jährlichen Bestentreffens auf. Die Innenspieler werden auch am 22. Januar 2011 in der Arena Trier mit von der Partie sein, ebenso wie Quakenbrücks Aufbau Tyrese Rice und Dragons-Coach Stefan Koch ob des dritten Tabellenplatzes der Niedersachsen steht der Basketballfachmann für die Nord-Auswahl an der Seitenlinie. Es ist Kochs dritte Nominierung als ALLSTAR-Coach, womit er eine lange Tradition fortführt...

 

Den ersten Koch'schen Auftritt bei einem ALLSTAR Game feierte Shooting Guard Michael 1992, als er mit der Nord-Auswahl ein 141:121 über den Süden einfuhr. Im Jahr darauf schlug der Scharfschütze und Verteidigungsspezialist gleich doppelt zu: Neben dem knappen 96:93 Nord-Sieg trug er sich als Gewinner des Dreipunkte-Wettbewerbs in die Bundesliga-Annalen ein. Nur zwei Jahre später (1995) schaffte der damals bei Bayer Leverkusen unter Vertrag stehende Europameister erneut das Double aus Sieg im Spiel (109:93) und Gewinn der Dreier-Contests. Das war immer toll, wir hatten als Spieler einen Riesenspaß miteinander und haben uns viel besser kennengelernt, berichtet Michael. Es wurde viel Ulk gemacht, man konnte vollkommen ohne Druck auflaufen und hat mit Jungs wie Keith Gatlin oder Armin Andres spielen können. Ich bin immer gern dort hingegangen und habe es als Ehre angesehen, dabei sein zu dürfen. Noch ehe 1996 die europäischen Grenzen durch das Bosman-Urteil niedergerissen wurden und Michael den Gang gen Griechenland antrat, war es an Stefan, als Headcoach des aufstrebenden SV Tally Oberelchingen die ALLSTAR-Bühne zu betreten.

 

Ausgerechnet in Bonn gab der heute 46-Jährige sein Debüt beim Bestentreffen, welches 1996 im Modus National vs. International ausgetragen wurde. Die Hardtberghalle platze seinerzeit aus allen Nähten und drohte durch das begeisterte Getöse der Zuschauer einzustürzen, als die Begegnung auch noch in die Verlängerung ging. Am Ende hatten die von Calvin Oldman gecoachten Internationalen mit 165:163 knapp die Nase vorn, zum MVP wurde Baskets-Forward Sinisa Kelecevic gewählt. Ich meine mich erinnern zu können, dass Mike Jackel kurz vor Ende der regulären Spielzeit einen Korbleger von der linken Seite daneben gemacht hat, rekapituliert Stefan, und fügt schmunzelnd an: Das war wohl der einzige Linkskorbleger, den er jemals verlegt hat.

 

Drei Jahre später (1999), der Modus wurde wieder auf Nord vs. Süd umgestellt, wird Koch das zweite Mal als ALLSTAR-Trainer berufen. Seinerzeit in Diensten der frisch aus der Taufe gehobenen Skyliners aus Frankfurt wird er aus nächster Nähe Augenzeuge des wohl skurilsten BBL-Showevents, das Basketball-Deutschland je gesehen hat. In der Bielefelder Halle hatte am Vorabend des ALLSTAR-Games ein Tanzwettbewerb stattgefunden, weswegen das Parkett mit einem speziellen, laut Veranstalterangaben selbstauflösenden Wachs eingeschmiert worden war. Zu dumm, dass von Selbstauflösung nicht die Rede sein konnte, was die U20-Akteure des Rookie Games schmerzlich zu spüren bekamen. Jeder Antritt, jede schnelle Verteidigungsbewegung endete mit einem Sturz auf den Hosenboden die Partie musste unterbrochen werden. Um für mehr Griffigkeit zu sorgen, kam der Hallenbetreiber auf die Idee, das Feld mit einem kohlesäurehaltigen amerikanischen Trendgetränk zu besprenkeln. Sehr zur Belustigung der Zuschauer leerte ein gutes Dutzend Helfer unzählige Flaschen auf dem Parkett doch es half nichts. Bielefeld war ein einziges Chaos, erinnert sicht Stefan Koch. Zu guter Letzt wurde das Parkett abgetragen, damit wir überhaupt spielen konnten. Schlussendlich treten sich Norden und Süden auf grün-blauem Linoleum gegenüber, die obere BBL-Auswahl setzt sich unter der Führung von Trainer-Legende Svetislav Pesic mit 141:131 durch.

 

Es dauert bis ins Jahr 2009, ehe der mittlerweile bei den Telekom Baskets als Trainer wirkende Michael in Mannheim das erste Mal als Trainer beim ALLSTAR Day dabei ist. Ich habe damals versucht, den Jungs meine Erfahrungen als Spieler weiterzugeben und Spaß zu vermitteln, so der 44-Jährige. Ich finde es wichtig, dass alle im Team stehenden Spieler ihre Zeit auf dem Feld bekommen, auch wenn für die von den Fans gewählten Starter vielleicht ein paar Minuten mehr abfallen. Für Koch steht der Unterhaltungs-Charakter der Veranstaltung klar im Vordergrund. Aber am Ende geben die Jungs von ganz alleine noch mal Gas, denn verlieren will selbst beim ALLSTAR Game niemand. In Mannheim setzte sich der Norden noch hauchdünn mit 98:97 durch, doch im Januar 2010 schlägt die Süd-Auswahl im Telekom Dome eiskalt zurück. Angeführt von einem Dreier-schießenden Chris Ensminger (16 Punkte) gewinnt die erneut von Michael Koch gecoachte Truppe mit 102:92.

 

Nach dem Jahreswechsel ist es diesmal wieder an Stefan, den Namen Koch beim ALLSTAR Day zu repräsentieren. Es geht dabei weniger ums Ergebnis, als um den tatsächlichen Unterhaltungswert der Partie, blickt der Dragons-Coach voraus. Wobei ein Mindestmaß an Verteidigung schon sein muss, damit spektakuläre Aktionen herausgespielt werden müssen und es nicht für alles einen Freifahrtschein gibt. Dass er über zehn Jahre nicht an der ALLSTAR-Seitenlinie gestanden hat, macht Koch nicht im Geringsten nervös. Ich finde es vielmehr toll, dass die Veranstaltung im wahrsten Sinne zu einem Tag geworden ist, der mit dem Dunking- und Dreier-Wettbewerb sowie dem NBBL-Spiel viel zu bieten hat.

 

Schon jetzt dürfen sich die Zuschauer auf ein paar taktische Kniffe des Nordens gefasst machen. In Bonn sind wir damals im ersten Angriff ein Play gelaufen, bei dem Jens-Uwe Gordon einen Alley-Oop versenkt hat, erinnert sich Koch. Mit Lou Campbell hätte ich bei meinen jetzigen Nord-Startern einen geeigneten Passgeber, doch wer schlägt dann die Murmel ein? Eine Frage, auf deren Antwort alle Basketball-Fans bis zum 22. Januar warten müssen...

 


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