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Feature: Bausatz Beko BBL-Team

Geld allein macht nicht glücklich und schon lange keinen Bundesligisten.

Der Trainer kommt mit dem Wagen, die Spieler mit dem Fahrrad vorgefahren. Gemeinsam wird auf den Hallenwart gewartet, der unter Murren die Tür aufschließt. Drinnen muss das Team noch schnell aus dem Geräteraum ein paar Kästen und Blöcke holen, damit die Anschreiber später unter guten Bedingungen arbeiten können. Irgendwann kommen die Gegner, an den Wänden lassen sich die ersten Zuschauer nieder, während diverse Kleinfamilien die dicken Turnmatten in Beschlag nehmen. Kurz vor dem Tipoff kommt der Schiedsrichter hereingeschlendert, zieht sich die dicke Winterjacke aus und pfeift gleichzeitig schon mal Drei Minuten. Am Ende des Tages hat die Heimmannschaft gewonnen, unter Dusche gibt es noch ein Bier und der letzte macht das Licht aus. Basketball-Romantik von ihrer breitensportlichsten Art, doch bei den Profis in der Beko Basketball Bundesliga sieht das alles etwas anders aus...

 

Um in Deutschlands stärkster Liga an den Start gehen zu dürfen, bedarf es einer Lizenz. Um diese zu erhalten, muss der entsprechende Club eine Reihe an Auflagen erfüllen. Die bekanntesten zu nehmenden Hürden des Lizenzverfahrens sind eine genügend große Sportstätte (mit Platz mindestens 3.000 Zuschauer) und ein gesicherter Mindestetat von 1.000.000 Euro. Im Falle einer Wildcard-Bewerbung werden sogar nochmals 150.000 Euro fällig, die sozusagen als Aufnahmegebühr an die Liga abgetreten werden. Doch damit der Spielbetrieb überhaupt erst anlaufen kann, bedarf es vieler kräftige Hände, die sich um allerlei Aufgaben kümmern. So schreibt die Liga beispielsweise hauptamtliche Beschäftigte vor, die sich um die Bereiche Marketing oder Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Bei Heimspielen kommt eine ganze Legion von Anschreibern, Scoutern, Mannschafts- und Schiedsrichterbetreuern, Ordnern in und vor der Halle, Sanitätern und Feuerwehrleuten, Technikern und weiteren fleißigen Helfern zum Einsatz ohne die streng genommen nichts gehen würde!

 

Was die Mannschaft angeht, so reicht es nicht, im Sommer per akribischer Suche die bestmögliche Konstellation an personellen Puzzleteilen zusammen zu setzen. Welcher US-Amerikaner hat schon zufällig eine Ferienwohnung, welche er die Saison über beziehen kann. Demnach müssen Apartments gesucht und gefunden werden Ausstattung inklusive. Bei Europa-unerfahrenen Akteuren gehört eine ordentliche Einweisung in die örtlichen Gegebenheiten selbstverständlich dazu: Wo ist der nächste Supermarkt, wo kann der Wagen (der selbstverständlich ein Automatik sein muss) betankt werden, wie finde ich ohne Stadtplan zur Wohnung zurück, warum passen meine elektrischen Steckerenden nicht auf die deutschen Buchsen? Fragen über Fragen, die vielleicht banal anmuten, deren Antworten aber elementar wichtig sind, um sich an einem Ort fernab der Heimat wohl zu fühlen und gleichzeitig möglichst leistungsfähig zu sein.

 

Bei einem Kader von mindestens zwölf Spielern gibt es immer Dinge, die organisiert werden wollen. Bei dem einen muss ein Handwerker in der Wohnung nach der Wasserleitung schauen, beim anderen zwickt der Schuh und muss beim Ausrüster nachbestellt werden, der nächste hat sich im Training eine Blessur zugezogen und braucht einen Termin beim Doc, während der Doppellizenzler am Wochenende am besten in drei Mannschaften gleichzeitig spielen soll. So gibt es Tage, an denen die Telefone nicht mehr still zu stehen drohen und die Drähte glühen. Ganz schlimm ist, wenn sich trotz modernster Telekommunikationsmöglichkeiten die gewünschte Person nicht erreichen lässt. Dann muss ein Alternativplan her, und zwar sofort.

 

Viel Geld und eine große Halle machen noch lange keinen Erstligisten. Formell schon, doch mit Leben füllen ihn erst die vielen, vielen helfenden und sich mühenden Hände. Wenn sich dann wie gegen die Gloria GIANTS Düsseldorf die Türen des Telekom Dome öffnen, die Zuschauer auf die Ränge strömen und dem Tipoff entgegen fiebern, dann machen all die Mühen, all die Arbeit einen Schritt beiseite, um der alten Basketball-Weisheit Was zählt, ist auf dem Platz den Weg frei zu machen an Bedeutung und Wert verliert der Einsatz im Hintergrund indes nicht.

 


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