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General Anzeiger vom 15.02.2002:Telekom Baskets trainieren sich den Frust von der Seele

Krunic will sein Experiment mit Paul Burke nicht auf Biegen und Brechen durchziehen: "Wenn es nicht geht, werde ich gegensteuern"

Bonn. Die Spieler der Telekom Baskets Bonn müssen nach der 83:89-Heimniederlage gegen den Spitzenreiter der Basketball-Bundesliga, die Opel Skyliners Frankfurt, eine gehörige Portion Wut im Bauch gehabt haben. Jedenfalls hängten sie sich in den Trainingseinheiten in dieser Woche richtig ''rein. "Ich hatte den Eindruck, dass sich jeder den Frust von der Seele trainieren wollte", erklärte Trainer Predrag Krunic.

 

Allerdings wurden einige seiner Schützlinge unfreiwillig gebremst. Center Marc Suhr liegt mit Angina im Bett, Tilo Klette trainiert aufgrund einer Knöchelverletzung erst seit Donnerstag wieder, und auch Branko Klepac meldete sich krank. Krunic: "Nicht die besten Voraussetzungen für das Spiel in Oldenburg."

 

Doch der Coach musste sich nicht nur um die körperlichen Gebrechen seiner Spieler kümmern, sondern auch um die seelischen. Besonders frustriert war Paul Burke, der sich nach dem Frankfurt-Spiel kritisch über seine neue Rolle geäußert hatte. Danach soll er dem Team in Zukunft vornehmlich von der Bank kommend Impulse geben, während Aleksandar Zecevic in der ersten Fünf aufläuft. Gegen Frankfurt ging das daneben. Sowohl "Zeka" als auch Burke bekamen keine Bindung zum Spiel.

 

Allerdings waren auch bis auf Terrence Rencher und mit leichten Abstrichen Center Mike Mardesich nur zwei Bonner in guter Form. So will denn Krunic die Niederlage nicht mit dem Scheitern seiner neuen strategischen Ausrichtung gleichsetzen. Allerdings scheint er sensibel genug, rechtzeitig zu reagieren, sollte sich das Team in die falsche Richtung entwickeln. Krunic: "Ich habe viel mit Paul gesprochen. Er weiß genau, was ich mir vorstelle. Er will versuchen, das umzusetzen."

 

Sobald er aber merke, dass das Spiel seines Kapitäns auf Dauer darunter leide, werde er gegensteuern. So deutet einiges darauf hin, dass die Baskets am Samstag (20 Uhr) in Oldenburg mit der Anfangsformation der letzten Wochen auflaufen. "Es sei denn", so Krunic, "unsere personelle Situation gebietet etwas anderes."

 

Trotz der diversen Wehwehchen, die es im Team gibt, äußerte sich der 34-Jährige sehr zufrieden mit der derzeitigen personellen Entwicklung. Die Rückkehr von Branko Klepac in den Kader habe für eine deutliche Steigerung der Trainingsqualität gesorgt. Und auf dem Feld habe der Youngster gegen Frankfurt bewiesen, dass er wieder an die tolle Form aus dem letzten Jahr anknüpfen könne, bevor er durch einen Muskelbündelriss in der Wade für lange Zeit außer Gefecht war.

 

Der kommenden Auswärtspartie sieht Krunic mit gemischten Gefühlen entgegen. Natürlich sei es - gemessen an den Zielen seines Teams - eine Aufgabe aus der Kategorie "Pflichtsieg", doch die Oldenburger seien nicht mehr mit dem Team zu vergleichen, gegen das die Baskets im Hinspiel in Bonn noch mit 88:77 gewinnen konnten. Zuletzt ließen die Schützlinge von Trainer Anthony Taylor mit einer starken Leistung gegen Alba Berlin aufhorchen. Dem Meister unterlag man nur knapp mit 87:89. Einen Qualitätssprung in der Spielkultur verschaffte den "Donnervögeln" Tyron McCoy. Der Amerikaner gehörte zu Beginn der Saison zu den Leistungsträgern bei den Skyliners, wurde aber durch eine langwierige Verletzung zurückgeworfen. Die Frankfurter mussten sich nach einem Ersatz umsehen und verpflichteten mit Chad Austin einen Spieler, der voll einschlug und dadurch McCoy verdrängte.

 

"Oldenburg ist schwer auszurechnen. Die Center Pavel Becka und Elvir Ovcina sind nicht nur unter dem Korb, sondern auch aus der Distanz gefährlich, und McCoy harmoniert sehr gut mit Clinton Ladine", erklärte Krunic. Mit dem Ex-Rhöndorfer Rogerio Fernandes und dem Ex-Bonner Maurizio Pratesi stehen weitere gestandene Profis in den Oldenburger Reihen.


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