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Halbzeit-Report

Die Hinrunde der Saison 2015/2016 in Zahlen

Die erste Hälfte der Bundesliga-Saison 2015/2016 ist absolviert. Hinter den Telekom Baskets liegen 17 teils aufreibende Spiele, die aus gegebenem Anlass nur bedingt als Fingerzeig für die Rückrunde herhalten (sollen). Ein ausgiebiger Spaziergang durch den Zahlenwald hilft dabei, die bis dato geschehenen Ereignisse richtig einzuordnen – und natürlich auch die einzelnen Bonner Akteure.

Mit einer Dreierquote von 43,5 Prozent ist Rotnei Clarke der sicherste Bonner Distanzschütze. (Foto: Jörn Wolter)

Nüchtern betrachtet haben die Bundesstädter in der Hinrunde lediglich 35,3 Prozent ihrer BBL-Spiele gewonnen. Mit einer Bilanz von sechs Siegen und elf Niederlagen rangiert Bonn auf dem 13. Tabellenplatz. Die eine Hälfte der raren Erfolge konnte dabei im heimischen Telekom Dome (Bilanz: 3-5), die andere „on the road“ (3-6) eingefahren werden. Wussten die Rheinländer zum Start der Spielzeit mit fünf Siegen aus den ersten sechs Partien noch die Liga aufzumischen, setzte es anschließend gleich zehn Pleiten in elf Ansetzungen.

Es gehört zu der Natur der Dinge, dass ein Team bei Siegen meist besser aussieht, als dies bei einer Niederlage der Fall ist. Bei den Baskets geht diese Schere aktuell jedoch extrem weit auseinander. Durchschnittlich satte 93,2 Punkte brachten die Magentafarbenen bei ihren Erfolgen auf die Anzeigetafel, in Verbindung mit einem gelben Anschreibebogen waren es jedoch nur magere 72,8 Zähler. Zusätzliche Brisanz erfährt diese Thematik durch die Tatsache, dass Bonn vor eigenem Publikum – unabhängig vom Ergebnis – kurioserweise weniger Punkte erzielt als vor fremdem Publikum.

Siege

Gesamt:          93,2 : 80,2
Heim:              87,3 : 73:0
Auswärts:        99,0 : 87,3


Niederlagen

Gesamt:          72,8 : 87,3
Heim:              69,8 : 83,4
Auswärts:        75,3 : 90,5


Die acht Teams, die ihre Visitenkarte im Telekom Dome abgegeben haben, ließen in der Hinrunde im Schnitt nur 78,0 Punkte pro Spiel zu. Mit welchen defensiven Kalibern es die Baskets dabei zu tun hatten, verrät allein der Fakt, dass drei der vier ligaweit besten Verteidigungslinien auf dem Hardtberg gastierten. Gegen Frankfurt (70,1 PpS) setzte es ein 59:82, in der „Mutter aller Spiele“ gegen Berlin (73,2 PpS) unterlag Bonn mit 57:77, und im Duell mit den Löwen aus Braunschweig (75,1 PpS) hatten die Baskets mit 74:80 das Nachsehen.

Am anderen Ende des Spektrums – im freudebringenden Bereich angesiedelt – gab es Premieren, erfolgreiche Revanchen und gewonnene Kräftemessen unter Freunden zu feiern. Der 91:84-Sieg beim FC Bayern München markierte gleichzeitig den ersten Bonner Sieg überhaupt in der bayerischen Landeshauptstadt. Beim nie gefährdeten 97:82 in Ulm legten die Rheinländer den „Spatzen“ vor schwäbischem Publikum so viele Eier ins Nest wie sonst kein anderer Bundesligist in der laufenden Saison. Das 103:79-Schützenfest im Telekom Dome über Würzburg brachte nicht nur beste Unterhaltung, sondern auch den Sieg mit der bis dato höchsten erzielten Differenz.

Bei einer langen Saison, in welcher der internationale Spielplan zwischen Oktober und Dezember zudem andauernde „englische Wochen“ beschert, ist es das Anliegen eines jeden Übungsleiters, die Belastung seiner Schützlinge so ausgewogen wie möglich zu gestalten. Lies: Dem Management der Minutenverteilung kommt eine übergeordnete Rolle zu. Als kritischer Schwellwert wird dabei die magische 30 Minuten-Marke angesehen. In 76,5 Prozent aller Bundesliga-Partien stand maximal ein Bonner Akteur länger als eine halbe Stunde auf dem Parkett – in sechs Begegnungen blieb jeder eingesetzte Spieler gar darunter (Bilanz: vier Siege, zwei Niederlagen).

Am Ende des Tages geht es immer darum, wer das Parkett als Sieger oder Verlierer verlässt. Damit der erste Fall eintritt, gilt es stets die sich im Laufe einer Saison herauskristallisierenden Stärken eines Akteurs noch besser auszunutzen, bzw. im mannschaftlichen Verbund einzusetzen. So gehört Dirk Mädrich als Center, der den Wurfversuch von „Downtown“ nicht scheut, nichts desto trotz zu denjenigen Vertretern seiner Art, die dem eigenen Schuss – und dem des Mitspielers – hinterhergehen. So greift der Pivot satte 25,0 Prozent seiner insgesamt eingesammelten Rebounds am offensiven Brett (1,2 ORpS) ab. Die Effektivität in Person hinsichtlich erfolgreicher Abschlüsse stellt Isaiah Philmore dar. Der Deutsch-Amerikaner trifft beeindruckende 78,1 Prozent seiner Würfe aus dem Feld, wobei er der einzige Bonner Stammspieler ist, der noch keinen Dreierversuch auf dem Konto hat. Für konstante Gefahr von außen sorgt Jimmy McKinney, dessen zweifelsfrei größte Waffe der Schuss von jenseits der 6,75 Meter-Linie ist. Satte 5,4 Mal drückt der Swingman pro Partie von „Downtown“ ab – und trifft davon 38,0 Prozent aller auf den Weg gebrachten Würfe. Für defensive Spezialaufgaben zuständig ist in seinem nun fünften Baskets-Jahr der liebevoll als „Verteidigungsminister“ deklarierte Andrej Mangold. Aus der Nische des ehrlichen Arbeiters heraus hat der fünffache Nationalspieler es geschafft, seinem Repertoire konstant neue Facetten hinzuzufügen. Neben dem Dreier aus der Ecke ist es vor allem die gestiegene Zahl der abgegriffenen Rebounds, die Mangold zu einem wertvollen Puzzlestück der Magenta-Équipe machen. Seit seiner Ankunft auf dem Hardtberg hat sich der Shooting Guard beim Positionskampf um abprallende Bälle stetig gesteigert.

2011/2012: 1,3 RpS
2012/2013: 1,9 RpS
2013/2014: 1,9 RpS
2014/2015: 2,2 RpS
2015/2016: 2,9 RpS


Wie wichtig Eugene Lawrence für den Bonner Basketball würde sein können, bahnte sich bereits von nunmehr fast zwei Jahren an, als er bei seinem Debüt gegen Bremerhaven den entscheidenden Dreier zum 80:79 versenkte. In der Gegenwart ist der aus Brownsville (Brooklyn, New York) stammende Floor General kaum mehr von der Baskets-Kommandobrücke wegzudenken. Dies ist allein deswegen schwer möglich, da er eine Begegnung auf unterschiedliche Arten und Weisen beeinflusst. Wie es sich für einen guten Regisseur gehört, konzentriert sich Lawrence in erster Linie auf die Organisation des Bonner Spiels und setzt seine Mitspieler bei hoher Schlagzahl aussichtsreich in Szene. Über ein Drittel aller direkten Bonner Korbvorlagen – ganz genau: 34,8 Prozent – werden durch den zweifachen Familienvater auf den Weg gebracht. Die eigene offensive Ausbeute betreffend, schafft es Lawrence wie kein anderer, seine Zähler aus den unterschiedlichsten Lagen zu erzielen.

2-FG:   62 Würfe
3-FG:   64 Würfe
FT:       61 Würfe


Apropos: Ballverteilung. Als gut ausgebildeter Innenspieler versteht es Tadas Klimavicius, auch mit dem Rücken zum Korb, immer ein Auge für seine Nebenleute zu haben. Mit durchschnittlich 11,7 Punkten und 5,8 Rebounds pro Partie ist er nicht nur der fleischgewordene Fels in der Brandung, sondern distributiert mit 1,7 Assists im Schnitt auch die meisten „Dimes“ aller Bonner Big Men. Vom Flügel aus kommend sorgt Baskets-Eigengewächs Florian Koch gern durch die Hintertür schleichend mit männlichen Dunks für reichlich virales Aufsehen. Dafür eher selten drückt der Small Forward aus der Distanz ab, nur 34,1 Prozent seiner Würfe sind Dreier. Dabei könnte Koch ruhig noch öfter von außen draufhalten, immerhin weist er mit einer Trefferquote von 39,3 Prozent den zweitbesten Wert des Teams in dieser Kategorie vor.

Landei. College-Abgänger. Draft-Pick. Vater. Bundesliga-Rookie. All das und noch viel mehr ist Aaron White, seines Zeichens bester Punktesammler und Rebounder der Telekom Baskets Bonn, in der laufenden Saison. Der mobile Power Forward mit der gut getarnten Athletik bringt so viele Dinge mit, die auf dem Feld ob seiner unprätentiösen Art nur selten auffallen, sondern erst beim Studium des finalen Statistikbogens buchstäblich schwarz auf weiß zu erkennen sind. So schafft es White durch seine hohe Trefferquote aus dem Feld (54,6 Prozent), dass sich eben jener Wert der gesamten Mannschaft und 1,7 Prozent hebt.

Feldwurfquote (ohne Aaron White):    43,0 % (382/888)
Feldwurfquote (mit Aaron White):       44,7 % (466/1.042)


Ist dies bereits sehr aussagekräftig, sei als Bonus der Anteil des White’schen Outputs am Bonner Gesamtzahlenwerk genannt. Immerhin zeichnet der 2,06 Meter-Mann sowohl bei der Punkteausbeute als auch der Sicherung vom Ring abprallender Bälle jeweils für nahezu ein Baskets-Fünftel verantwortlich.

14,8 PpS = 18,5 %
6,4 RpS = 19,2 %


Obwohl erst seit Dezember im Kader, hat Langston Hall keine Zeit verschwendet, um zu verdeutlichen, dass er wertvolle Impulse setzen – lies: seine Mitspieler mit klugen Pässen finden – kann. Der Amerikaner verteilt 5,6 direkte Korbvorlagen pro Begegnung und hat sich mit der Summe seiner Assists in nur fünf Spielen teamintern auf den vierten Rang vorgeschoben.

Eugene Lawrence       113 Assists (17 Spiele)
Rotnei Clarke              50 Assists (17 Spiele)
Andrej Mangold           31 Assists (16 Spiele)
Langston Hall              28 Assists (5 Spiele)


Einer der häufigsten Abnehmer der punktgenauen Pässe von Hall und Lawrence ist deren Landsmann Rotnei Clarke, der auf dem kleinen Flügel sein Unwesen treibt und den Finger schneller am Abzug hat als Lucky Luke (nicht dessen Schatten, wohlgemerkt). Wer starke 43,5 Prozent seiner Dreier trifft, erhält von jedem Trainer der Welt das grüne Licht für Dauerbeschuss von jenseits des Perimeters. Clarke ist sich seines guten Wurfs bewusst und setzt im Angriff zu großen Teilen auf genau diesen – 62,5 Prozent seiner Würfe sind Dreierversuche. Dabei heraus gekommen sind auf diese Weise schon sechs Spiele, in denen der Guard drei oder mehr Treffer aus der Distanz landen konnte.


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