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„Ich mache das ganze Jahr über alles gleich“

Kenne deinen Gegner: Marius Grigonis

Ein großer Umbruch birgt auch immer eine mindestens ebenso große Chance. So geschehen bei ALBA Berlin im vergangenen Sommer. Nur wenige Steine des vormaligen Kaderkonstrukts blieben bestehen und bildeten das Fundament für einen Neuanfang. Auf dem Weg zu neuen Ufern und alter Stärke werden viele Personalien in den Vordergrund gerückt. Marius Grigonis gehört nicht dazu. Ein Fehler…

Marius Grigonis und ALBA Berlin bezwangen die Baskets im Hinspiel mit 90:69. (Foto: BBL)

Auf der großen BBL-Bühne kommt die Strahlkraft von Alejandro Garcia Reneses voll zur Geltung. Der Trainerfuchs hat es geschafft, die „Albatrosse“ mit einer gesunden Mischung aus jungen und gestandenen Spielern auf den zweiten Tabellenplatz zu führen. Sogar am Pokalgewinn kratzten die Hauptstädter. Mit Peyton Siva (13,0 PpS, 5,5 ApS) stellt Berlin den amtierenden ALLSTAR-MVP und einen der explosivsten Guards der gesamten Beletage. In Luke Sikma wurde ein variabler Big Man verpflichtet, dessen Werkzeugkasten so prall gefüllt ist, dass er ob seiner durchschnittlich 12,1 Punkte, 7,3 Rebounds und 4,7 Assists als heißer Kandidat für den Titel als wertvollster Spieler der Hauptrunde gehandelt wird. Dahinter kommt mit Youngster Tim Schneider (Jahrgang 1997), Rückkehrer und Nationalspieler Joshiko Saibou sowie Allzweckwaffe Niels Giffey reichlich Futter für „deutschen Gesprächsstoff“.Es ist demnach leicht, den litauischen Flügel aus dem Blick zu verlieren. Marius Grigonis kann es egal sein, dass sein adrett geschnittenes Haupthaar, seine schmale Statur oder die unspektakuläre Spielweise dazu beitragen, ihn zu unterschätzen. Der 1,98 Meter-Mann weiß um seinen Wert – was er in der Vergangenheit bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Immerhin kam Grigonis im vergangenen Sommer nicht umsonst als Gewinner der Basketball Champions League mit Teneriffa samt Final Four-MVP-Trophäe in die Hauptstadt. Im Finale um Europas Krone hatte er gegen Banvit (Türkei) satte 18 Zähler aufgelegt und damit immensen Anteil am 63:59-Erfolg seiner Farben.Für Berlin legt der 23-Jährige im Saisonmittel starke 12,0 Punkte, 2,6 Rebounds und 2,6 Assists auf – bei einer enormen Dreierquote von 48,6 Prozent. „Du kannst gut trainieren, an deinem Wurf arbeiten und darauf hoffen, dass die Würfe dann auch im Spiel fallen – das gelingt mal mehr, mal weniger gut“, beschreibt Grigonis mit litauischer Gelassenheit. Und lässt dabei jedoch unter den Tisch fallen, dass er in den letzten acht Spielen gar beeindruckende 59,3 Prozent seiner Versuche aus der Distanz eingetütet hat. „Dabei habe ich in meiner Routine überhaupt nichts verändert, ich mache schon das ganze Jahr über alles gleich. "Es kommt ihm zu Gute, dass er trotz seiner großen internationalen Erfahrung ein neues Gesicht in der BBL ist. Dass er nach drei Jahren in der spanischen ACB nun auf Verteidiger trifft, die noch nicht alle seine Vorlieben kennen und diese entsprechend versuchen wegzunehmen. „Zusätzlich kommt hinzu, dass ich selbst nun mit anderen Spielern unterwegs bin, die mir wiederum andere Looks verschaffen, als dies in meinem alten Team der Fall war“, sagt Grigonis. „Mit Luke (Sikma, Anm. der Red.) haben wir beispielsweise einen Großen, der sehr gut passen kann – wodurch sich für mich wieder neue Möglichkeiten eröffnen.“ So ist es eine natürliche Entwicklung, dass der Flügel dieser Tage deutlich mehr Würfe von jenseits des Perimeters als aus dem Zweipunktebereich nimmt. Satte 58,5 Prozent seiner Schüsse kommen mittlerweile von hinter der 6,75 Meter-Linie. Grigonis lacht: „Das ist es, was wir Litauer für gewöhnlich tun: Wir schießen! Meinen Wurf habe ich in der Heimat gelernt, ihn richtig einzusetzen kam während meiner Zeit in Spanien hinzu. Mit 13 Siegen in Serie haben die Hauptstädter ihren Anspruch auf den zweiten Tabellenplatz eindrucksvoll untermauert und sitzen gar Primus München gefährlich nahe im Nacken. Der aufgenommene Schwung ist schön, wird genossen, macht selbstbewusst. Doch ist beileibe kein Grund, sich auf die faule Haut zu legen. Nicht jetzt, nicht so kurz vor dem Ende der regulären Saison. „Du musst dich immer wieder selbst daran erinnern, dass kein Team in der BBL im Vorbeigehen geschlagen werden kann. So gut sind wir nicht“, warnt Grigonis. „Aber wenn wir als Team zusammenspielen, fokussiert und konzentriert bleiben, dann sind wir nur schwer zu bezwingen.“ Der weise und mit allen Wassern gewaschene Headcoach lässt seine Schützlinge nur zu gern wissen, dass im taktischen Gefüge noch Raum für Verbesserung gegeben ist. „Er achtet sehr auf die Details. Das ist wichtig, wenn du mit Blick auf die Playoffs gut vorbereitet sein willst.“ Bis die Postseason endgültig ansteht, sollte auch Basketball-Deutschland erkennen, dass es sicherlich kein Fehler ist Marius Grigonis etwas genauer unter die Lupe zu nehmen…





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