SucheSuche

Koch: Es ist Zeit!

Das große Interview zum Start der Saison 2010/2011

Neue Saison, neue Spieler, neue Linien, neue Ziele ... Bei den Telekom Baskets Bonn und der Beko Basketball Bundesliga hat sich im Sommer einiges getan, ehe nun endlich der Startschuss für die Spielzeit 2010/2011 fällt. Die Mannschaft von Trainer Michael Koch hat sich in einer intensiven Vorbereitung fit gemacht und geht hochmotiviert in die erste Partie gegen die LTi GIESSEN 46ers. Die freudige Anspannung rund ums Team ist förmlich spürbar. In einem Moment der Ruhe nahm sich Coach Koch Zeit für ein ausführliches Saisonauftakt-Interview.

 

Nach der Saison 2009/2010 mussten, wie schon so oft in den vergangenen Jahren, viele Spieler aus der Starting Five ersetzt werden. Diesen Sommer traf es ausnahmslos die kleinen Positionen. Wie schwer war es, einen schlagfertigen Backcourt zusammen zu stellen?

 

Michael Koch: Wir hätten Spieler wie Jared Jordan oder Bryce Taylor gern behalten. Durch ihre guten Leistungen haben sie ihren Marktwert gesteigert und sind auch für andere Teams interessant geworden. Mit einem im Vergleich zur Vorsaison kleineren Etat konnten wir die beiden leider nicht halten. Also mussten wir eine andere Schiene gefahren, wodurch unter anderem unsere letztlich getätigten Neuverpflichtungen auf unserem Radar auftauchten. Mit Nic Wise, Jeremy Hunt und Folarin Campbell haben wir genau die Spielertypen verpflichtet, die wir für unser Teamkonzept brauchen. Auch der durch die Verletzung von Vincent Yarbrough nachverpflichtete Mark Tyndale bringt wertvolle Eigenschaften mit, die uns als Ganzes weiterhelfen. Alle vier genannten Spieler sind nicht starr auf eine Position beschränkt, sondern variabel einsetzbar das gilt gleichermaßen für Angriff und Verteidigung, wo alle eine hervorragende Einstellung an en Tag legen. Dadurch sind wir personell so flexibel, dass wir auf eventuelle Ausfälle besser reagieren können, ohne unsere Rhythmus zu verlieren.

 

Zusätzlich sind mit Artur Kolodziejski (München), Johannes Strasser (Quakenbrück) und John Bowler (Ludwigsburg) drei Spieler nicht mehr im Kader, die in den letzten Jahren von der Bank kommend viel Intensität und Leidenschaft aufs Feld brachten.

 

Das ist richtig, wobei wir auch in diesem bereich einen neuen Weg einschlagen. Es wird bei uns nicht mehr wie gehabt eine klassische Hierarchie im Sinne einer Starting Five und Bankspielern geben wie noch 2009/2010. Vielmehr haben wir und das war ein wichtiger Aspekt bei der Zusammenstellung des Kaders so viele variable Spielertypen im Kader, dass wir unsere Formationen oft austauschen können. Bis vielleicht auf Nic Wise als Aufbau ist kein anderer Spieler als Startet oder Bankspieler gesetzt. Das bedeutet, dass sich die Jungs in jedem Training anbieten können und sollen, niemand kann auch nur beim Warmup fürs Spiel einen Gang raus nehmen. Zudem können wir uns flexibler dem Kader des jeweiligen Gegners anpassen.

 

Es fiel bereits das Stichwort Verteidigung. Werden die Telekom Baskets 2010/2011 sich wieder über die Arbeit in der eigenen Hälfte identifizieren?

 

Mein persönliches Steckenpferd ist schon immer die Verteidigung gewesen daran hat sich nichts geändert. Ich glaube, dass es immer einfacher ist auf einem hohen Niveau zu verteidigen, als im Angriff als Einheit erfolgreich zu sein. Die Mannschaften hat in den Vorbereitungsspielen gezeigt, dass sie gewillt ist einen harten Stil mitzugehen, wenn nötig. Dennoch haben wir genug offensives Potential, um viele Punkte auf die Anzeigetafel zu bringen. Wir haben viele uneigennützige Spieler, die teamdienlich agieren, aber auch für sich selbst kreieren können.

 

Während der Vorbereitung hat die Mannschaft mit dem RheinMain-Cup, dem SWG-Cup, dem Hansi-Witsch-Turnier und zuletzt dem MARITIM-Cup vier Vorbereitungsturniere absolviert, bei denen von insgesamt zehn Partien acht gewonnen wurden. Wie hat sich das Team im Laufe dieser Zeit entwickelt?

 

Der RheinMain-Cup in Rhöndorf war für uns ein guter Aufgalopp, um erstmals richtig Fünf-gegen-Fünf zu spielen und zu schauen, wie sich Mannschaft ohne viel Zutun auf dem Feld verhält. Beim SWG-Cup in Lich haben wir schon ganz gut ausgesehen. Da war bereits erkennbar, dass das Team bereit ist hart zu arbeiten, um ein Spiel zu drehen. Beim Hansi-Witsch-Turnier haben wir diese Form konserviert und haben uns insgesamt sehr stabil präsentiert, um dann in Richtung MARITIM-Cup besonders in der Defense nochmals einen Schritt nach vorn zu machen. Das Spiel gegen Europaligist Cholet war dahingehend der perfekte Abschluss. Ohne Ansage von außen haben die Jungs in den letzten zwei Minuten nach eigener Absprache über das ganze Feld gepresst und alles gegeben, um dieses Spiel doch noch gewinnen zu wollen. Das war für mich ein eindeutiges Indiz dafür, dass im Team viel und gut kommuniziert wird, was im Laufe einer langen Saison wichtig ist.

 

Wie geht die Mannschaft mit dem veränderten Feld konkret: der nun 6,75 Meter entfernten Dreierlinie und der rechteckigen Zone um?

 

Wir haben bei der Kaderplanung darauf geachtet, dass die Spielertypen die Vorteile, die sich aus den neuen Linien ergeben können, auch ausnutzen in der Lage sind. Dabei ist vor allem das Postplay interessant, da der untere Zonenrand nun näher am Brett ist und die Wege des vom Flügel helfenden Verteidigers länger werden. Mit Jacob Jaacks haben wir einen weiteren großen Spieler, der dort mit dem Rücken agieren kann, aber auch Folarin Campbell und Alex King bringen physisch alles mit, um in diesem bereich Gefahr auszustrahlen.

 

Kommt dann doch die Hilfe, hat der Schütze an der Dreierlinie genug Zeit für einen guten Wurf...

 

Das stimmt. Unsere Außenspieler sind jedoch keine reinen Werfer und das ist uns besonders wichtig sondern können und sollen auch den Ball aufsetzen können, um das Penetration zu suchen. Dadurch eröffnen sich weitere Optionen, die einen guten Abschluss begünstigen. Mit den neuen Linien ergeben sich für angreifende Mannschaft einige interessante Möglichkeiten, das Spiel aufzuziehen. Für die Verteidigung bedeutet dies umgekehrt weitere Laufwege, gerade wenn es um die Hilfe abseits des Balles geht. Unsere Spieler haben den Willen, diesen Extra-Weg konsequent zu gehen, um gegnerische Punkte zu verhindern.

 

Permanent defensiven Druck aufrecht zu halten wird in Zukunft also kräftezehrender. Ist der Kader in dieser Hinsicht tief genug?

 

Ganz klar ist, dass die Spieler in dieser Saison voraussichtlich mehr Pausen brauchen als 2009/2010. Wir haben seither versucht die Spielanteile gut auszubalancieren. Vergangene Saison hat bei uns kein Spieler im Schnitt mehr als 30 Minuten aufs Feld gemusst neun bekamen dabei mehr als 15 Minuten Einsatzzeit, zwei weitere um die 13 Minuten. Das gibt jedem Spieler die Gelegenheit, das Spiel zu beeinflussen und mitzugestalten. Mit Blick auf die neue Saison glaube ich, dass wir diese Minuten qualitativ besser füllen können.

 

Wohin geht demnach die Reise der Telekom Baskets in der Saison 2010/2011?

 

Es gibt nur wenige Teams, die durch ihre Strukturen und finanziellen Mittel ganz klar oben mitspielen werden. Wir selbst sehen uns als Mannschaft, die ganz klar auf Playoff-Kurs ist. Die Konkurrenz, das haben die letzten Jahre bereits gezeigt, um die Postseason-Tickets wird immer größer, die Liga ist in der Breite besser ausgestellt da werden wieder einige ins Gras beißen müssen. Wenn wir am Ende der Hauptrunde unter den ersten Acht sind, werden die Karten ohnehin vollkommen neu gemischt. Die Saison 2009/2010 hat deutlich gezeigt, dass in den Playoffs alles passieren kann, das haben auch wir schmerzlich zu spüren bekommen.

 

Neben der Meisterschaft wird auch der BBL-Pokal ausgespielt. Welche Ambitionen gibt es diesbezüglich?

 

Durch den geänderten Modus liegt der Pokal für uns nicht im Fokus. Sollten wir nach der Hinrunde eines der Halbfinalteams sein, nehmen wir die Herausforderung natürlich gerne an. Als Motivation dient der Wettbewerb jedoch nicht. Unser vorrangiges Ziel ist der Meisterschafts-Wettbewerb, was bedeutet, dass wir am Ende der Hauptrunde unseren besten Basketball spielen müssen nicht schon im Dezember.

 

Worauf freuen sie sich besonders in der Saison 2010/2011?

 

Ich freue mich hauptsächlich, dass es nach der Sommerpause und der intensiven Vorbereitung endlich losgeht es ist Zeit! Für uns werden die Heimspiele im Telekom Dome wieder tolle Erlebnisse sein, ebenso wie die anstehenden Herausforderungen in der FIBA EuroChallenge gegen internationale Teams.

 

 

 

 


Druckansicht zum Seitenanfang