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Licht im Tunnel

Aus der Baskets Saison-Illustrierten 2005

Warum jetzt was gebaut wird und es so lange gedauert hat, erklärt Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich

Nachdem Ende 2003/Anfang 2004 die Würfel für das BGSGrundstück als Hallenstandort gefallen waren, legte sich auch bald die Stadt fest. 5. Februar 2004: Der Rat der Stadt Bonn beschließt, dass die Telekom Baskets Bonn einen einmaligen Baukostenzuschuss von 1,6 Millionen Euro erhalten und ein rund 28.000 Quadratmeter (rd. 1,4 Mio. Euro) großes Grundstück. Der Rest der Fläche wird gewerblich genutzt. Zuvor hatte die Stadt bereits verbindlich erklärt: Sie wird sich an keiner wie auch immer gearteten Multifunktionshalle (für Sport und Kultur) beteiligen – weder bei den Bau- noch bei den Betriebskosten.

 

Das sind wesentliche Aussagen, die Finanzierung und Hallentypus beeinflussen. Für den einmaligen Zuschuss ist die Stadt im Gegenzug künftig für den Unterhalt (Energie/Warmduschen und Licht, Personal/Hausmeister, Reparatur und Instandhaltung) von rund 5.000 Hallenstunden pro Jahr, die der Telekom Baskets Bonn e.V. mit allen seinen Kinder- und Jugendteams belegt, befreit. Diese Betriebskosten müssen die Baskets künftig über Zins und Tilgung (Kapitaldienst) hinaus selbst erwirtschaften. Die vielen Hallenstunden in 16 verschiedenen Sportstätten können dann andere Vereine und vor allem die Schulen selbst belegen. Dieser Unterhalt in dieser Dimension für die nächsten 15 Jahre hat – das Sportamt hat es ermittelt – einen Wert, der den Baukostenzuschuss weit übertrifft. Insofern kann man die 3,0 Mio. Euro als Förderung für alle Bonner Hallensportarten betrachten.

 

Ich kenne viele Vorsitzenden von Vereinen, die sich schon heute die Hände reiben, weil so viele Hallenstunden frei werden. Leider freuen die sich nicht öffentlich, sondern überlassen das Feld jenen traurigen Gestalten, die eine Neiddiskussion mit falschen Informationen und Zusammenhängen entfachen. Ihr Stammtischmotto: „Die Stadt Bonn zahlt einen Zuschuss für eine Profihalle, in der überbezahlte Söldner bewegungsfaule Zuschauer unterhalten." Tatsächlich fließen der städtische Zuschuss und die Spenden von Privatpersonen ausschließlich in das eV-Ausbildungszentrum. Haupthalle und Foyer werden privatwirtschaftlich finanziert. Doch wen interessieren Fakten, wenn man sich mit billigem Populismus profilieren kann?

 

Zurück zum eigentlichen Thema: BGS-Grundstück. Das Luftbild (oben) erläutert und verharmlost die Lage. Jeder, der schon einmal zu einem Baskets-Heimspiel gefahren ist und die aufsteigende Autobahnausfahrt „Bonn-Hardtberg“ genommen hat, spürt am Gaspedal, wie steil die Topographie des rechts liegenden Ackers ist. Die erheblichen, aber zu bewältigenden Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, erläutert unser Architekt Jan van Dorp. Die Baureifmachung eines Grundstücks . . .

 

Rückblickend auf die vielen Jahre der Hallendiskussion in den Zeitungen frage ich mich: War es teilweise Desinformation oder das Thema einfach zu komplex für schnelle Leser? Ich bin geradezu jedes Mal geschockt, wenn Baskets-Fans, die sich primär aus Zeitungen informieren, mich fragen: „Und Herr Wiedlich, mit Investoren und Hallenbetreiber alles geregelt?“ Oder: „Bekommen die Baskets jetzt die Halle?“ Es gibt keinen Investor und keinen Betreiber und schon gar nicht „bekommen“ wir die Halle. Was wir hoffentlich bekommen: eine Baugenehmigung. Wie kann man bei einem Zuschuss von 3,0 Mio. Euro bei mehr als 15 Mio. Euro Baukosten auf „bekommen“ kommen?

 

Investor? Baskets! Betreiber? Baskets! Bauherr? Baskets! Wir bauen eine Monofunktionshalle, die sich primär für Basketball eignet. Wozu noch, werden wir sehen. Vielleicht noch für eine Kaninchenzüchter- Messe . . . Viele Missverständnisse und Verständnisprobleme also. Deshalb hat es aber nicht etwas länger gedauert als etwa in Trier, Quakenbrück, Bamberg oder Braunschweig, sondern weil der ungewöhnliche Baskets- Monofunktionsansatz, dazu noch selbst finanziert, viel mehr Vorarbeiten verlangen. Die neuen Arenen in den genannten Städten wurden Bonner Politikern immer gerne als Beispiel genannt, wie schnell es doch gehen könne mit einer Halle für den populärsten Sportklub am Ort. Aber dort wurde die 08/15-Methode gewählt: Investor, Betreiber, der Klub als Mieter, ferner ist in den Beispielstädten die Stadt jeweils in irgendeiner Form beteiligt. In Bonn entsteht dagegen die erste Europaliga- taugliche Halle in Vereinshand der Basketball- Bundesliga, und das ist etwas völlig anderes.

 

Beispiel: Die Baskets müssen dann nicht – wie in der Kölnarena im April 2000 – für ein Fan-Käppie oder einen Schal, den sie verkaufen, 15% des Preises an den Hallenbetreiber abführen, was bei den geringen Stückzahlen fast den gesamten Gewinn verschlang. Die Baskets sind dann Herr im eigenen Haus, tragen aber auch eine gewaltige wirtschaftliche Verantwortung. Das ist in den löblich genannten Städten anders. Die Klubs bluten ohne Ende. So nähern wir uns Anfang 2005, sechs Jahre nach der legendären „Vize- Party“ auf dem Münsterplatz, dem Ende des Tunnels. Endlich Licht! Es war ein zäher Kampf. Dennoch müssen wir den Bonner Politikern dankbar sein. Sie geben in einer Zeit, in der in kommunalen Kassen Ebbe herrscht, Hilfe zur Selbsthilfe für ein Projekt, das seinesgleichen in Deutschland sucht. Man kann auch sagen: Sie lassen sich auf einen innovativen Ansatz ein. Wir, Klub, sponsernde Unternehmen und Fans, sollten das als Vertrauensvorschuss betrachten – und alles daran setzen, ihn zu rechtfertigen.

 


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