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Strenge Schulung, klares Ziel

Baskets-Center Filip Barovic im Portrait

Harte Arbeit, hehre Ambitionen und vor allem Leidenschaft sind in den Balkanländern das A und O für guten Basketball. Was Spielintelligenz und Taktik angeht, ist die landläufig als „Jugoschule" bekannte Ausbildung seit Jahrzehnten weltweit hoch angesehen und gilt als eine der besten. Baskets-Center Filip Barovic weiß als gebürtiger Montenegriner ein Lied davon zu singen…

Legt für die Baskets durchschnittlich 8,3 Punkte pro Spiel auf: Filip Barovic (Foto: Jörn Wolter)

Mit zarten zehn Lenzen fing der heute 27-jährige Filip Barovic an die orangefarbene Kugel durch den Ring zu werfen. Nach insgesamt knapp 14 Spielzeiten in der eigenen Heimat Montenegro sowie drei Jahren im europäischen Ausland – in Ungarn und Bulgarien – findet der Pivot den Weg nach Bonn, Deutschland. Strenges Training, harte Arbeit, präzise Technik, das sind die Charaktereigenschaften, welche den „Jugo-Basketball“ auszeichnen. Als einziger Baskets-Spieler mit Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien ist er in dieser Saison auf dem Parkett vermeintlich auf sich alleine gestellt und arbeitet dabei in der Liga als auch im Training gegen Klischees und Vorurteile an. Jugos sind nicht athletisch. Jugos spielen schnörkellos und nicht für die Galerie. Umso besser, dass Cheftrainer Predrag Krunic dabei hilft, dass Barovic all diese Mythen ausräumen kann.

„Für mich ist es sehr von Vorteil, da auch er in Jugoslawien aufwuchs. So habe ich wieder einen Coach, der auch den Jugo-Basketball lernte, was mir doch mehr Sicherheit gibt. Er hat mir viel geholfen, er hat mir gezeigt wie ich zu trainieren habe und wie das Spiel hier in Deutschland funktioniert. Basketball in Deutschland ist anders als ich es gelernt habe. Hier ist die Liga deutlich physischer, athletischer, viel passiert in Transition, als dass das Spiel statisch ist und viel Kraft gebraucht wird. Du musst als Big Man deutlich beweglicher sein. Seit Beginn der Vorbereitung hier in Bonn habe ich acht Kilogramm verloren. Ich habe probiert mich bestmöglich anzupassen, um mit den anderen Jungs mitzuhalten. Zuhause ging es mehr um Finesse und vor allem um Technik, darauf wurde streng geachtet. Dadurch ist das Spiel dort immer etwas langsamer als zum Beispiel in den USA oder hier. Deswegen ist es gut, dass ich unseren Coach habe, der den deutschen Basketball nun auch schon länger kennt und mir helfen kann. Es geht ihm besonders um harte Arbeit: So wie du trainierst, so wirst du auch spielen.“

Mit bloßem Auge lässt sich schnell erkennen, welch ein Spielertyp Filip Barovic ist. Er tut auf dem Feld das, was er am besten kann. Er spielt leidenschaftlich, ambitioniert. Er agiert schnörkellos und nur selten für die Galerie. Auch Coach Krunic weiß, was er von seinem Innenspieler erwarten kann. Was viele nicht wissen, ist, dass Trainer und Spieler sich schon vor der gemeinsamen Zeit in Bonn diverse Male über den Weg gelaufen sind.

„Ich begegnete Coach bereits vor neun Jahren in einem Basketball-Camp. Und dann einmal, eher zufällig, während des Vorbereitungs-Turniers im Telekom Dome. Wir unterhielten uns dort ein bisschen und er sagte zu mir, dass ich hier in Bonn gut aufgehoben sei. Dass die Baskets ein gutorganisierter Club sind. Er musste es ja wissen, da er hier in der Vergangenheit bereits gearbeitet hatte. Umso überraschter war ich dann, dass er zwei Wochen später plötzlich als unser neuer Headcoach in der Kabine stand.“

„Ich werde immer mein Bestes geben“

Vor seinem Dienstantritt in Bonn verbrachte der Montenegriner bereits drei Jahre im europäischen Ausland. Anno 2012 verließ Barovic erstmals seine Heimat gen Ungarn, wo er für zwei Jahre bei Sopron KC die Bälle unter dem Korb sicherte. Zur Saison 2014/2015 wechselte er zum Team von KTE Duna Aszfalt, mit dem es gleich bis ins Pokal- sowie Meisterschaftsfinale ging. In der vergangenen Spielzeit stand er im Aufgebot des bulgarischen Topclubs Lukoil Academic. Er brachte für Sofia durchschnittlich starke 10,9 Punkte sowie 7,1 Rebounds zu Papier und war damit einer der Eckpfeiler für den Gewinn der Meisterschaft. Nicht ganz unwichtig: In dem Bundesliga-erfahrenen Branislav Ratkovica hatte er einen Point Guard an seiner Seite, mit dem er nicht nur ein erfolgreiches Pick-and-Roll nach dem anderen lief, sondern der ihm auch viel über die deutsche Beletage berichten konnte.

„Besonders in Bulgarien haben sie nach Spielern gesucht, welche die „Jugo-Schule“ gelernt haben – in Ungarn dahingehend nicht so sehr. Deswegen fiel es mir etwas leichter, mich in Sofia einzuleben, da ich von Beginn an wusste, was von mir erwartet wurde. Vor allem mit meinem damalige Aufbauspieler Branislav Ratkovica lief es gut, da wir recht schnell wussten wie wir am besten zusammen funktionieren. Ich muss sagen: Wir hatten eine ziemlich erfolgreiche Saison. Doch das gehört nun der Vergangenheit an, Nun geht es für mich nur noch darum mit den Baskets so viel wie möglich zu erreichen.“

Auch wenn Barovic während der laufenden Saison auf Grund eines Daumenbruchs einen persönlichen Rückschlag durchleben musste, scheint sein Wunsch gehört zu werden – aktuell läuft es für die Magentafarbenen recht ordentlich. Auch wenn das Ausscheiden im Halbfinale der FIBA Europe Cup gegen Nanterre 92 schmerzte, bleibt die mit jedem weiteren Tag immer mehr zu Stolz reifende Erkenntnis, dass Bonn in einem internationalen Wettbewerb zuvor noch nie so weit gekommen ist. Jetzt liegt der Fokus voll und ganz darauf, einerseits die Playoff-Qualifikation in der BBL endgültig dingfest zu machen, andererseits aber auch Tabellenplatz fünf zu verteidigen.

„Ich hatte vor der Saison persönlich keine spezielle Vorstellung oder Erwartungen, da ich nicht wirklich wusste, was mich hier erwartet, beziehungsweise was ich erwarten kann. Nicht einmal meine eigene Leistungsfähigkeit in der Liga konnte ich einschätzen. Ich wusste, es wird ein deutlicher Leistungsunterschied, deswegen wollte ich von Anfang an und zu jeder Zeit einfach mein Bestes geben. Unser Ziel als Mannschaft ist es, die reguläre Saison mit Blick auf die Playoffs in der Tabelle so gut wie möglich zu beenden. Unser großer Vorteil dabei: Wir haben unser Schicksal selbst in Händen.“


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