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„Talententwicklung ist für uns keine Floskel!“

Interview mit 2. Herren Coach Thomas Adelt

Thomas Adelt ist seit drei Jahren hauptamtlicher Trainer der Telekom Baskets Bonn und liegt mit seiner Mannschaft derzeit auf Platz 8 der 1. Regionalliga West. Im Interview spricht er über seinen Kader, Saisonziele und die Entwicklung junger Talente in Bonn.

Thomas Adelt (35) ist die Entwicklung junger Spieler wichtig. (Foto: Jörg Mäß)

Welche Erwartungen hattest du vor dieser Saison?

Thomas Adelt: Der allgemeine Konsens in der Liga war, dass wir es dieses Jahr schwer haben werden, da wir viele gute Spieler im Sommer verloren haben. Ich habe das nicht ganz so drastisch gesehen. Wir setzen dieses Jahr noch mehr als sonst auf junge Spieler aus unserem Nachwuchsprogramm, konnten aber auch mit Yannik Kneesch ein deutsches Talent aus Speyer für uns gewinnen. Valentin Blass, Alex Möller, David Falkenstein, Philipp Gruber, Karl Dia, Paul Hörschler und Joel Zeymer haben bereits allesamt für uns in der NBBL gespielt. Uns liegt mehr an der Entwicklung unserer Spieler als an der reinen Tabellenplatzierung.

Trotzdem seid ihr gut in die Saison gestartet…

Das ist richtig. Da wir acht neue Spieler ins Team integrieren mussten, haben wir zehn Testspiele absolviert, um uns auf die Saison vorzubereiten – das war mir sehr wichtig. Wir haben zwar eine sehr junge Mannschaft, ich würde aber ihr Potential deutlich höher als letztes Jahr einschätzen. Trotzdem müssen wir geduldig sein.

Mit durchschnittlich 21 Jahren seid ihr mit Abstand das jüngste Team der Liga. Inwiefern ist dies ein Vor- aber auch ein Nachteil für euch?

Wir haben viel junge Qualität dazu gewinnen können, aber junge Qualität macht nun mal Fehler. Da dauert es einfach, bis man sich an das Regionalliga-Niveau gewöhnt hat. Da müssen selbst vermeintlich einfache Dinge wie das Passspiel überdacht und an das herrschende Niveau angepasst werden. Aber darauf waren wir vorbereitet. Die Vorteile sind, dass wir eine sehr homogene Mannschaft mit gutem Teamgefüge sind. Auf und abseits des Feldes verstehen sich die Jungs super. Auf dem Platz können wir das Tempo jederzeit hoch halten und dabei die Last auf mehreren Schultern verteilen. Bei uns spielt niemand über 30 Minuten im Schnitt.

Ihr möchtet Spieler entwickeln. Auf was achtest du dabei besonders?

Die Spieler sind noch mitten in ihrer Entwicklung. Deshalb legen wir den Fokus im Training auch darauf, dass sie lernen, die richtigen Entscheidungen treffen zu können – nicht nur physisch sondern auch mental. Das betrifft auch die Defense: Wann muss ich aushelfen, wie reagiere ich in der Teamverteidigung? Mir macht die Arbeit mit einer jungen Mannschaft großen Spaß, da ich so auch ihre Entwicklung verfolgen kann. Bestes Beispiel: Alex Möller, dessen Werdegang wir von der JBBL, über die NBBL, bis in die 1. Regio begleiten konnten und der im Dezember als Nationalspieler zur U18-Europameisterschaft fahren wird. Für unseren Verein ist es keine Floskel, wenn wir von Talententwicklung sprechen: Gerald Beverly, letztes Jahr noch bei uns in der Regionalliga, spielt jetzt in der NBA D-League. Robin Lodders spielt nun in Essen in der Pro-A, Thomas Michel in Rhöndorf in der Pro-B.

Als einzigen internationalen Spieler habt ihr vor der Saison Anye Turner aus den USA verpflichtet. Ist er der Spieler, den du dir erhofft hast?

Anye ist ein wirklich feiner Kerl. Es ist nicht einfach, US-Amerikaner zu finden, die unsere Art zu spielen verinnerlichen und diesen Weg mitgehen wollen. Normalerweise sind sie in den Regionalligateams stets die erste Option, spielen weit über 30 Minuten im Schnitt und haben die meiste Zeit den Ball in ihren Händen. Das ist nicht unsere Philosophie. Mit nur einem Ausländer im Team sind wir auch eher die Ausnahme als die Regel in der Regionalliga. Anye versteht unser Konzept und weiß, dass er sich auf seine Mitspieler verlassen kann und auch er von unserem Teambasketball profitiert. Zusätzlich ist er allem Neuem gegenüber aufgeschlossen, was sich auch an seinen Deutschkenntnissen bemerkbar macht, die jeden Tag besser werden.

Aktuell steht ihr auf dem achten Tabellenplatz. Wie zufrieden bist du mit dem Saisonverlauf?

Wir haben auch gegen Teams mit deutlich höherem Etat und Aufstiegsambitionen gut ausgesehen und konnten ziemlich schnell feststellen, dass wir in der Lage sind, jedes Team in der Liga zu schlagen. In vielen Spielen haben wir lange und deutlich geführt, ehe wir dann in der Schlussphase eingebrochen sind und knapp und ärgerlich verloren haben. Aber daraus lernen wir. Wir spielen einen schnellen, aggressiven Basketball, der jede Mannschaft vor Probleme stellen kann. Noch bin ich nicht zufrieden, aber ich bin davon überzeugt, dass wir eine deutlich bessere Rückrunde spielen und zum oberen Tabellendrittel zählen werden. 


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