SucheSuche

#tbt - Der "Gunman" mit dem rauchenden Colt

25.4.1999: Hurl Beechum schießbt Bonn mit 41 Punkten ins Finale

Es ist ein geflügelter Begriff im Internet: #tbt ... der "Throwback Thursday", an dem ein Blick zurück auf vergangene Zeiten geworfen wird. Manchmal aus Sentimentalität. Manchmal, um alte Helden zu ehren. Manchmal, um große Ereignisse nochmals aufleben zu lassen. So wie die historische Vorstellung von Hurl Beechum, der anno 1999 im vierten Halbfinalspiel gegen Rhöndorf 11/14 Dreier verwandelte und damit den Grundstein zu seiner persönlichen Bestmarke von 41 Zählern legte.

Ewiger Baskets-Topscorer mit 2.206 Punkten: Hurl Beechum. (Foto: Jörn Wolter)

Original-Pressemitteilung:

Finale!

Hurl Beechum sorgt fast im Alleingang für 95:88-Sieg in Rhöndorf – Erstes Finalspiel in Berlin am 1. Mai

Nach dem Schlußpfiff gab es kein Halten mehr: geschlossen stürmte die gesamte Bank der Baskets das Spielfeld und ließ ihren Helden, Hurl Beechum, hochleben. 41 Punkte erzielte der Deutsch-Amerikaner im vierten Playoff-Halbfinale beim TV TATAMI Rhöndorf und schoß die Telekom Baskets Bonn damit fast alleine ins Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen ALBA Berlin.

Bei sommerlichen Temperaturen hatten sich am heutigen Nachmittag wieder 1.500 Zuschauer in der Bad Honnefer Menzenberghalle eingefunden. Sie alle waren in der Erwartung gekommen, daß ihr Team, der nach zwei Auftaktniederlagen schon scheinbar aussichtslos zurückliegende TV TATAMI Rhöndorf, nach seinem überzeugenden Auswärtssieg in Bonn am Mittwoch noch einen weiteren Sieg landen könnte und in der best-of-five-Serie zum 2:2 ausgleichen würde. Und ihre Hoffnungen wurden genährt, als Gunther Behnke bereits nach sieben Minuten sein drittes Foul kassierte. Kurze Zeit später stand es bereits 29:12 durch einen Dreier des starken Gary Collier, als ein Ruck durch die Mannschaft der Baskets und ihre 400 mitgereisten Fans ging (10. Minute). Hatten bis zu diesem Zeitpunkt nur Hurl Beechum und Derrick Phelps getroffen, so gelangen auf einmal auch die Anspiele in die Zone. Innerhalb von nur fünf Minuten erzielte Bonn 12:0 Punkte in Serie und konnte auf 29:24 verkürzen.

Die Halle glich nun einem Tollhaus: Hin und her wog das Spiel, doch die Schützlinge von Bruno Soce blieben im Gegensatz zu den vorangegangenen Spielen an ihrem Gegner dran und erlaubten keinen hohen Rückstand mehr. Im Gegenteil, als der stark verbesserte Oliver Braun eine Minute vor der Halbzeit zwei Freiwürfe sicher verwandelte, führten die Baskets erstmals mit 38:37. Doch das Novum, in dieser Halbfinalserie mit einem Vorsprung in die Kabinen zu gehen, blieb ihnen verwehrt: Duane Washington setzte mit der Schlußsirene einen Treffer zum 42:40.

Im Lager der Baskets machte sich leichter Optimismus breit, der nur durch die hohe Foulbelastung von Gunther Behnke und Ivo Josipovic getrübt wurde. Als beide bereits nach zwei gespielten Minuten in Durchgang zwei ihren vierten Pfiff kassierten, mußte Bruno Soce umstellen: Fortan, und bis zum Ende, blieben beide auf der Bank, statt waren nun Steven Hutchinson und Oliver Braun auf dem Spielfeld. Ganz ohne Pause spielten Hurl Beechum und Derrick Phelps, während Drazan Tomic heute nicht seine Form fand und fünfzehn Minuten vor Schluß durch Götz Rohdewald ersetzt wurde. Das Bonner Erfolgsteam für diesen Tag schien nun gefunden. Zwar konnten die Drachen noch einmal bis auf 59:50 davonziehen, doch spielte ab diesem Zeitpunkt nur noch ein Team: Die Telekom Baskets Bonn, die nach der peinlichen Heimschlappe diesmal gewillt waren, die Serie zu beenden.

62:62 stand es, als Christian Mehrens mit zwei Freiwürfen die letzte Rhöndorfer Führung herausschoß. Nun begann die Zeit des Gunman: Ein Dreier und ein Zweier des Rekordschützen der Liga, und die Baskets führten neun Minuten vor Schluß mit 67:64. Derrick Phelps, Oliver Braun und Steven Hutchinson schraubten die Führung Minuten später auf 75:69, als Hurl Beechum erneut seine Schußstärke aufblitzen ließ: Innerhalb von nur 40 Sekunden schoß er seinem Gegenspieler Matthew Alosa zwei weitere Dreier ins Gesicht und sorgte mit dem 81:71 für die höchste Führung im gesamten Spiel (35. Minute). Die nun aufkommenden Finalgesänge der Basketsfans beantworteten die Drachen mit fünf Punkten in Serie. Doch wiederum war es Hurl Beechum, der mit seinem zehnten Dreier, gefolgt von einem Freiwurf von Hutchinson, den Vorsprung vergrößerte. Rhöndorf gab sich aber diesmal noch nicht geschlagen: Eine Minute und sieben Punkte später führten die Baskets nur noch mit 85:83 (38.), als der Ball erneut zu Beechum kam: Kurze Drehung, Schuß, und die Drachen waren gefangen. Die folgenden Freiwürfe trafen die Baskets sicher, so daß ein am Ende ungefährdeter 95:88-Sieg zu Buche stand. Der Rest war Jubel pur, und als Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich eine erneute Zugfahrt nach Berlin zu Finale drei (8. Mai 1999) ankündigte, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr.

Die Telekom Baskets Bonn haben es geschafft, zum zweiten Mal in ihrer Vereinsgeschichte das Finale um die Deutsche Basketball-Meisterschaft zu erreichen, und wie 1997 heißt der Gegner ALBA Berlin. Erreicht wurde dieses Ziel durch eine Serie, in der sich zwei fast gleichstarke Mannschaften gegenüberstanden, von denen letztlich die konditionsstärkere und am Ende konzeptionierter spielende Mannschaft mit 3:1 Siegen ihr großes Ziel erreichte. Heute bedurfte es vor allem eines alles treffenden Hurl Beechums (41 Punkte, 11 von 14 Dreier, 6 Rebounds) und eines genial dirigierenden Derrick Phelps (27 Punkte, 9 Assists) sowie der hohen Trefferquote von 60%, um einen starken Rhöndorfer TV zu besiegen. 30:23 Rebounds sprechen ebenfalls für die Baskets, die nun sechs Tage Zeit haben, sich auf die maximal fünf Spiele dauernde Finalserie vorzubereiten.

Stimmen

Joseph Whelton, Trainer Tatami Rhöndorf: „Ich bin enttäuscht über den Spielausgang, nicht aber über die Art, wie meine Mannschaft gespielt hat. Beechum und Phelps sind Bonns Matchwinner, die heute einfach nicht in den Griff zu bekommen waren.“

Bruno Soce, Trainer Telekom Baskets Bonn: „In der zweiten Halbzeit hat die Kraft über die Erfahrung gesiegt. Rhöndorf hatte mehr Erfahrung, wir mehr Kraft. Ich glaube, wir haben jetzt eine Medaille sicher, unsicher ist noch, ob Silber oder Gold, aber sicher ist, daß ich meine Medaille unseren Fans schenken werde. Was wir erreicht haben, hätten wir ohne die Unterstützung unserer Fans nicht erreicht.“

Arvid Kramer, Sport-Manager Telekom Baskets: „Was wir dieses Jahr angesichts der Krankheitssituation sportlich erreicht haben, ist mehr, als ich zu hoffen wagte.“

Wolfgang Wiedlich, Präsident Telekom Baskets: „Diesen Finaleinzug haben sich alle redlich verdient: Der Trainer, der mit der Schocksituation durch die Virus-Epidemie am Anfang fertig werden mußte; die Spieler, die teilweise mitten in der Saison Kondition nachtanken mußten; die Fans, die trotz unseres Virus-Pechs und trotz des Verlustes vieler Publikumslieblinge uns nie im Stich gelassen haben. Daß Hurl Beechum heute ein solches Spiel hinlegte, hat etwas Symbolisches: Ihn hatte der Epstein-Barr-Virus als erstes und am schwersten erwischt.“


Druckansicht zum Seitenanfang