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Wie Phoenix aus der Asche

Nach 25-Punkte-Rückstand erfolgreiches Bonner Comeback in einem denkwürdigen Basketballspiel gegen Hagen Jacob Jaacks fällt mit Rippenprellung aus Koch: Sind in der zweiten Halbzeit durch die Emotionen ans Laufen gekommen.

Pressekonferenz Bonn vs. Hagen

 

 

 

 

 

Am sechsten Spieltag der Beko Basketball Bundesliga (Beko BBL) haben sich die Telekom Baskets Bonn vor 5.340 Zuschauern mit 103:102 (24:25, 12:34, 36:19, 31:24) gegen Phoenix Hagen durchgesetzt. Dabei kämpften sich die Rheinländer nach einem zwischenzeitlichen 25-Punkte-Rückstand vor der Pause im dritten Viertel zurück und entschieden die Partie sechs Sekunden vor Schluss an der Freiwurflinie durch einen Treffer von Jacob Jaacks zu ihren Gunsten. Die bestimmenden Akteure des Abends waren Chris Ensminger (28 Punkte) sowie Jeremy Hunt und Folarin Campbell (je 21). Bei den Gästen traf Mark Dorris (24) am besten.

 

Das Spiel hatte kaum angefangen, da ging bereits der erste Schock durch das weite Rund des Telekom Dome. Jacob Jaacks, der zuvor noch den ersten Korb des Abends markiert hatte, blieb nach einem Kampf um einen neutralen Ball mit schmerzverzehrtem Gesicht auf Höhe der Mittellinie liegen und hielt sich den unteren Rippenbogen. Die erste Diagnose noch auf der Spielerbank lautete auf Rippenprellung. Baskets-Coach Michael Koch musste unverhofft früh reagieren und brachte Chris Ensminger aufs Parkett. Dieser mischte die Verteidigung der Feuervögel in den kommenden Angriffen mächtig auf und war maßgeblich daran beteiligt, dass Hagen früh fünf Teamfouls auf dem Spielberichtsbogen stehen hatte (6:6, 4. Minute). Bonn attackierte taktisch klug den Korb der Gäste und wurde dafür belohnt bis zum Viertelende fanden sieben von acht Freiwürfen ihr Ziel. Hagen schlug offensiv ein hohes Tempo an, suchte früh den Abschluss und behielt knapp die Nase vorn (24:25, 10. Minute).

 

Mit einem 6:0-Lauf eröffneten die Hausherren den zweiten Durchgang, der nur durch eine Auszeit von Phoenix-Coach Ingo Freyer gestoppt werden konnte (30:25, 12. Minute). Nach der kurzen Besprechung traten die Volmestädter wie verwandelt aufs Feld zurück. Die westfälische Ganzfeldpresse zeigte ihre Wirkung, generierte einfache Ballgewinne und damit leichte Korbleger. Zudem begannen die Schützen namentlich Jacob Burtschi und Zygimantas Jonusas ihr Tagewerk zu verrichten. Zwei Auszeiten brauchte Michael Koch, ehe die Hagener Hochgeschwindigkeitsoffensive ansatzweise gestoppt werden konnte da hatte Phoenix aber schon einen 0:16-Run hingelegt (30:41, 15. Minute). Insgesamt funktionierte die Bonner Transition Defense nicht wie gewünscht und auch beim Rebound ließen Kochs Schützlinge die nötige Intensität vermissen. Hagen sammelte bis zur Pause neun Abpraller am offensiven Brett ein, eröffnete sich dadurch haufenweise zweite Chancen, führte zwischenzeitlich mit 25 Zählern (34:59) und nutzte diese zum Ausbau der Führung (36:59, 20. Minute).

 

Nach dem Seitenwechsel zeigten die Gastgeber jene Trotzreaktion, die sich alle Anwesenden mit Ausnahme des lautstarken Trupps im Phoenix-Fanblock im Telekom Dome herbeigesehnt hatten. Obwohl Aufbau Nic Wise nach zwei schnellen Fouls vom Feld musste, kam kein Bruch ins nun deutlich rundere Spiel Bonns. Mit der lautstarken Unterstützung der Fans und angeführt von Chris Ensminger, Jeremy Hunt wurde der Rückstand in bester Hamster-Manier Zähler um Zähler bis in den einstelligen Bereich abgetragen (59:68, 26. Minute). Konnte sich Ensminger nicht am Brett durchsetzen oder wurde gedoppelt, schlug Hunt aus der Distanz eiskalt zu. Mit einem Dreier nach dem anderen brachte der Guard nicht nur das tobende Publikum auf den Rängen in Verzückung, sondern vor allen sein Team in Schlagdistanz (72:75, 30. Minute). Die letzte Aktion des dritten Durchgangs ging jedoch auf das Konto von Mark Dorris, der ebenfalls von jenseits der 6,75m-Linie erfolgreich Maß nahm (72:78, 30. Minute).

 

Der Ausgleich bahnte sich förmlich an und es passte zum gesamten Spielverlauf, dass er durch einen Dreier aus dem Fastbreak heraus von Jeremy Hunt hergestellt wurde (78:78, 31. Minute). Die Partie stand auf des Messers Schneide, keine Mannschaft konnte sich nennenswert absetzen, ehe die Baskets durch das fünfte Foul von Hunt, der mit einem schmerzenden Rücken gehandicapt ins Spiel gegangen war, ihren zweiten Spieler und wichtigsten Katalysator verloren (86:88, 35. Minute). Langsam gingen Coach Michael Koch die Spieler aus. Auf der Bank saßen schon die verletzten Vincent Yarbrough (Fußverletzung), Patrick Flomo (Kreuzbandriss) und Tim Ohlbrecht (Sehnenverletzung am Daumen), dazu kamen bis zum Spielende die Ausgefoulten Nic Wise, Fabian Thülig, Alex King und jetzt Jeremy Hunt.

 

Seiner neben Ensminger bedeutendsten offensiven Stütze beraubt, fiel Bonn erneut ins Hintertreffen (91:98, 38. Minute). Nach seinem fünften plus einem Disqualifizierenden Foul von Edward Seward ging Ensminger für vier Freiwürfe an die Linie. Der Center zeigte keine Nerven, verkürzte auf 95:98, ehe Folarin Campbell nach dem fälligen Einwurf aus der Mitteldistanz vollstreckte (97:98, 39. Minute). Es war auch Campbell, der Bonn in den folgenden Angriffen trug, trotz schwerem Kontakt traf und den abermaligen Ausgleich erzwang (102:102, 40. Minute). Bei sechs Sekunden verbleibender Restspielzeit griff sich Jaacks einen danebengeworfenen Notdreier von Sajmen Hauer, ging zum Brett und wurde dabei gefoult. Jaacks verwarf den ersten Freiwurf, netzte den zweiten aber traumhaft sicher zum 103:102 ein. Der letzte Wurfversuch Hagens zum Sieg verfehlte sein Ziel.

 

 

Michael Koch (Trainer Telekom Baskets Bonn):

5.340 Zuschauer plus die beiden Teams und das Kampfgericht haben heute gesehen, was so toll ist an Basketball: Du wirst vom Deppen der Halbzeit zum Deutschen Meister nach 40 Minuten. Wir halten im Moment noch nicht so dagegen, wie es nötig ist. Zumal wir im ersten Durchgang versucht haben, das Hagener Tempo mitzugehen, was wir aufgrund unserer Teamstruktur gar nicht können. In der Pause gab es einen regelrechten Einlauf an die Mannschaft, wir kamen dadurch gestärkt aus der Kabine und auf einmal war auch das Publikum da. Wir haben es dann geschafft, endlich die leichten Hagener Punkte zu verhindern. In den letzten Minuten mussten wir durch die vielen Fouls stark improvisieren und haben letztendlich doch mit Glück den Ein-Punkte-Sieg gerettet.

 

 

Ingo Freyer (Trainer Phoenix Hagen):

Herzlichen Glückwunsch an Bonn. Wir haben heute sehr stark gespielt und das Spiel fast durchgehend kontrolliert. Am Ende hätten wir auch gewinnen müssen und dass das nicht geklappt hat, lag nicht daran, dass wir schlecht geworfen hätten oder Bonn überragend gespielt hätte, sondern einzig und allein daran, dass wir angefangen haben, mit den Schiedsrichtern zu diskutieren. Wir führen sicher, fangen an zu quatschen und kassieren ein "T" und ein disqualifizierendes Foul. Normalerweise hätten wir locker gewonnen. Ich hoffe, dass mein junges Team daraus lernt, denn wir haben eigentlich eine sehr starke Mannschaft zusammen.

 

 

Telekom Baskets Bonn:

Hauer (0), Ensminger (28), Hunt (21/5), King (13/1), Campbell (21), Thülig (2), Wise (2), Jaacks (9), Wohlfahrt-Bottermann (dnp), Tyndale (7/1)

 

Phoenix Hagen:

Pryor (19/1), Bell (18/1), Schwarz (0), Jonusas (16/3), Gentgen (dnp), Wilkins (dnp), Spohr (0), Kruel (4), Burtschi (13/2), Seward (5), Dorris (24/1), Terwilliger (3/1)

 


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