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"Wir bereiten uns im e.V. auch auf den Worstcase vor"

Interview mit dem Vorstand des Baskets Bonn e.V.

Wie steht es aktuell um den Baskets Bonn e.V.? Der 1. Vorsitzende Peter Mönnig und Finanzwart Christian Völzgen blicken zurück auf die erfolgreiche vergangene Saison im Jugend- und Amateurbereich und beantworten Fragen über die Zukunft des Vereins. Das Interview führte e.V.-Pressewart Pascal Gediga.

Im Baskets Ausbildungszentrum findet sämtliches Training aller Jugend- und Amateurteams des Baskets Bonn e.V. statt.

Gediga: Hallo Peter, hallo Christian, zuerst möchte ich mich kurz bei Euch bedanken, dass ihr Euch die Zeit für ein paar Fragen zur aktuellen Situation des Vereins genommen habt. Bevor zum wichtigen Thema Telekom-Rückzug kommen, wie fällt das Fazit des Vorstands zur abgelaufenen Saison aus?

Mönnig: Ich glaube, da sind wir uns alle einig! Diese Saison war nicht nur für die Profis, sondern auch für den e.V. nach den letzten Jahren eine außergewöhnliche und erfolgreiche Saison. Man hat die Freude am Spiel, das uns so lange gefehlt hat, gespürt. Wir waren in allen Altersklassen erfolgreich und unsere Trainer haben mit Ihren Mannschaften einen tollen Job gemacht. Das macht Spaß auf mehr und erhöht die Vorfreude auf die kommende Saison!

 

Gediga: Apropos kommende Saison, was steht im Moment an Arbeit an?

Mönnig: Gerade wird umstrukturiert und werden die Mannschaften neu eingeteilt. Sebastian Adelt, unser Geschäftsführer, und Savo Milovic, unser sportlicher Leiter, führen Gespräche und machen Verträge mit den Trainern und Ehrenamtlichen, damit wir wieder gut geführt in die neue Saison starten können. Hier möchte ich mich einmal auch im Namen des Gesamtvorstands bei unseren ehrenamtlichen Trainern für Ihre Arbeit bedanken, die einen wichtigen Teil unseres Vereins bilden und in der Betrachtung oft zu kurz kommen. Vielen Dank für Euren Einsatz!

Völzgen: Aktuell ist auch die Aufteilung der Hallenzeiten durch Sebastian ein wichtiger Punkt. Hier sind wir froh, in ihm jemanden zu haben, der das große Ganze sieht und einschätzen kann. Durch die Hallenschließungen in Rhöndorf und in Sechtem sowie fehlende städtische Hallenzeiten bei der BG Bonn sind wir wieder gefragt und versuchen, unseren Partnervereinen unter die Arme zu greifen. Dies wird leider am Ende auch dazu führen, dass wir nicht alle Wünsche erfüllen können. Eines ist aber klar: Wir haben durch unser ABZ ein Schmuckstück, was es zu pflegen und zu erhalten gilt. Hier kann jeder Einzelne durch sein Verhalten etwas beitragen.

 

Gediga: Nun einmal zu ein paar brennenden Fragen: Wie wirken sich der angekündigte Rückzug des Hauptsponsors Telekom und die explodierenden Heiz- und Nebenkosten auf unseren Verein aus?

Mönnig: Nun herrscht endlich Klarheit: Die Baskets-Telekom-Partnerschaft endet definitiv zum 30. Juni 2024, wobei die Telekom-Mittel bereits für die Saison 2023/24 spürbar reduziert werden. Wir als e.V. sitzen als Hauptgesellschafter und Bundesliga-Lizenznehmer im Boot der BonBas GmbH, die wirtschaftlicher Träger aller Bundesligaaktivitäten ist. Sollten wir keinen adäquaten Ersatz für die Telekom finden, wird dies auch die wirtschaftliche Situation im Verein radikal verändern. Mit den Mitgliedsbeiträgen allein können wir unsere Kostenstruktur dann nicht decken.

Völzgen: Der Verein steht wirtschaftlich bis Ende des nächsten Kalenderjahres auf einer soliden Basis, aber was danach kommt, ist noch nicht abzusehen. Zusätzlich zu den bekannten Problemen kommen dann noch die unbekannten, zum Beispiel wie sich die Reform der Grundsteuer auswirkt und welchen Einfluss diese auf unser Budget haben wird. Oder wie sich die Energiekosten für das ABZ weiterentwickeln. Das sind gefühlt keine guten Aussichten! Wir arbeiten daran im Hintergrund, Kosten einzusparen und Abläufe zu optimieren. Hier haben wir die Kooperation mit Rhöndorf und der BG Bonn auf neue Füße gestellt und wir werden unseren Verein und unsere Leistungsteams weiter vermarkten und versuchen, neue Sponsoren für uns zu gewinnen. Jeder Euro zählt!

Mönnig: Alles würde natürlich einfacher mit einem neuen Hauptsponsor für die Bundesliga. Bis dahin bereiten wir uns aber auch auf den Worstcase vor. Wir werden versuchen, unbedingt unsere Personalstruktur und das damit verbundene Angebot für unsere fast 500 Kinder, Jugendlichen und Senioren aufrechtzuerhalten, damit der Bonner Basketball in dieser Zeit nicht eine weitere Konstante verliert.

Völzgen: Mir persönlich fehlt im Moment das Verständnis dafür, dass ein Konzern auch einen Teil seiner sozialen Verantwortung in der Stadt fallen lässt. Hier geht es nicht nur um das Profiteam der Baskets! Im Nachwuchsbereich und bei den schulischen Aktivitäten ist in den letzten 25 Jahren viel aufgebaut worden. Aber es ist jetzt nicht mehr die Zeit, sich jammernd in die Ecke zu stellen. Ein Sponsor hat das gute Recht, sein Engagement zu beenden und wir sind es unseren Mitgliedern schuldig, alles dafür zu tun, dass es mit der gleichen Qualität im Nachwuchsbereich weitergeht. Jeder, auch die Eltern, sind aufgerufen, sich mit Ideen und Engagement bei der Sponsorenakquise einzubringen.

 

Gediga: Könnt ihr das Defizit im Worstcase in konkrete Zahlen fassen?

Völzgen: Die BonBas GmbH, also gewissermaßen die Bundesliga-Abteilung, ist der größte Sponsor unseres e.V.‘s. Berücksichtigt man auch den Kapitaldienst für das ABZ sowie dessen Energie- und Instandhaltungskosten reicht das weit über 400.000 EUR pro Jahr und über 50 Prozent unseres e.V.-Budgets hinaus. Insofern ist der Telekom-Rückzug nach fast drei Jahrzehnten viel mehr als ein Jammerthema, sondern eine ernste existentielle Angelegenheit.

Mönnig: Mein Eindruck ist, dass die weitreichenden Folgen des Telekom-Rückzugs und was dieser im schlimmsten Fall bedeutet sowohl unseren Mitgliedern als auch der Stadt Bonn noch nicht bewusst sind.


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