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Zu wenig Aggressivität in München

Telekom Baskets Bonn verlieren beim FC Bayern deutlich mit 69:87 (20:28, 15:18, 13:18, 21:23)

Diesen vorösterlichen Ausflug in die bayerische Landeshauptstadt hätten sich die Telekom Baskets Bonn am 30. Spieltag der Beko Basketball Bundesliga sparen können. Mit 69:87 setzte es beim Aufsteiger und derzeitigen Sechsten der Tabelle FC Bayern München eine deutliche Niederlage.

 

 

Vor den Augen von 6.700 Zuschauern im ausverkauften Audi Dome – darunter ca. 200 mitgereiste Bonner Fans - und den Kameras von SPORT1 gelang den Telekom Baskets am Ostersamstag nur wenig überzeugendes. Nur in den ersten Minuten des Spiels präsentierte sich das Team von Headcoach Michael Koch in der Verfassung, die nötig war, um den ambitionierten Aufsteiger aus München die Stirn zu bieten.

 

Nach einem schnellen 2:8-Rückstand (3. Minute) war es vor allem dem Trio Chris Ensminger, Jared Jordan und Simonas Serapinas zu verdanken, dass die Baskets ihre anfängliche Nervosität ablegten und durch gelungene Aktionen in der Offense das Spiel schnell wieder offen gestalteten (12:12, 5. Minute). Bonn blieb auf Tuchfühlung, zeigte aber bereits in dieser frühen Phase zwei gravierende Probleme: In der Offense wurden die wenigen freien Würfe allzu oft vergeben, beim Rebound fehlte das nötige Durchsetzungsvermögen. Als Chris Ensminger knapp drei Minuten vor dem Ende des ersten Viertels zur verdienten ersten Ruhepause auf der Bonner Bank Platz nahm, nutzten die Bayern ihre Chance und zogen bis zum Viertelende mit zwei Dreiern von Jan-Hendrik Jagla sowie zwei Würfen von Robin Benzing schnell auf 28:20 davon.

 

Während München nun in der Offensive einen Gang höher schaltete, taten sich die Baskets immer schwerer. Zum Wurfpech im Angriff gesellte sich zunehmend fehlende Aggressivität in der Verteidigung, so dass es den Spielern von Ex-Bundestrainer Dirk Bauermann wenig Mühe machte, bis zur Mitte des zweiten Viertels den Bonner Rückstand auf 15 Punkte zu schrauben (24:39, 16.).

 

Der Frust der Baskets über die vergebenen Chancen verwandelte sich vor dem Seitenwechsel glücklicherweise doch noch in wieder gefundene Moral. Angeführt von Jared Jordan kämpfte sich Bonn wieder heran. Nach sechs Fahrkarten fand endlich der erste Bonner Dreier durch den besten Assistgeber der Liga zum 35:43 sein Ziel. Der Vorsprung war nicht mehr zweistellig und zwölf Sekunden vor der Pausensirene hatte Chris Ensminger sogar das 37:43 auf der Hand, doch er kassierte statt zweier Punkte ein Offensivfoul. Jaglas dritter erfolgreicher Drei-Punkte-Wurf vier Sekunden vor Ablauf des Viertels stach daher mitten in die Herzen des Bonner Teams und der Fans. München konnte mit einer 46:35-Führung in die Kabine gehen.

 

Im dritten Viertel versuchten die Baskets die nächste Aufholjagd. Aus einem 13-Punkte-Rückstand wurde bis zur 25. Minute ein 43:49. Nur noch sechs Punkte trennten beide Teams und es schien so, als ob das Momentan langsam Richtung Rheinland ausschlug. Die „Big-Points“ gehörten an diesem Abend jedoch den Bayern. Demond Greene konterte postwendend per Dreier und als wenig später Chris Ensminger sein viertes Foul kassierte, fielen die Aktien der Telekom Baskets rapide.

 

Das Bonner Spiel fiel im letzten Spielabschnitt fast regelrecht auseinander. „Wir haben über weite Strecken viel zu wenig von der Aggresivität gezeigt, die wir uns vorgenommen hatten. So kann man bei einer derart heimstarken Mannschaft wie München nicht bestehen“, erklärte Coach Michael Koch nach dem Spiel. Entsprechend ungehalten reagierte der Bonner Trainer auf die oft zu zaghaften Verteidigungsbemühungen seiner Spieler.

 

Sieben Minuten vor Spielende beschwerte sich Koch zudem bei den Schiedsrichtern massiv, was diese mit zwei Technischen Fouls ahndeten, gleichbedeutend mit der Disqualifikation. Der Baskets-Coach musste die Halle verlassen. Eine Aktion, „sicher auch ein letzter Weckruf an mein Team“, so Koch später.

 

In der Tat fühlten sich die Baskets nach der außergewöhnlichen Aktion ihres Trainers an der Ehre gepackt und trotz eines mittlerweile 29-Punkte-Rückstands (50:79, 24.) schickte sich das Team noch einmal an, das Ergebnis zu korrigieren. Mehr als Kosmetik war jedoch nicht mehr drin. Am Ende ging das Spiel immer noch deutlich mit 69:87 verloren.

 

Den Telekom Baskets Bonn bleibt zum Glück nicht viel Zeit, über die Niederlage nachzudenken, denn schon am kommenden Mittwoch (11.04.12) und Sonntag (15.04.12) stehen zwei wichtige Heimspiele gegen Tübingen und Göttingen auf dem Programm.

 

 

 

Michael Koch (Headcoach Bonn):

„Glückwunsch an Dirk Bauermann und den FC Bayern München zum verdienten Sieg. Wir wussten, dass es eine schwere Aufgabe wird. Wir haben es heute nicht geschafft, die gleiche Intensität und Aggressivität wie Bayern aufs Feld zu bringen. Wir haben versucht, lange im Spiel zu bleiben. Das ist uns bis zur Mitte des dritten Viertels einigermaßen gelungen. Das vierte Foul von Chris Ensminger hat uns dann eigentlich unserer letzten Inside-Option beraubt. Von diesem Zeitpunkt an hat es unsere Mannschaft dann nicht mehr geschafft, konstruktiv im Angriff die Optionen zu finden. Das Inside-Spiel war nicht mehr vorhanden und das haben die Bayern clever ausgenutzt.“

 

Dirk Bauermann (Headcoach München):

„Wir haben heute sicher ein starkes Spiel gezeigt und unsere Chancen auf einen Playoff-Platz mit diesem Sieg deutlich verbessert. Wir haben gut verteidigt und nur 69 Punkte zugelassen. Wenn wir unseren Offensiv-Rhythmus so finden, wie wir es heute getan haben, dann sind wir schwer zu stoppen. Insofern freuen wir uns, dass wir dem Playoff-Ziel einen großen Schritt näher gekommen sind. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie sich von einer Niederlage wie in Berlin sehr schnell und sehr gut erholt. Es war ein rundum guter Tag für den FC Bayern.“


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