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Traumfabrik im Bau

Bonns Basketballer siegen in der Gegenwart und basteln an der Zukunft

Ulrich Hartmann

Bonn - Die Zukunft des Bonner Basketballs gilt als strahlend, dabei lag die Baustelle der neuen Arena am Samstagabend in völliger Dunkelheit, während die Telekom Baskets ein paar hundert Meter weiter in der erleuchteten Hardtberghalle gegen die Skyliners aus Frankfurt 83:78 gewannen und den immer sicherer werdenden Einzug in die Playoffs bejubelten. Die nahe Baustelle wirkte im Mondlicht wie ein abstraktes Gebilde. 6000 Zuschauer soll die Basketballarena fassen, ab Frühjahr 2008 soll hier die Bonner Rückkehr in die nationale Elite vorbereitet werden. Doch bislang ragen nur Betonpfeiler in die Höhe. In den kommenden Monaten entsteht für 16,8 Millionen Euro ein ambitioniertes und komplexes Projekt, das im deutschen Basketball ohne Beispiel ist. „BasketsFabrik" heißt das Ganze, eine Arena samt Ausbildungszentrum mit Dreifachhalle, Fitnessstudio und Restaurant. „Das wird kein Schloss", sagt Baskets-Boss Wolfgang Wiedlich, „da fließt Schweiß."

Jan Pommer findet das Projekt „phantastisch". Gerade in diesen Zeiten. Der Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga war am Samstag beim Zweitligisten Göttingen zu Gast, um den Klub als Kandidaten für die erste Liga zu prüfen. Pommer hatte zuletzt Ärger mit dreien der Bundesligateams. In Gießen, Nürnberg und Karlsruhe ist das Geld knapp geworden. Die Gießener mussten ein Darlehen aufnehmen, die tabellarisch abgeschlagenen Karlsruher bereiten sich mit einem auf ein Minimum reduzierten Aufwand auf die zweite Liga vor und in Nürnberg wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. „Schade ist die Häufung dieser Fälle", sagt Pommer, „obwohl es für jeden individuelle Gründe gibt." Gemeinsam haben die Sorgenkinder freilich, dass es für Basketballklubs zuletzt nicht leichter geworden ist, bei Sponsoren Geld und Unterstützung zu erlösen. Da haben die Bonner Glück mit ihrem Sponsor und ihrem Mittelstandsprojekt namens „ProBaskets". Die Telekom trägt bislang nicht nur zuverlässig zum Etat bei, sondern spendiert auch einen Teil zur neuen Halle, indem sie für zehn Jahre das Namensrecht gekauft hat. Im Förderprojekt „ProBaskets" engagieren sich sympathisierende Mittelständler aus der Region, die auch beim Hallenbau helfen. „Qualifizierte mit Herzblut", nennt sie Wiedlich.

In Bonn wird der Basketball seit jeher von Emotionen getragen. In ihrem elften Bundesligajahr erreichen die Baskets eine 97-prozentige Auslastung der städtischen Hartberghalle und rangieren mit 3400 Zuschauern pro Heimspiel nur deshalb nur auf dem fünften Platz der Ligarangliste, weil einfach nicht mehr in die Halle hineinpassen. Das wird anders, wenn in einem Jahr der Umzug vollzogen wird, in den gewaltigen Bau, der von der Basketball-GmbH „BonBas" mit fünf Millionen Euro Kreditaufnahme, drei Millionen städtischem Zuschuss und über Jahre gesammelten 8,8 Millionen Sponsorengeldern und Spenden entsteht. Die Baskets sind Besitzer, Betreiber und Nutznießer der in ein neues Gewerbegebiet eingebetteten Sportanlage, wenngleich der Klubpräsident Wiedlich auch Gefahren wittert im „Hochrisikogeschäft Basketball", das von Unwägbarkeiten geprägt wird, wie die aktuellen Fälle zeigen. In Hagen, Weißenfels und Würzburg war zuletzt Erstliga-Basketball gescheitert, doch solche Sorgen wollen sie sich in Bonn nicht machen. „Wir wollen zurück auf die europäische Bühne", sagt Wiedlich und spricht von einem Bonner Standortvorteil. „Wenn in Bonn der Hauptsponsor aussteigen würde, würden sich 50 Fans vor der Konzernzentrale anketten", sagt BBL-Geschäftsführer Pommer grinsend und lobt die Bonner als ein Aushängeschild der Liga. Wenn Pommer als Lehrer durchginge, dann wäre die Bundesliga eine sehr gemischte Klasse aus Musterschülern und Sorgenkindern, „und es gibt Vereine, die größerer Aufmerksamkeit bedürfen als die Bonner", sagt Pommer freundlich.

Damit die Baskets (Playoff-Finalist 1997, 1999 und 2001) auch sportlich attraktiv bleiben, muss der Trainer Michael Koch für die kommende Saison eine Mannschaft zusammenstellen, die es in die Playoffs schafft und bei rechtzeitigem Umzug die K.o.-Spiele im Frühjahr 2008 idealerweise bereits in der neuen Arena absolvieren kann. Die Baskets kalkulieren für die neue Heimat eher vorsichtig mit 4300 Zuschauern pro Spiel. Koch, einst erfolgreicher Nationalspieler und als Profi auch in Griechenland tätig, hat seinen Trainervertrag in Bonn für die nächste Spielzeit bereits unterschrieben und ist sich der wachsenden Anforderung durch den Umzug in eine bessere Zukunft durchaus bewusst. „Es wäre schön, wenn wir in der neuen Halle genauso erfolgreich spielen könnten wie bisher", sagt er und fügt nach einer kleinen Pause hinzu: „Oder vielleicht sogar noch erfolgreicher."