Das Kölnarena-Experiment
Am 7. April 2000 kam es in der Kölnarena zu einem denkwürdigen Ereignis und dies in mehrfacher Hinsicht: Zum einem schafften es die Telekom Baskets tatsächlich, mit 18.506 Zuschauern im Bundesligaspiel einen Europarekord aufzustellen, zum anderen konnte bewiesen werden, dass Basketball in Deutschland tatsächlich ein "schlafender Riese" ist. Dass die Baskets das Spitzenspiel gegen den Deutschen Meister Alba Berlin mit 64:72 verloren, dämpfte den äußerst positiven Eindruck dieses Events bei Zuschauern und Medien nur wenig.
Tatsächlich habe jedoch damals niemand an einen Europarekord gedacht, „das war ein Nebeneffekt“, erinnert sich Wolfgang Wiedlich. Der Baskets-Präsident hatte damals andere Ziele: Der Club wollte das Bonner Rathaus für den Bau einer neuen, größeren Basketball-Halle wachrütteln. Denn nach der euphorischen „Vom-Virus-zum-Vize“-Saison 1998/99 war ein solches Projekt zwar in aller Munde, blieb aber ein Papiertiger, über das Lokaljournalisten gerne und viel schrieben. „Aber es tat sich so richtig nichts“, sagt Wiedlich. Andererseits machten die Baskets mit dem „Kölnarena-Experiment“ eine Erfahrung, „die zwar schmerzhaft war, aber uns in den nächsten Hallen-Projektjahren leitete“. Die Erfahrung: „Wir gingen damals mit weniger Geld nach Hause als nach einem Ausverkauft-Spiel in der fünfmal kleineren Hardtberghalle mit Schankrecht. Das wollte mir damals kein Reporter glauben“, so Wiedlich, „aber wir hatten nicht nur lange Gesichter, sondern auch tiefe Gedanken.“ Ergebnis: „Wir wollen mit dem Hallenprojekt nicht in den Fängen eines Hallenbetreibers landen.“ Konsequenz: selber bauen und investieren.
Das „Kölnarena-Experiment“ am 7. April 2000 hatte noch weitere Effekte: In der Domstadt wurde der Profi-Basketball wachgeküsst, und die Medien sprachen von Basketball als einem „schlummernden Sportriesen in Deutschland“. Neun Jahre später wurde der Indoor-Baskets-Zuschauerrekord in Belgrad mit 22.567 Fans (Partizan Belgrad-Panathinaikos Athen) überboten, und die Köln 99ers (vorm. RheinEnergy Cologne, RheinEnergie Cologne, RheinEnergie Köln) gingen in die Insolvenz.
Das Spiel:
Die Partie des 26. Spieltags verloren die Baskets mit 64:72 gegen Berlin. Der damals 27-jährige Rodrigo Pastore, heute Cheftrainer des ProA-Ligisten NINERS Chemnitz, wurde mit 16 Punkten Baskets-Topscorer. Derrick Phelps erzielte 12 Punkte und 6 Assists. Auf Seiten der Albatrosse avancierten die US-Amerikaner Terry Dehere (24 Punkte) und "Iceman" Wendell Alexis (17 Punkte) zu den besten Spielern.
Pressestimmen von damals:
DER TAGESSPIEGEL: „Jetzt sind die Bonner endgültig durchgeknallt, haben sich einige Beobachter der Szene gedacht. Am Ende haben sich alle geirrt, Skeptiker wie Optimisten. Die Kölnarena ist mit 18.506 Zuschauern ausverkauft.“
DEUTSCHE PRESSEAGENTUR: „Es war ein historischer Tag für den deutschen Basketball, und die Augenzeugen des Spektakels schwelgten in Superlativen von dem einmaligen Ereignis.“
FRANKFURTER ALLGEMEINE: „So ist auch die Lokalpolitik vom rasanten Lauf der Entwicklung fast überrollt worden. Denn seit das Thema den Kommunalwahlkampf belebte, hat sich wenig getan.“