Angeschlagene Bonner siegen 79:75 in Göttingen
Telekom Baskets gewinnen Krimi beim Aufsteiger Conley und Burrell bei Punkten und Rebounds top Miah Davis Dreier 25 Sekunden vor Schluss erlöst die mitgereisten Fans
Die Telekom Baskets machten am 13. Spieltag der Basketball-Bundesliga einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Play-Offs. Mit 79:75 (23:23, 22:16, 17:20, 17:16) siegte die Mannschaft von Headcoach Michael Koch beim Aufsteiger BG 74 Göttingen. Ein Sieg, mit dem nach den Ereignissen der letzten Tage nicht unbedingt zu rechnen war, denn den Bonner Trainer plagten große personelle Sorgen. Neben den verletzten Winsome Frazier (Handbruch) und Patrick Flomo (Kreuzband), stand bis zum Sonntagmorgen auch der Einsatz von Jason Conley auf des Messers Schneide. Der Bonner Leistungsträger hatte sich am vergangenen Donnerstag beim Training eine Bänderdehnung im Fuß zugezogen und zunächst von der medizinischen Abteilung Spielverbot erhalten. Erst die genaue Diagnose am Samstag signalisierte Entwarnung. Gleiches galt für Artur Kolodziejski, John Bowler und Miah Davis. Alle drei Spieler konnten in den letzten Tagen wegen einer grippalen Viruserkrankung nicht am Mannschaftstraining teilnehmen. Umso bemerkenswerter war es, wie sich die angeschlagene Bonner Truppe in der mit 2800 Zuschauern gut gefüllten Göttinger Lokhalle aus der Affäre zog. Die Baskets glänzten dabei besonders in der ersten Halbzeit in der Offense, die sie dank einer fabelhaften Trefferquote von 62% mit 45:39 für sich entscheiden konnten. Bonn bestach durch eine Disziplin, in der das Team bis dahin die rote Laterne der BBL hielt, dem Drei-Punkte-Wurf. Hervorragende sechs von zehn Dreier gingen vor der Pause durch das Netz der Gastgeber, die sich in dieser Phase vor allem durch Selim Mulic im Spiel hielten, dem in den ersten 20 Minuten vier von sechs Dreiern gelangen. Die guten Quoten beider Teams im Angriff sorgten für einen attraktiven und spannenden Spielverlauf bis fast zur letzten Sekunde, denn als die Baskets nach 35 Minuten bereits mit elf Punkten in Führung lagen und damit fast schon auf die Siegerstraße eingebogen waren (72:61), setzten die Veilchen die letzten Reserven frei und kippten das Spiel durch einen 12:0-Lauf in nur drei Minuten zum 72:73 aus Sicht der Baskets. Der Druck lastete nun tonnenschwer auf dem Bonner Team. Eben noch fast schon sicherer Sieger, jetzt plötzlich doch noch Verlierer? Ronald Burrell hatte etwas dagegen und sorgte mit einem schwierigen Halbdistanzwurf aus der Rückwärtsbewegung wieder für eine knappe 74:73-Führung. Göttingens nächster Angriff wurde von der Bonner Defense aufgerieben und Miah Davis schickte die mitgereisten Fans 25 Sekunden vor Schluss mit dem zehnten von insgesamt 18 Bonner Drei-Punkte-Würfen in den siebten Himmel. Die Baskets führten jetzt 77:73 und hatten erst zwei Teamfouls im vierten Viertel kassiert. Foulen, um den Gegner an die Linie zu zwingen und so die Uhr zu stoppen, war daher für Göttingen keine Option. So konnten die Baskets nach zwei Freiwürfen der Hausherren die Uhr herunterspielen. Johannes Strasser markierte wenigen Sekunden vor Spielende den hart erkämpften 79:75-Endstand. Baskets-Coach Mike Koch: "Ein dickes Lob an John Patrick und seine Mannschaft. Sie lagen fast das ganze Spiel zurück, haben aber nie aufgesteckt. Heute hat die Mannschaft gewonnen, die am Ende den glücklicheren Schuss hatte. Der Schlüssel zum Spiel war für mich heute die Verteidigung. Wir hatten uns als Ziel gesetzt, Göttingen unter 80 Punkten zu halten. Wir wussten, dass wir dann eine Chance haben. Das haben wir geschafft." BG-Coach John Patrick: "Bonn hat eine exzellente Defense gespielt, das ist ein sehr starkes Team. Als es noch mal eng wurde, haben sie keinerlei Nervosität gezeigt, waren eiskalt. Wir haben zu viele unnötige Fehler gemacht und uns zu viele Turnover gegen die Zonenverteidigung erlaubt. In der zweiten Halbzeit hat Michael Schröder ein starkes Spiel gezeigt. Insgesamt haben wir Charakter gezeigt. Ich bin stolz auf das Team und auf einen Spieler wie Philipp Nies. Es war sein letztes Heimspiel. Er war seit der 2. Bundesliga dabei und hat immer 110 Prozent gegeben. Es war ein sehr emotionaler Abschied."