Baskets behalten die Nerven

Bonner Basketballer siegen hauchdünn 75:74 in Tübingen Brandon Bowman beendet zwei Sekunden vor dem Ende nach hochdramatischer Schlussphase die schwarze Serie der Baskets

Die Telekom Baskets können doch noch gewinnen! Nach einer äußerst spannenden Schlussphase machte es das Team von Mike Koch diesmal besser als noch vor sechs Tagen in Gießen. Bei den Walter Tigers Tübingen gelingt es Brandon Bowman zwei Sekunden vor dem Ende, sein Team durch einen schwierigen Korbleger mit 75:74 in Führung zu bringen. Der Topscorer der Bonner (insgesamt 21 Punkte) wird dabei noch gefoult, trifft beim anschließenden Bonusfreiwurf aber absichtlich nur den Ring. Tübingen ist gezwungen, vom eigenen Korb aus weiter zu spielen und kann nur noch einen vergeblichen Verzweiflungswurf in Richtung Bonner Brett werfen. Das Spiel ist aus. Nach fünf Niederlagen in BBL und Eurocup können die Baskets endlich wieder einen Sieg einfahren. Vor allem die Art, wie sich das Team von Headcoach Michael Koch am Ende doch noch an den eigenen Haaren aus dem Sumpf gezogen hat, sollte Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben in der BBL geben. Wie schon beim Spiel in Gießen vor sechs Tagen hatten die Baskets fast über die gesamte Spielzeit die Begegnung kontrolliert aber wieder nicht ihre Chancen genutzt, frühzeitig eine komfortable Führung herauszuspielen. Stattdessen vergab man in der Offense eine ganze Reihe von guten Möglichkeiten und verpasste so die große Chance, schon im dritten Viertel den Sack zuzumachen. Die Folge war ein immer stärker aufspielender Gegner, der es im letzten Viertel fast schon geschafft hatte, das Spiel doch noch zu gewinnen. Dabei hatten die Telekom Baskets schon im ersten Viertel eindrucksvoll bewiesen, wie man in der Tübinger Arena vor rund 2.200 Zuschauern, darunter 20 mitgereiste Fans aus Bonn, dominieren konnte. Tigers-Center Rasko Katic, mit insgesamt 18 Punkten am Ende bester Scorer seines Teams, hatte Tübingen in der fünften Minute gerade mit 8:7 in Führung geschossen, als die Baskets einen fulminanten Zwischenspurt einlegten. Die Bonner Defense empfing die Hausherren bereits vor der Mittellinie und setzte so das Team von Coach Tolga Öngören mächtig unter Druck. Die Folge waren vier Minuten ohne jeglichen Punkt für Tübingen. Ganz anders die Baskets: Der Fastbreak-Express lief wie geschmiert und bescherte den Jungs in Magenta einen 17:0-Lauf zur 24:8-Führung in der achten Minute. Die schnelle hohe Führung sorgte jedoch nicht für Sicherheit im Bonner Spiel, sondern eher für Nachlässigkeiten. Die Bemühungen in der Verteidigung ließen schnell wieder nach, was besonders Tübingens Distanzspezialist Daniel Fountain mit drei Dreiern ausnutzte. Noch ein Dreier von Teamkollege Richard Chaney zum 30:28 und nach 17 Minuten war der komfortable Vorsprung der Baskets dahin. Die Baskets mussten erneut einen höheren Gang einlegen, um den Abstand zu halten. EJ Rowland hatte mit zwei erfolgreichen Distanzwürfen großen Anteil daran, dass Bonn wenig später wieder mit zehn Punkten führte, ein Vorsprung, der bis zur Halbzeitpause (39:29) hielt. Bonn gelang es zunächst auch im dritten Viertel, die Gastgeber auf Distanz zu halten, doch besonders zwischen der 23. und 27. Minute verpasste man die große Chance, den Vorsprung weiter auszubauen. Fünf Minuten lang gelang den Baskets kein einziger Korb. Neunmal wurde zumeist aus aussichtsreicher Wurfposition der Ball verworfen, oder leichtfertige Ballverluste fabriziert. Dabei war der Bonner Defense kein Vorwurf zu machen. Sie gestattete Tübingen ebenfalls minutenlang keinen Erfolg. Umso ärgerlicher war es, dass diese Phase des Spiels nicht genutzt wurde. Und so kam es, wie es kommen musste. Die Bonner Fans erinnerten sich nur allzu gut an das Geschehen in Gießen am vergangenen Samstag, als die Baskets mit der Schlusssirene ein über weite Strecken dominiertes Spiel doch noch verloren. Das Déjà-vu nahm seinen Lauf. Die Bonner Dominanz wackelte zunehmend, als Tübingen Punkt für Punkt seinen Rückstand verkürzte. In der 33. Minute beträgt der Vorsprung nur nach drei Punkte (63:60), als der dritte erfolgreiche Dreier von Johannes Strasser kurzfristig Entlastung bringt. Die Freude darüber hält nicht lange an. 180 Sekunden vor Schluss ist Tübingen bis auf zwei Punkte wieder heran (70:68). Es vergehen zwei weitere Minuten, in den die Baskets zwar gut verteidigen, im Angriff jedoch erneut drei Chancen nicht verwerten. Die Quittung folgte 35 Sekunden vor Schluss: Ein weiterer Dreier von Daniel Fountain bringt Tübingen erstmals seit der Anfangsphase wieder in Führung (70:71). Doch die Baskets geben durch Winsome Frazier im direkten Gegenzug die richtige Antwort. Als wäre ein Schalter umgelegt worden, verstummte der Jubel in der Halle abrupt, als sein Dreier ohne Ringberührung durch die Tübinger Reuse zischte (73:71). Allerdings sollte das Wechselbad für die Zuschauer noch lange kein Ende haben. Tübingen hat den vielleicht letzten Angriff und schockt die Baskets erneut. Der achte erfolgreiche Dreier, diesmal durch Michael Haynes trifft fünf Sekunden vor Spielende (73:74). Tübingen steht kurz vor dem vierten Erfolg der Saison, doch die verrückte Schlussphase hält den absoluten Höhepunkt erst noch bereit. Fünf Sekunden sind noch zu spielen. Mike Koch nutzt die Auszeit, um den letzten Spielzug zu besprechen. Es soll über Brandon Bowman, den besten Scorer der Baskets, gehen. Diesem gelingt tatsächlich das Kunststück, zwei Sekunden vor dem Ende aus der Bedrängnis den bislang wichtigsten Korbleger für sein Team zu verwandeln. Die Baskets siegen nach einer hoch dramatischen Schlussphase 75:74 in Tübingen.