Baskets in Göttingen nur 15 Minuten im Spiel

Bonn verliert 74:87 - Aggressiven Niedersachsen zu wenig entgegen gesetzt - Neuzugang Ronald Dupree macht 15 Punkte

Die Achterbahnfahrt der Telekom Baskets ging auch am zehnten Spieltag der Beko Basketball Bundesliga weiter. Nach dem starken Auftritt bei den Brose Baskets vor sechs Tagen konnte der deutsche Vizemeister bei MEG Göttingen an die in Bamberg gezeigte Leistung nicht anknüpfen. Mit 74:87 (22:33, 10:20, 29:16, 13:18) ging das Spiel in Niedersachsen deutlich verloren. Bonn hat nun nach zehn Spielen mit fünf Siegen und fünf Niederlagen ein ausgeglichenes Punktekonto.Seinen ersten Auftritt im Baskets-Dress hatte sich Neuzugang Ronald Dupree sicher anders vorgestellt. Nach 20 Minuten lag sein Team bereits mehr als deutlich mit 21 Punkten zurück. Bis auf die Anfangsminuten, in denen sich beide Mannschaften einen Schlagabtausch bis zum 8:9 (4.) lieferten, hatte das Team von Headcoach Michael Koch in Halbzeit eins eindeutig das Nachsehen. Göttingen verteidigte aggressiv, setzte den Bonner Spielaufbau schon in der eigenen Hälfte mächtig unter Druck, dem die Baskets in der ersten Halbzeit wenig entgegen zu setzen wussten. Zudem gelang es dem Koch-Team nicht, selbst die Verteidigung auf hohem Niveau zu etablieren. Zu oft lief man den schnell spielenden Hausherren hinterher oder war von den gefährlichen Distanzschützen zu weit entfernt. Die Folge waren zehn erfolgreiche Dreier für Göttingen schon vor der Pause. Dem 22:33 nach dem ersten Viertel folgte zur Halbzeit ein noch viel bitteres 32:53. Michael Koch war bedient und packte seine Spieler in der Pause an der Ehre. So durfte man sich Göttingen nicht über 40 Minuten präsentieren. Viel zu passiv war man dem Gegner entgegen getreten, der so schon nach 20 Minuten wie der sichere Sieger aussah. Die Spieler hatten die Botschaft ihres Coaches endlich verinnerlicht. Nach dem Seitenwechsel zeigten sich die Baskets wie verwandelt und machten sich mit aller Kraft daran, ein fast schon verlorenes Spiel doch noch zu drehen. 20 Minuten waren noch zu spielen. Zeit genug, die Aufholjagd zu starten. Besonders zwei Spieler drehten jetzt auf: Tim Ohlbrecht, dem im dritten Viertel acht seiner insgesamt 15 Punkte gelangen und Neuzugang Ronald Dupree, der im gleichen Zeitraum sogar 14 Punkte markierte, darunter drei von drei Dreiern. Am Ende hatte auch er 15 Punkte auf seinem Konto. In der ersten Halbzeit hatte der Neu-Bonner allerdings kaum etwas Brauchbares zum Spiel beitragen können. Man merkte dem 28-Jährigen Forward deutlich an, dass er noch nicht ins Bonner Spiel integriert war. So lief in dieser Phase das Spiel weitgehend an Dupree vorbei. Dazu war sein erster Auftritt in Europa verständlicherweise von Nervosität begleitet. An der Freiwurflinie verwarf er sechs von acht Versuchen, zudem verstopfte er sich bei einem Fastbreak alleine am Göttinger Korb. In Anbetracht der Tatsache, dass Dupree erst drei Tage mit seinem neuen Team trainieren konnte, war seine Leistung in Göttingen allerdings mehr als bemerkenswert, denn nach dem Seitenwechsel wurde er der bestimmende Mann des Spiels. Gleich zu Beginn des dritten Viertels war sein erster Dreier zum 35:53 der Weckruf für das Team. So wie der Spielabschnitt begann, so endete er auch. Mit einem Buzzerbeater von jenseits der Dreipunktelinie markierte der ehemalige NBA-Spieler seine Punkte 12,13 und 14. Die Telekom Baskets hatten den 21-Punkte-Rückstand tatsächlich auf jetzt acht Punkte verkürzt (61:69) und das Viertel mit 29:16 gewonnen. Bonn war gegenüber der ersten Halbzeit kaum wiederzuerkennen. Gute Verteidigungsarbeit machte es jetzt Göttingen schwer an vernünftige Würfe zu kommen. Bei den Rebounds hatten die Baskets eindeutig das Sagen und in der Offense lief der Ball endlich flüssig und schnell. Göttingen wackelte gewaltig und spätestens als in der 31. Minute John Bowler einen weiteren Dreier zum 64:69 traf, war das Spiel wieder völlig offen. Danach hatten die Baskets gleich zweimal die große Chance, den Rückstand weiter zu verringern, doch beide Möglichkeiten wurden nicht genutzt. Stattdessen verfiel man nach und nach wieder in das Muster der ersten Halbzeit. Die Verteidigung ließ wieder nach, im Angriff wurde zu hastig agiert, individuelle Fehler häuften sich und so gelang es Göttingen wieder ins Spiel zu kommen. Die Hausherren trafen jetzt die wichtigen Würfe, während bei den Baskets nicht mehr viel zusammen lief. Göttingen ließ nichts mehr anbrennen und gewann am Ende verdient mit 87:74. Baskets-Coach Mike Koch: "Zu allererst Glückwunsch an Göttingen und John Patrick. Göttingen hat verdient gewonnen. Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht, vor allem in der ersten Halbzeit. Wir hatten einen Plan vor dem Spiel, wir wussten schließlich vorher wie Göttingen spielt. Diesen Plan haben wir aber nicht aggressiv genug umgesetzt. Insgesamt betrachtet waren wir zu passiv, daher hatten wir zu viele Ballverluste. Nach der Halbzeit waren wir besser und haben uns noch mal rangekämpft. Aber dann haben uns individuelle Fehler wieder zurückgeworfen. Göttingen hat mit mehr Elan gespielt als wir." MEG-Coach John Patrick: "Wir haben heute gegen eine sehr gute Mannschaft gewonnen. Der große Druck, den wir in der ersten Halbzeit auf die Bonner ausgeübt haben, ist ein wichtiger Faktor für den Sieg gewesen. Ich bin stolz darauf, wie wir unsere Offense durchgelaufen haben. Insgesamt bin ich auch sehr stolz darauf, wie die Jungs gespielt haben. Wir haben nicht perfekt gespielt, aber hart und mit viel Einsatz."