Baskets verlieren Rheinderby an der Freiwurflinie
73:76 gegen RheinEnergie Köln im Hexenkessel Hardtberg Playmaker Capin schmerzlich vermisst
Vor 3.500 Zuschauern in der restlos ausverkauften Hardtberghalle war die letzte Spielminute die längste: Taktische Fouls auf beiden Seiten provozierten einen Freiwurf-Marathon, in dem die Telekom Baskets Bonn Schwächen zeigten wie im gesamten Spiel. Ein Dreier zum Schluss von Altron Jackson verfehlte das Ziel und die Verlängerung, und die Zuschauer verließen nassgeschwitzt den Ort der Entscheidung. Sie hatten kein hochklassiges Spiel gesehen, aber ein ungemein spannendes und mit RheinEnergie Köln einen insgesamt verdienten Sieger. Die Baskets starteten mit einer Art Blackout. Das Bonner Ritual, bis zum 1. Korb des eigenen Teams zu stehen, geriet zur Gymnastikübung: Dann traf nach sieben Minuten erstmals Rimantas Kaukenas gleich mit einem Dreier, aber da hatte sein Team bereits mit 0:13 zurückgelegen. Es folgte ein 9:2-Lauf der Baskets zum 12:15 (Ende 1. Viertel), den sie in den zweiten zehn Minuten fortsetzten. Doch schon da zeichnete sich ab, dass der mit einer fiebrigen Grippe im Bett liegende Aleksandar Capin so richtig nicht von Loukas Lazoutkis zu ersetzen war und seine Kollegen jeden zweiten Freiwurf nicht verwandeln konnten. Dennoch: Rein stimmungsmäßig zelebrierten die Bonner Fans einen Top-Act und feierten ausgelassen eine 32:29-Halbzeitführung. Die bauten sie nach dem Wiederanpfiff zunächst auf 37:31 aus, danach war die Achillesferse des Bonner Spiels offensichtlich: Kölns Trainer Milan Minic erhöhte mit einer aggressiven Zonendeckung den Druck auf die Ersatz-Playmaker der Baskets, abwechselnd Lazoutkis oder Kaukenas, und provozierte reihenweise Ballverluste, die die Gäste per Fastbreak zu leichten Punkten und einen 14:1-Lauf nutzten. In der 27. Minute stand es 38:45, und die Würfel schienen erst recht nach dem 3. Viertel (45:54) gefallen. Aleksandar Nadjfeji punktete schwach aus der Nahdistanz (27 %), Jackson schoss 1/8 von der Dreierlinie und Teamkoch" Carlton Carter war mit seinem Handverband auch kein Faktor. Umso überraschender, dass die Baskets sich unter frenetischem Jubel zurückkämpften: Kaukenas nahm das Heft energisch in die Hand, und ein jetzt auftrumpfender Jackson vollendete oder Kaukenas selbst. Beim Stand von 67:69 27,5 Sekunden vor Schluss schien alles möglich. Doch Köln agierte clever, foulte bei jeder korbreifen Situation und verteilte die Fouls so gut es ging übers gesamte Team und die Baskets blieben ihrer Linie treu" (Freiwurfquote: 54 % / 20 von 37) und trafen nur jeden zweiten Freiwurf, den vermeintlich einfachsten Wurf im Basketball. Ganz anders die Kölner: 24 von 29 (83 %). Allen voran Terrence Rencher (7/7), der eine solide Partie bot und sich auch vom gellenden Pfeifkonzert der Bonner, das ihn nach einem Ellenbogencheck gegen Kaukenas begleitete, aus dem Konzept bringen ließ. Nach dem Match gab es keinen Zweifel: Köln hatte die Schwächen der Baskets an diesem Tag schonungslos ausgenutzt. REC-Coach Minic sah in der besten Freiwurfquote der Saison" den entscheidenden Faktor, sein Gegenüber Predrag Krunic meinte, dass man mit so einer schlechten Freiwurfquote kein Spiel gegen eine gute Mannschaft gewinnen kann". Ein Blick auf den Scoutingbogen verwundert dennoch: Wie konnten die Baskets überhaupt das Match noch so eng gestalten, wo sie doch in allen Quoten (Nahdistanz, Mitteldistanz, Dreier, Freiwürfe) schlechter abschnitten? Durch die 2. Wurfchance: Die Baskets angelten sich 19 Offensiv-Rebounds (Köln: 7). Krunic hat nun eine Woche Zeit für den zweiten heißen Tanz in sieben Tagen auf dem Hardtberg: Dann kommt am 3. Januar Vizemeister GHP Bamberg. Hoffentlich dann wieder fit: Capin, der für die Baskets auf dem Feld die Fäden zieht. Und hoffentlich schleicht sich bis dahin nicht der nächste Virus ins Team.