Baskets zaubern gegen Köln
Bonn besiegt die 99ers 88:71 - Bernd Kruel dreht im ersten Viertel auf - Team und Fans in Play-Off-Stimmung
Das war die richtige Einstimmung auf die Play-Offs. Am vorletzten Spieltag der Hauptrunde in der Basketball-Bundesliga gewannen die Telekom Baskets Bonn vor 3.500 begeisterten Zuschauern, darunter 300 Fans aus der Domstadt, in der ausverkauften Hardtberghalle am Ende deutlich mit 88:71 (24:20, 16:20, 24:20, 24:11) gegen den rheinischen Rivalen Köln 99ers. Durch den Sieg wahren die Baskets ihre Chancen, vielleicht noch einen oder zwei Plätze in der Tabelle nach oben zu klettern. Von Platz sieben bis Platz fünf ist noch alles drin. Die Entscheidung fällt wahrscheinlich erst am 10.05.08, wenn Bonn am letzten Spieltag in Ulm antreten muss. Bei sommerlichen Temperaturen in der Halle sahen die Zuschauer über die gesamten 40 Minuten ein temporeiches Spiel mit zahlreichen spektakulären Aktionen, in dem sich besonders die Baskets in Spiellaune zeigten. Drei Viertel konnte der stark dezimierte Kader der Gäste mithalten, doch als Bonn im letzten Durchgang in der Defense noch einmal den Takt erhöhte, hatte Köln, bei dem fast die gesamte Spielzeit die Starting-Five durchspielen musste, den Baskets nichts mehr entgegen zu setzen. Aber auch Bonn litt unter Verletzungesorgen. Nach wie vor fehlte mit John Bowler (Innenbandverletzung) die Nummer eins auf der Centerposition und auch Eddie Basden konnte nur angeschlagen ins Spiel gehen. Der Bonner Small-Forward hatte wegen eines eingeklemmten Nervs im Nacken die letzten beiden Tage nicht trainieren können und war nur wegen einer kurz vor dem Spiel gesetzten schmerzstillenden Spritze einsatzfähig. Im ersten Viertel war von der Bonner Überlegenheit zunächst noch nicht viel zu sehen. Vier Minuten waren gespielt, da lag das Team von Headcoach Michael Koch bereits mit 7:14 zurück. In dieser Phase hatten es die Baskets einem Mann ganz besonders zu verdanken, dass der Lauf der Kölner nur eine kurzfristige Episode war. Der wegen John Bowlers Ausfall jetzt besonders geforderte Bernd Kruel zeigte ein ungemein starkes Viertel, in dem er in sieben Minuten Einsatzzeit zehn Punkte für sein Team beisteuerte. Die Fans kürten die Leistung des 32-jährigen Centers mit Standing Ovations. Aber auch die übrigen Teamkollegen legten sich von da an mächtig ins Zeug und glänzten durch eine geschlossene Mannschaftsleistung, an der alle ihren Anteil hatten. 20 Assists bei Bonn gegenüber acht bei den Gästen unterstrichen das gute Teamplay der Gastgeber. So schien es Mitte des zweiten Viertels fast schon so, als ob die Baskets ihrem Gegner vorzeitig enteilen wollten. Zehn Punkte betrug die Führung in der 16. Minute (36:26) Doch so schnell wollten die Gäste nicht klein bei geben. Während es den Baskets trotz zahlreicher Möglichkeiten nicht gelang, den Vorsprung weiter auszubauen, verpasste das Team von Trainer Sasa Obradovic den voreiligen Bonner Siegeshoffnungen durch einen 14:2-Lauf bis kurz vor Halbzeitpause einen empfindlichen Dämpfer. Johannes Strasser gelang es mit der Schlusssirene des zweiten Viertels, wenigstens ein Unentschieden (40:40) in die Kabine zu retten. Auch im dritten Viertel erwies sich der amtierende Deutsche Pokalsieger als zäher Gegner. Das änderte sich erst in der 28. Minute, als ein Block von Winsome Frazier die Fans von den Sitzen riss und gleich darauf Johannes Strasser mit einem Dreier von weit jenseits der Linie zum 59:57 traf. Die Halle tobte erst recht, als Ronald Burrell nach einem unsportlichen Foul von Köln Roy Booker seine zwei Freiwürfe verwandelte und direkt danach Artur Kolodziejski ebenfalls per Dreier erfolgreich abschloss und auf 64:57 (29.) erhöhte. Spätestens von da an lag das Momentum eindeutig auf Seiten der Telekom Baskets. Die Gäste mussten jetzt dem hohen Kräfteverschleiß aufgrund ihrer kleinen Rotation Tribut zollen. Gleichzeitig erhöhte Bonn noch einmal den Druck in der Defense und erzwang so im letzten Viertel zahlreiche Ballverluste. Kölns Philipp Schwethelm brachte sein Team in der 38. zwar noch einmal auf sieben Punkte heran (78:71), aber es sollte der letzte Kölner Korb in der Hardtberghalle bleiben. Die Baskets hatten jetzt keine Mühe mehr, noch weitere zehn Punkte zu erzielen und mit 88:71 zu gewinnen. Im neunten Bundesligamatch zwischen Bonn und Köln auf dem Hardtberg gehen damit die Telekom Baskets zum fünften Mal als Sieger vom Feld. Sicher ist, dass es das letzte Derby in der Hardtberghalle war. Nicht sicher ist zurzeit jedoch, ob es auch das letzte Spiel der Baskets war. Noch steht nicht fest, ob die Play-Off-Heimspiele bereits im neuen Telekom Dome stattfinden werden. Wir tun alles dafür, dieses Ziel zu erreichen, doch es sind noch zahlreiche Hürden zu überwinden, erklärt der 1. Vorsitzende der Baskets, Hans-Günter Roesberg. Eine endgültige Entscheidung wird voraussichtlich nicht vor dem kommenden Wochenende fallen. Stimmen: Baskets-Coach Mike Koch: "Wir müssen den heutigen Sieg etwas relativieren: Während Köln bei unserem Triumph im Hinspiel noch in Top-Besetzung war, hatten sie heute viele Verletzte. Unsere große Rotation hat heute für soviel Druck gesorgt, dass Köln am Ende auseinander gebrochen ist. Wir haben in Halbzeit zwei viel mannschaftsdienlicher gespielt, gut verteidigt und Köln zu vielen Ballverlusten gezwungen. Trotzdem habe ich großen Respekt vor der heutigen Leistung der 99ers." 99ers-Coach Sasa Obradovic: "Gratulation an Bonn. Die Baskets waren ohne Zweifel das bessere Team. Wir haben derzeit große Probleme mit Verletzungen und konnten deshalb nicht unsere normale Rotation spielen. Trotzdem bin ich stolz auf die heutige Leistung meines Teams. Leider haben wir am Schluss die entscheidenden Fehler gemacht. Ich drücke den Baskets für die Playoffs die Daumen und wünsche ihnen, dass sie ihre Ziele erreichen."