Black or White

Ein Textil-geleiteter Exkurs in den Zahlenwald

Wie spielen Eugene Lawrence und die Baskets besser: Mit schwarzem oder weißem Stirnband? (Fotos: Jörn Wolter)

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die ins Auge springen, auch wenn sie auf den ersten Blick nur wenig wichtig erscheinen. Und doch bleiben sie im Gedächtnis hängen, sind vielleicht sogar eine kleine Notiz zwischen vielen anderen festgehaltenen Dingen wert. So geschehen während der Saisonvorbereitung, als Eugene Lawrence – im Gegensatz zur Spielzeit 2013/2014 – plötzlich mit einem Schweißband um die Stirn auflief. Fortan wurde jeweils, zunächst ohne besondere Bewandnis oder gezielten Hintergedanken, bei jeder Partie festgehalten, ob Lawrence in „schwarz“ oder „weiß“ auflief. Bis eines Tages die Frage aufkam, mit welcher Farbe der Baskets-Aufbau eigentlich die besseren Auftritte abliefert.

Über die bisherige Saison gesehen hat Lawrence sowohl in der Beko BBL (8,1 PpS, 2,2 RpS, 5,5 ApS) als auch im Eurocup (7,7 PpS, 2,2 RpS, 6,2 ApS) seine Klasse bewiesen und sich als eine der tragenden Figuren im mannschaftlichen Konstrukt der Telekom Baskets Bonn erwiesen. Im Nachgang lässt sich natürlich schnell sagen, dass sich dies bereits vor gut einem Jahr andeutete, als der Familienvater pünktlich zum Karnevalsspiel auf dem Hardtberg sein Debüt feierte, eiskalt den entscheidenden Dreier zum 80:79 über Bremerhaven einnetzte und die Magentafarbenen bis zum Saisonende kein einziges Heimspiel mehr verloren.

„It’s tough for you to get by“

Zahlen lügen nicht. Zumindest nicht, wenn sich an Fakten gehalten wird und nichts verdreht, geschönt oder sonst wie manipuliert wird. Tatsache ist, dass Eugene Lawrence während der Eurocup-Vorrunde in vier der zehn absolvierten Spiele zehn Assists an den Nebenmann brachte – kein anderer Point Guard im Europapokal legte so oft direkte Korbvorlagen in zweistelliger Höhe auf. Hinzu kommt, dass der Regisseur im ausgeglichenen Bonner Kader zwar die meisten internationalen Minuten (26:16) abspulen musste, dies aber im Vergleich zu anderen Spielmachern deutlich weniger ist – so sammelte Mike Green (Paris Levallois) in der Gruppenphase mit durchschnittlich 31:55 Minuten deutlich mehr Meilen auf dem Tacho an.

Zurück zum Stirnband. Die vielen Spiele auf nationalem und internationalem Parkett haben nicht nur das Baskets-Team enger zusammen geschweißt, sondern auch eine ganz beachtliche Menge an Zahlen abgeworfen, mit denen sich jonglieren lässt. Bevor es gegen den Mitteldeutschen BC geht, haben sich die Schützlinge von Trainer Mathias Fischer seit Anfang Oktober vergangenen Jahres bereits 29-mal mit der Konkurrenz gemessen. Von diesen Partien haben die Rheinländer wettbewerbsübergreifend 15 gewonnen, bei 14 Ansetzungen zogen sie am Ende den Kürzeren. Um eine Anlehnung beim großen Michael Jackson zu suchen: „It don’t matter if you’re (wearing) black or white“ … oder vielleicht doch? Vielleicht sind die Quoten von Eugene Lawrence bei genauerer Betrachtung unter Berücksichtigung des Accessoires seines geschorenen Hauptes purer Zufall oder folgen sie einem stringenten Muster? Eine Frage, deren Beantwortung der geneigte Leser ganz individuell vornehmen sollte…

„I’d rather hear both sides of the tale“

Kurz und knapp: Eugene Lawrence stand während der Saison 2014/2015 in der Beko BBL (19) und dem Eurocup (10) in allen angesetzten Spielen für die Telekom Baskets Bonn auf dem Hardwood. Mit Ausnahme der Partie bei Strasbourg IG trug er in jeder Begegnung entweder ein schwarzes oder weißes Stirnband. „In Straßburg hatte ich es schlichtweg vergessen in den Koffer zu packen und musste deswegen ‚oben ohne‘ spielen“, lacht Lawrence darauf angesprochen. Die Rheinländer kassierten bei der überdeutlichen 48:76-Pleite die Niederlage mit der bislang höchsten Differenz.

Genau ein Dutzend Partien hat Lawrence mit einem schwarzen Stirnband bestritten. Von diesen zwölf Ansetzungen haben die Telekom Baskets deren vier gewonnen und acht verloren, was einer Siegquote von 33,3 Prozent entspricht. Dabei ist besonders interessant, dass Bonn die vier genannten Erfolge jeweils im Eurocup einfuhr. In der deutschen Beletage blieben die Rheinländer bis dato sieglos, wenn Lawrence das „kleine Schwarze“ trug. Wenngleich der Mann aus Brooklyn, New York, mit wettbewerbsübergreifend durchschnittlich 7,3 Punkten, 2,4 Rebounds und 6,4 Assists auf sich aufmerksam machte. Ins Auge sticht jedoch, dass Lawrence‘ Quote aus der Distanz mit 27,9 Prozent (12/43) noch reichlich Steigerungspotenzial vorweist.

Ergo stehen dem 16 Spiele gegenüber, in denen Eugene Lawrence mit einem weißen Stirnband auflief. Was sich vielleicht schon hat erahnen lassen, findet hier seine statistische Bestätigung: Die Baskets sind mit einem blütenreinen Schweißfänger ihres Starting Point Guards wesentlich erfolgreicher, wie eine Siegquote von 68,8 Prozent belegt (Bilanz: 11-5). Individuell unterscheidet sich der Output des Amerikaners allerdings nicht allzu sehr von dem, was die Scouter bei einem dunklen Stirnband festhalten. In „weiß“ kommt der Familienvater auf durchschnittlich 8,5 Punkte, 2,1 Rebounds sowie 5,4 Assists.

Ist dies nun ein Fingerzeig, dass der US-Boy an Spieltagen zukünftig nur noch ein weißes Stirnband einpacken sollte? Oder waren die signifikant mehr kassierten Niederlagen nur die statistisch schwarze Schafe? Die Antwort liegt wie immer auf dem Platz. Und dort hält es Eugene Lawrence allen Zahlenspielen zum Trotz grundsätzlich auch weiterhin mit Michael Jackson, der einst wie für den Aufbau zugeschnitten textete: „I ain’t second to none.“