Bonn mit großartigem Comeback
Telekom Baskets besiegen RheinEnergie Köln 87:80 Im dritten Viertel schon 15 Punkte zurück gelegen Wisniewski macht 30 Punkte Black wirft zwei Dreier An Ostersonntag Play-Off-Showdown in Gießen Über 350 Bonner Fans werden dabei sein
Es gibt Spiele, an die man sich auch noch nach Jahren erinnern kann. 3.500 Zuschauer in der ausverkauften Hardtberghalle sahen am Samstagabend genau so ein Spiel. Nach einer großartigen Energieleistung in den letzten 14 Minuten drehten die Telekom Baskets die fast schon verloren geglaubte Partie des vorletzten Spieltages der BBL-Hauptrunde gegen RheinEnergie Köln doch noch zu einen 87:80-Sieg (24:19, 20:31, 16:18, 27:12).Die Fans auf dem Hardtberg mussten in der bisherigen Saison schon einiges an nervlicher Belastung aushalten. Das rheinische Derby gegen Köln war da keine Ausnahme. Im Gegenteil: Die Baskets schickten ihre Anhänger auf eine wahre Achterbahnfahrt, bei der in den Minuten vor und nach der Pause ein besonders tiefes Tal durchfahren wurde. Dabei hatten die Baskets das Spiel ausgesprochen konzentriert hatten begonnen. Angeführt von einem glänzend aufspielenden Andrew Wisniewski zeigte Bonn im ersten Viertel eine ansprechende Leistung. Das Team von Headcoach Michael Koch stand in der Verteidigung sicher, spielte oft schnell nach vorne und kam so zu erfolgreichen Fastbreaks. Schwächen taten sich jedoch bei der Reboundarbeit auf, bei der die Baskets deutlich das Nachsehen hatten. Besonders Kölns polnischer Center Marcin Gortat war vor der Pause kaum zu halten und kam immer wieder zu leichten Punkten oder zweiten Gelegenheiten am Bonner Brett. Bester Spieler der Gäste an diesem Abend war jedoch Ex-Baskets Aleksandar Nadjfej, der mit viel Applaus an seiner alten Wirkungsstätte begrüßt wurde und dem insgesamt 18 Punkte und zwölf Rebounds gelangen. Andrew Wisniewskis erste Punkte per Dreier in der 5. Minute zum 13:10 sollte die beste Phase der Baskets vor der Pause einläuten, die bis zur 14. Minute anhielt und zu einem Neun-Punkte-Vorsprung (38:29) führte. Bis dahin hatte die Koch-Truppe eine tadellose Team-Leistung abgeliefert. Da fiel es nicht allzu sehr ins Gewicht, dass Hrvoje Perincic einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte (insgesamt nur zwei Punkte) und auch Jason Conley mit lediglich sechs Punkten unter Form blieb. Für sie sprangen andere in die Bresche, besonders Martin Mihajlovic, der in nur acht Minuten Einsatzzeit zwölf Punkte markierte: persönliche Bestleistung in Bonn. Ebenfalls stark: Michael Meeks, Terry Black und Artur Kolodziejski. Doch gerade als es besonders gut lief, kam der unerklärliche Bruch ins Bonner Spiel. Vom guten Teamplay der vergangenen Minuten war plötzlich nichts mehr zu sehen. Statt dessen Einzelaktionen, keine bis zum Ende gespielten Systeme und jede Menge Ballverluste. Ein 19:3-Lauf der Gäste in nur fünf Minuten hatte die Baskets bis kurz vor dem Seitenwechsel mit 41:48 in Hintertreffen gebracht. Nach der Halbzeitpause sah es zunächst so aus, als ob die Baskets sich wieder gefangen hätten. Ein Steal mit anschließendem Dunking von Terry Black direkt zu Beginn des dritten Viertels wirkte wie das Aufbruchssignal für Teamkollegen und Fans. Ein weiterer Ballgewinn verbunden mit zwei Punkten von Hrvoje Perincic brachte die Baskets noch in der 21. Minute wieder auf 48:50 heran. Doch mehr als ein kurzes Strohfeuer war dies nicht, denn gleich darauf startete das Team aus Köln den nächsten Run. Mit 13 Punkten in Folge zogen die Gäste bis zur 26. Minute auf 65:50 davon. Das Spiel der Baskets war erneut auseinander gefallen. Doch die Fans wollten sich nicht vorzeitig mit einer Niederlage abgeben. Wir wollen euch kämpfen sehen, schallte es lautstark durch die Halle und ein Spieler nahm sich die Parole wohl ganz besonders zu Herzen. Terry Black, sonst nicht gerade als Distanzschütze bekannt, musste notgedrungen einen Angriff seines Teams von jenseits der Dreierlinie abschließen. Der Ball ging vom Brett durch den Ring (55:66). Ohrenbetäubender Jubel auf den Rängen und Bonn war wieder im Spiel. Wenig später verkürzte ein weiterer Dreier, diesmal von Artur Kolodziejski, den Rückstand wieder auf weniger als zehn Punkte (58:67, 29.). Im Schlussviertel bliesen die Baskets dann endgültig zur Aufholjagd. In nur 100 Sekunden war man bis auf drei Punkte an die Gäste herangekommen. Jetzt ließ sich die Koch-Truppe das Heft nicht mehr aus der Hand nehmen. Mit den Fans im Rücken und mit einem großartig aufspielenden Andrew Wiesniewski, der 18 seiner insgesamt 30 Punkte im Schlussabschnitt machte, drehten die Baskets das fast schon verloren geglaubte Spiel doch noch zu ihren Gunsten. Spätestens, als Wizz die Baskets vier Minuten vor dem Spielende per Dreier wieder in Führung schoss (74:73) glich die Halle einen Tollhaus. Den Höhepunkt setzte aber Terry Black, dem neben insgesamt 14 Punkten (Saisonbestleistung) und sieben Rebounds tatsächlich noch ein zweiter Dreipunktewurf zum 80:74 gelang. Bonn zeigte im Schlussviertel die beste Defense und gestattete den Gästen nur zwölf Punkte. Die kamen zwar durch Sasa Nadjfeji 43 Sekunden vor dem Ende nochmals bis auf drei Punkte heran (83:80), doch die Baskets und ganz besonders Andrew Wisniewski ließen jetzt nichts mehr anbrennen und siegten letztendlich mit 87:80. Baskets-Coach Mike Koch: "Ich bin extrem stolz auf mein Team, weil es Charakter gezeigt hat und in das Spiel zurück gekommen ist. Wir hatten viele Schwierigkeiten mit den Kölnern, denn sie waren uns vor allem unter dem Korb überlegen. Über eine Defense-Aufstellung ist die Mannschaft zum Glück wieder aufgewacht. Wenn 'Wizz' gut spielt, läuft es zumeist bei den Anderen auch gut." RheinEnergie-Coach Sasa Obradovic: "Die Baskets wollten den Sieg wohl mehr als wir. Der entscheidende Faktor war, dass wir am Ende viele Bälle verloren haben und Bonn so einige Fastbreaks laufen konnte. Zudem konnten wir nicht verhindern, dass 'Wizz' im vierten Viertel zurück ins Spiel gefunden hat. Jetzt gibt es wohl ein Endspiel gegen Bremerhaven um Platz drei." Wie wichtig der Sieg gegen den amtierenden Pokalsieger war, zeigte sich anhand der Ergebnisse der anderen Play-Off-Kandidaten. Die direkte Konkurrenz aus Trier, Ludwigsburg und Quakenbrück konnte allesamt punkten und so kommt es am Ostersonntag zum Showdown, bei dem fünf Teams um die Plätze 5 bis 9 kämpfen. 350 Bonner Fans in Gießen - Radio Bonn/Rhein-Sieg überträgt live Die Baskets können sich bei ihrem Spiel in Gießen auf die Unterstützung von über 350 Fans verlassen. Innerhalb weniger Minuten nach dem Sieg über Köln war das gesamte Kontingent des Fanclubs ausverkauft. Vier Busse und über 150 Selbstfahrer werden sich am kommenden Sonntag auf den Weg nach Hessen machen. Anfang der Woche wird geprüft, ob noch weitere Tickets in Gießen verfügbar sind. Wer zu Hause bleiben muss, hat dennoch die Chance, das Spiel live zu verfolgen. Radio Bonn/Rhein-Sieg überträgt das Spiel ab 15.00 Uhr.