Bonn steht im Finale!
Telekom Baskets besiegen den Deutschen Meister Alba Berlin im 5. Spiel der Halbfinalserie 81:72 - Winsome Frazier mit 23 Punkten - Bonn wirft zehn von 17 Dreiern - Erstes Finalspiel am Sonntag in Oldenburg - Vorverkauf für erstes Spiel in Bonn (18.06.09) beginnt am Montag, 15.06.09, 9.00 Uhr
Die Telekom Baskets Bonn haben es geschafft. Was selbst die größten Anhänger des Vizemeisters kaum noch geglaubt hatten, wurde am Donnerstagabend doch noch Wirklichkeit. Durch einen eindrucksvollen 82:71-Erfolg (13:16, 29:15, 13:17, 27:23) im fünften und entscheidenden Halbfinalspiel beim Deutschen Meister Alba Berlin erreicht das Team von Headcoach Michael Koch zum fünften Mal ein Finale um die Deutsche Basketball-Meisterschaft. Das erste Mal überhaupt gelingt es den Bonnern, sich in einer Playoff-Serie gegen das Team aus der Hauptstadt durchzusetzen. In der Finalserie geht es nun gegen die EWE Baskets Oldenburg. Spiel eins startet bereits am kommenden Sonntag, 14.06.09 (19.30 Uhr), in Oldenburg (live auf BBL.TV und Eurosport). Das erste Spiel der Serie Best-of-Five im Bonner Telekom Dome steigt am Donnerstag, 18.06.09, voraussichtlich um 21.00 Uhr. Der Vorverkauf für diese Begegnung beginnt am Montag, 15.06.09, um 9.00 Uhr an allen Baskets-Vorverkaufsstellen von Bonnticket und im Internet über die Baskets-Homepage. Totgesagte leben länger, kommentierte Michael Koch treffend das Wunder von Berlin nach der Schlusssirene. Nachdem sein Team nach einer 2:0-Führung in der Serie gegen den achtfachen Deutschen Meister aus Berlin zwei Matchbälle nicht hatte verwandeln können, hatte kaum noch jemand auf die Bonner gewettet. Alba war für viele bereits so gut wie im Finale. Und auch viele Basketsfans hatten die Hoffnung bereits aufgegeben. Wieder einmal schien gegen Berlin die Endstation erreicht zu sein. 14.800 Zuschauer in der ausverkauften O2-World in Berlin mussten jedoch schon in den ersten Minuten des Spiels erkennen, dass die Baskets die herbe 52:62-Heimniederlage von vor zwei Tagen bestens weggesteckt hatten. Doch die Herausforderung war riesengroß. Erst zweimal hatten die Albatrosse in ihrer Halle ein BBL-Spiel verloren, fast jedes wichtige Do-or-Die-Spiel konnte in dieser Saison gewonnen werden. Die Baskets gingen mit viel Herz und noch mehr Energie in das entscheidende Spiel. John Bowler, der diesmal für Ken Johnson in der Startformation stand, sorgte per Korbleger für die ersten Punkte. Bis zum Viertelende konnte sich kein Team entscheidende Vorteile verschafften. Anders als noch vor zwei Tagen versichten die Baskets, den Ball besser ans Brett zu bringen, jedoch mit nur mäßigem Erfolg. Berlin stand in Korbnähe gut und ließ kaum leichte Würfe in Brettnähe zu. Beim Rebound zeigte sich aber bereits in dieser frühen Phase, dass Bonn in dieser Disziplin beherzter zur Sache ging. Kein schlechtes Zeichen, wenn man berücksichtigt, dass bisher in der Serie das Team gewann, das auch bei den Rebounds die Nase vorn hatte. So war der 13:16-Rückstand nach den ersten zehn Minuten nicht wirklich besorgniserregend. Die Baskets kämpften mit viel Herz und Leidenschaft und zogen so das Momentum immer mehr auf ihre Seite. Mit einem 17:2-Lauf Mitte des zweiten Viertels von einem 19:21-Rückstand zu einer 36:23-Führung (18.) erwischten sie den Meister auf dem falschen Fuß. Alba fand in dieser Phase kein Mittel gegen den Offensivdrang der Gäste, zudem trafen die Baskets jetzt aus allen Lagen. Bis zur Pause hatten bereits fünf von sechs Dreiern ihr Ziel erreicht. Vincent Yarbrough und Winsome Frazier hatten zweimal getroffen, einmal war Brandon Bowman aus der Distanz erfolgreich. Zudem trafen die Baskets so gut wie alle ihre Freiwürfe und konnten so mit einer komfortablen 42:31-Führung in die Halbzeitpause gehen. Eine Elf-Punkte-Führung gegen Alba Berlin ist jedoch alles andere als ein beruhigendes Polster. Der Meister hatte in der Serie immer wieder bewiesen, dass er in wenigen Minuten auch zweistellige Rückstände wettmachen konnte. Doch nach dem Seitenwechsel änderte sich am Auftreten beider Teams zunächst nicht viel. Bonn mit immer mehr Selbstvertrauen, Berlin ohne den richtigen Biss, vor allem beim Rebound. Die 14.800 Zuschauer in der Halle waren kaum noch hörbar. Der beherzte Auftritt der Bonner hatte die Stimmung bei den meisten gehörig gedämpft. Stattdessen waren die rund 150 Basketsfans zusammen mit 2.000 beim Public Viewing in der heimischen Telekom Zentrale völlig aus dem Häuschen. Es war kaum zu glauben, aber nach drei weiteren Dreiern (zweimal Frazier, einmal Yarbrough) hatten die Baskets in der 25. Minute den Vorsprung auf 20-Punkte geschraubt (55:35 ). Bis dahin konnte die Koch-Truppe auf eine sensationelle Dreierquote von 90% (neun von zehn) blicken. Unterdessen Volksfeststimmung in der Telekom-Zentrale: Die Fans bejubeln die 20-Punkte-Führung, als wärs die Meisterschaft. Dann kollektives Bibbern, als die Albatrosse einen 13:0-Lauf hinlegen und die Führung schmilzt wie Schnee in der Frühlingssonne. Von nun an wird jeder Baskets-Rebound, jeder Baskets-Nicht-Fehlpass bejubelt und die Minuten herbeigesehnt, die verrinnen. Erscheinen die 150 (150 von 14.800) wackeren Baskets-Fans in der O2-World, brandet Sonderapplaus. 20 Sekunden vor dem Schlusspfiff ist die piekfeine Telekom-Zentrale längst zum Tollhaus-Festzelt mutiert. Schlagt Berlin hallt es aus mehr als 2.000 Kehlen, als wäre die Leinwand das Spielfeld. Dann endlich: Alba Berlin gibt sich geschlagen, die letzten Sekunden enden im Freudentaumel. Die Menschen umarmen sich, schreien, bestellen sich ein Kölsch. Sie feiern den Playoff-Halbfinalserien-Sieg über Berlin wie den Triumph über einen Fluch (nach vier Finalserien-Niederlagen gegen Berlin), und auf der B9 gibt es den ersten hupenden Autokorso. Den rechten Daumen auf der Hupe, mit links wird der Schal aus dem Fenster gehalten. Währenddessen zeigt das Handy von Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich: Speicher fast voll. Er fliegt über die SMS und sagt: Ganz Basketball-Deutschland gratuliert, aber das sei nicht verwunderlich: Wir sind die Speerspitze der Underdogs in der Liga, und es belebt immer jede Sportart, wenn das Unwahrscheinliche passiert. Wiedlich: Ich gratuliere unserem tollen Trainer Michael Koch, unserem nicht minder tollen Co-Trainer Karsten Schul, unseren tollen Spielern, und es freut mich riesig für alle, die hinter den Kulissen seit Jahren, auch in schlechten, die Ärmel hochkrempeln. Ich weiß sehr genau, was die jetzt fühlen und das fühlen sie alle zu Recht. Vom Fanclub-Auswärtsfahrten-Organisierer bis zur Deutschen Telekom, von den vielen treuen Sponsoren bis zu unseren vielen Bauhelfern. Es gibt so viele, die in den letzten Jahren durch das Hallenprojekt an die Grenzen und darüber hinausgehen mussten. Wir haben alle gemeinsam viel gearbeitet und viel riskiert, und irgendeinen Basketballgott scheint es zu geben, der das alles honoriert. Baskets-Coach Mike Koch: "Zuerst muss ich meiner Mannschaft ein großes Lob aussprechen. Totgesagte leben länger und wir sind nach einem 2:2 Ausgleich nach einer 2:0 Führung noch mal zurückgekommen. ALBA hat mit zwei dominanten Auftritten ein fünftes Spiel in Berlin erzwungen, aber mein Team hat heute das nötige Engagement und den nötigen Willen gezeigt, um auch Runs von ALBA zu überstehen. Wir haben heute als Team gespielt und dabei konsequent verteidigt. Ich bin sehr glücklich, dass wir zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte eine Playoffserie gegen Berlin gewinnen konnten. Respekt auch an die Berliner, die nie aufgegeben und Charakter gezeigt haben. In einem fünften Spiel kann immer viel passieren. So können zum Beispiel auch einmal so die Dreier fallen wie bei uns heute. Wir waren vom Kopf her freier und hatten nicht so einen großen Druck wie Berlin." ALBA-Coach Luka Pavicevic: "Glückwunsch an Coach Mike Koch, sein Team und den Club zum Gewinn dieser Serie. Ich hatte vor dem Spiel die Befürchtung, dass wir nach dem Ausgleich in Bonn nach einem 0:2 Rückstand den Hunger und das Energielevel nicht aufrecht erhalten können. Das war ein großes Problem und vor der ausverkauften o2 World haben wir zwar vollen Einsatz gezeigt, aber nicht mehr die nötige Leidenschaft entwickeln können. Es gab Momente, wo wir getragen vom Publikum dieses Level erreicht haben, aber es reichte nicht. Das Ausscheiden ist natürlich eine Enttäuschung, denn unser Ziel ist immer, Meister zu werden und wir haben nicht davon abgelassen. Trotzdem haben wir eine Saison erlebt, die uns viele exzellente Spiele in der großartigen Atmosphäre der o2 World beschert hat."