Bonn steht im Halbfinale!
Telekom Baskets spielen die Artland Dragons in der zweiten Halbzeit an die Wand, siegen im vierten Play-Off-Viertelfinalspiel deutlich mit 77:55 und gewinnen damit die Serie mit 3:1
Die Telekom Baskets haben es tatsächlich geschafft. Dank einer in der zweiten Halbzeit mehr als eindrucksvollen Teamleistung gelang Bonn im vierten Spiel der Viertelfinal-Play-Off-Serie gegen die Artland Dragons der dritte Sieg in Folge. 77:55 (14:16, 16:13, 25:10, 22:16) war am Ende auf der Anzeigentafel der mit 3.500 Zuschauern restlos ausverkauften Hardtberghalle zu lesen. Der amtierende Pokalsieger, Deutsche Vizemeister und Uleb-Cup-Achtelfinalist war von der hervorragend eingestellten Bonner Verteidigung ab dem Ende des zweiten Viertels regelrecht demontiert worden. Die Baskets spielen nun in der Runde der letzten Vier entweder gegen die Bayer Giants Leverkusen oder die Deutsche Bank Skyliners. In der Serie dieser beiden Teams steht es 2:2, eine Entscheidung fällt am kommenden Samstag im fünften Spiel in Leverkusen. Bereits zum achten Mal stehen die Telekom Baskets durch diesen Erfolg seit ihrem Aufstieg 1997 im Halbfinale um die Deutsche Basketball-Meisterschaft. Nicht nur die Euphorie im Bonner Umfeld, auch die Ausgangsituation erinnert dabei viele langjährige Fans an die Aufstiegssaison vor elf Jahren. Auch damals waren die Baskets als Siebter und damit großer Außenseiter gegen den Tabellenzweiten der Hauptrunde im Viertelfinale angetreten. Tatami Rhöndorf wurde im sechsten Spiel der Serie Best-of-seven in der Hardtberghalle besiegt, der weitere Saisonverlauf bis zum Finale gegen Alba Berlin ist mittlerweile Baskets-History. Damals war es die erste Saison in der Hardtberghalle, dieses Mal ist es die letzte. Die neue vereinseigene Halle für 6.000 Zuschauer, der Telekom Dome, wartet bereits auf Fans und Team. Doch bevor die Party auf dem Hardtberg richtig losgehen sollte, hatten die Jungs von Coach Michael Koch noch eine Menge Arbeit vor sich. Zwar war die Bonner Brust nach dem großartigen Last-Minute-Sieg in Quakenbrück vor zwei Tagen so breit wie noch nie in dieser Saison, doch die fantastische Play-Off-Kulisse in der Halle hatte das Team auch nervös gemacht. Die Erwartungen waren nach der überraschenden 2:1-Führung hoch und der Druck machte sich in den ersten 16 Minuten deutlich bemerkbar. Die Gäste aus dem Artland zeigten sich weniger beeindruckt und eröffneten das Spiel mit einem Dreier von Chad Prewitt. Nach fünf Minuten lagen die Baskets bereits mit 4:10 zurück. In der Folge konnten die Baskets den Rückstand zwar wieder verkürzen, doch richtig rund lief es weder in der Verteidigung, noch im Angriff. Das änderte sich erst nach 17 Spielminuten. Eddie Basten hatte in der achten Minute seine Baskets endlich wieder mit 18:16 in Führung geschossen, als Quakenbrück zu einem 12:1-Lauf ansetzte und Bonn damit bis zur 17. Minute mit 19:28 ins Hintertreffen brachte. Der Deutsche Vizemeister und Tabellenzweite war drauf und dran, den Heimvorteil zurück ins Arland zu holen, doch es sollte ganz kommen. Die Baskets schickten sich an, einen der eindrucksvollsten Runs zu starten, den das Parkett der Hardtberghalle je gesehen hat. Wie eine imaginäre Mauer standen ab jetzt fünf Bonner Spieler vor und in der eigenen Zone und verwandelten das letzte Gastspiel der Artland Dragons zunehmend zu einem Albtraum für das Team und die mitgereisten 160 Fans aus Niedersachsen. In den nächsten acht Minuten erlaubten die Baskets ihren Gästen nur einen einzigen Korb per Freiwurf. Ansonsten spielten nur noch John Bowler & Co.. Vier Minuten nach der Halbzeitpause hatte Bonn den 19:28-Rückstand durch einen 19:1-Lauf in ein deutliches 38:29 verwandelt. Die Baskets spielten in dieser Phase ihre Gäste regelrecht schwindelig. Gleich reihenweise klaute sich Winsome Frazier (insgesamt 16 Punkte, fünf Rebounds, sieben Steals!) jetzt die Bälle in der Dragons-Offense. Ein Fastbreak nach dem anderen rollte Richtung Quakenbrücker Korb. Drei Minuten vor dem Ende des dritten Viertels endete der Bonner Run nach 28:4 Punkten beim Spielstand von 47:32. Die Fans rieben sich die Augen und waren völlig aus dem Häuschen. Doch so richtig trauen wollte zu diesem Zeitpunkt der Bonner Überlegenheit noch niemand. Zu oft hatten die Baskets in der vergangenen Spielzeit auch hohe Führungen gegen Spielende fast noch verspielt. So auch in Spiel zwei, das nach einer 16-Punkte-Führung im letzten Viertel fast noch verloren wurde. Doch diesmal ließen die Baskets nichts mehr anbrennen. Wie eine Wand stellte die Bonner Defense Quakenbrück vor unlösbare Probleme. Als Eddie Basden, (insgesamt 19 Punkte, sechs Rebounds) dann kurz vor Viertelende unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Fans endlich den ersten erfolgreichen Dreier für Bonn erzielte (55:39), rückte der mögliche Einzug ins Halbfinale in greifbare Nähe. Auch im letzten Viertel ließen die Baskets keinen Zweifel aufkommen, dass sie mit aller Macht die Serie in Bonn beenden wollten. Die Bonner Verteidigung hatte Quakenbrück den Schneid abgekauft, dass jetzt nur noch durch Distanzwürfe den Rückstand verringern konnte. Doch auch in dieser Disziplin sollte den Gästen nichts mehr gelingen. Hatten die ersten drei Dreier in Halbzeit eins noch alle ihr Ziel gefunden, schossen die Dragons danach 19 Fahrkarten von der 6,25-Meter-Linie. Coach Chris Flemming konnte nur noch mir dem Kopf schütteln. Bei seinem Team lief nach der Halbzeitpause so gut wie nichts mehr. Als Artur Kolodziejski mit einem Dreier knapp drei Minuten vor dem Ende das 71:50 markierte, war wohl auch dem letzten Zweifler klar, dass den Baskets der überraschende Einzug ins Halbfinale nicht mehr zu nehmen war. Baskets-Coach Mike Koch: "Wir fühlen uns extrem gut, denn die Euphorie rund um Bonn ist super. Quakenbrück ist heute gegen eine Bonner Wand gelaufen, denn eine solche Defense, wie wir sie im dritten Viertel gespielt haben, habe ich bisher selten gesehen. Das hat den Dragons heute das Genick gebrochen, aber auch, wie selbstsicher wir in den Spielen zuvor aufgetreten sind und auch in Quakenbrück nie aufgegeben haben. Unser Trumpf ist die Ausgeglichenheit, wir haben zehn geile Jungs, die alles für den Teamerfolg geben. Für das Halbfinale haben wir keinen Wunschgegner, wir haben vor keinem Team Angst." Dragons-Coach Chris Fleming: "Die Liga ist sehr ausgeglichen, so gab es kaum einen Unterschied zwischen unserem Platz zwei und Platz zwölf. Bonn hat mit viel mehr Leidenschaft gespielt, wir waren anscheinend satt mit dem Pokalsieg. Die Baskets haben zu keiner Zeit die Serie aufgegeben und stehen völlig verdient im Halbfinale. Trotz früher Führung haben wir die entscheidenden Zweikämpfe verloren und später ganz aufgehört Defense zu spielen. Am Ende kamen wir nicht mehr dazu, ruhige Würfe zu nehmen und haben teilweise panisch agiert."