Bonn strauchelt beim Aufsteiger

Telekom Baskets verlieren nach dramatischer Schlussphase in Ludwigsburg 93-96 Zwölf-Punkte-Führung fünf Minuten vor dem Ende noch verspielt Rencher mit 36 Punkten und neun Assists überragend

Ludwigsburg. Fünf Minuten vor dem Ende war die Welt für die Telekom Baskets noch in Ordnung. Beim Aufsteiger EnBW Ludwigsburg führte der Tabellenführer der s.Oliver BBL nach einer bis dahin eher durchwachsenen Leistung mit 85:73. Die mitgereisten 80 Bonner Fans unter den 2.200 Zuschauern sahen ihre Baskets endlich auf die Siegesstraße einbiegen. Ein überragender Terrence Rencher sorgte per Korbleger für die höchste Führung seines Teams und für die Punkte 35 und 36 auf seinen persönlichen Scoreboard. Für die Leistung des US-Amerikaners in den Reihen der Baskets konnte es an diesem Abend nur das Prädikat Überragend geben. Rencher wurde nicht nur Topscorer des Spiels, sondern glänzte auch mit neun Assists und drei Steals.Ebenfalls spitze: Aleksandar Nadjfeji: Der Bonner Power-Forward erzielte 23 Punkte bei einer Traum-Trefferquote von 90%. Trotzdem war ein Terrence Rencher und ein Aleksandar Nadjfeji in Bestform am Ende doch zu wenig. Anstatt das Spiel ruhig und abgeklärt nach Hause zu schaukeln, ließen sich die Bonner von der Hektik der Schlussminuten anstecken. Ludwigsburg gelang es, durch drei Dreier in Folge die Baskets aus dem Konzept zu bringen. Punkt für Punkt kämpfte sich der Aufsteiger wieder heran. Ausgerechnet der Ex-Bonner MC Mazique war es, der 60 Sekunden vor dem Schlusspfiff den Ausgleich zum 92:92 markierte. Brian Brown konnte wenig später nur einen von zwei Freiwürfen verwandeln, den Gastgebern gelang anschließend durch Jimmal Ball sogar die Führung zum 94:93. Wieder war es Brown, der die Bonner in Führung hätte bringen können, doch dessen Korbleger wurde von den Hausherren geblockt. Die Baskets-Bank forderte vehement Goal-Tending und damit zwei wichtige Punkte, doch für Schiedsrichter Ralph Umlandt hatte der Ball den höchsten Punkt seiner Wurfquote noch nicht überschritten. Nochmals konnte sich Terrence Rencher den Ball erkämpfen, doch wieder haben die Baskets kein Glück im Abschluss. Auf der Gegenseite brachte acht Sekunden vor Abpfiff Jimmal Ball mit zwei Freiwürfen sein Team auf 96:93 in Front, der Endstand, denn den Baskets gelang auch im letzten Versuch kein Korberfolg mehr. Bonns Heacoach Predrag Krunic brachte es auf den Punkt: Keine Defense, lautete seine nüchterne Analyse. Man hatte dem Aufsteiger tatsächlich 96 Punkte erlaubt. Von einer konsequenten Verteidigungsarbeit war über weite Strecken im Bonner Spiel wenig zu sehen. Stattdessen verließ man sich auf die Offensivkünste von Terrence Rencher. Wie harmlos die Baskets-Verteidigung zu Werke ging, zeigte sich schon daran, dass Ludwigsburg in Halbzeit eins kein einziges Mal zum Freiwurf antreten musste. Doch gegen die ebenfalls schwach verteidigenden Hausherren schienen die eher sparsamen Bonner Bemühungen auszureichen, denn bis dahin hatten die Zuschauer ein ausgeglichenes Spiel gesehen, in dem sich kein Team mehr als vier Punkte absetzen konnte. Erst nach der Pause erhöhte sich endlich der Bonner Druck. Prompt gelang es den Gästen etwas davon zu ziehen. Der einzige erfolgreiche Dreier von Brad Traina brachte den Baskets erstmals eine Fünf-Punkte-Führung (72:67, 29.) Kurz vor Ende des dritten Viertels konnte Terrence Rencher sogar auf 74:67 erhöhen. Auch in den ersten fünf Minuten des letzten Viertels setzten die Baskets ihre Linie fort, bis der Vorsprung zwölf Punkte betrug (85:73, 35.), doch der Tabellenführer wähnte sich zu früh in Sicherheit. Statt eines wichtigen Auswärtssieges kassierten die Telekom Baskets eine durchaus vermeidbare 93:96-Niederlage, durch die der Abstand zum Verfolgerfeld in der s.Oliver BBL weiter schrumpft. Schon am heutigen Sonntag könnte Meister Alba Berlin durch einen Sieg gegen TXU Braunschweig mit den Baskets gleich ziehen.