Bonn verliert in Berlin an der Freiwurflinie

77:82-Niederlage beim Tabellenführer Play-Offs dennoch gesichert John Bowler fällt mindestens drei Wochen aus

Nach der unnötigen Niederlage gegen Göttingen vor zwei Tagen konnten sich die Telekom Baskets am 31. Spieltag der Basketball-Bundesliga rehabilitieren. Beim Tabellenführer Alba Berlin zeigten die Jungs von Michael Koch ohne ihren verletzten Center John Bowler eine starke Leistung und verloren nur knapp mit 77:82 (16:17, 22:24, 20:24, 19:17). Trotz der Niederlage gegen die Albatrosse war die Stimmung bei den Baskets nach der Schlusssirene gut, denn dank der gleichzeitigen Niederlage der Köln 99ers gegen Frankfurt ist die elfte Bonner Play-Off-Teilnahme in der zwölften Bundesligasaison endgültig unter Dach und Fach. Ärgerlich war die Niederlage vor 8.861 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle trotzdem, denn die Baskets schafften es über die gesamte Spielzeit, das Spiel offen zu gestalten und hatten in der heißen Schlussphase sogar die Chance, auch das vierte Spiel in Folge gegen Alba zu gewinnen. Dass es am Ende nicht reichte, lag in erster Linie an der hohen Foulbelastung der Bonner und den daraus resultierenden Freiwürfen für den Gegner. Insgesamt 33-mal fanden sich die Albatrosse an der Freiwurflinie wieder, die auf diese Weise 28 Punkte erzielten. Dem gegenüber standen magere sechs Bonner Freiwurfpunkte bei insgesamt acht Versuchen in 40 Spielminuten. Gleich zu Beginn des Spiels sorgte der von Coach Mike Koch für John Bowler in die Startformation berufene Moussa Diagne für reichlich Wirbel. Der junge Forward rechtfertigte das Vertrauen des Trainers mit sieben Punkten in nur fünf Minuten und brachte so die Baskets mit 9:6 in Front (5.). Ein Vorsprung, der nicht lange Bestand haben sollte, den Berlin startete einen 7:0-Lauf und sorgte so nach acht Minuten für einen 9:13-Rückstand der Baskets. Doch die Baskets ließen sich nicht sonderlich beeindrucken und hielten Tuchfühlung zum Tabellenführer. Der erste Dreier des starken Johannes Strasser zum 16:17 beendete ein abwechslungsreiches erstes Viertel. Im zweiten Durchgang machten die Gäste aus der Bundesstadt den Berlinern weiter das Leben schwer. Auch als nach 13. Minuten Alba einen Sechs-Punkte-Vorsprung herausgespielt hatte, fanden die Baskets nach einer Auszeit die passende Antwort. Ein Korbleger von Winsome Frazier, der mit insgesamt 13 Punkten, fünf Assists, zwei Steals und null Ballverlusten ein gutes Spiel machte, und vier Punkte hintereinander von Ronald Burrell hatten die Baskets nur zwei Minuten später wieder ins Geschäft gebracht. Unangenehm entwickelte sich allerdings die Foulstatistik. Alleine im zweiten Viertels hatten die Baskets weitere neun Fouls kassiert und bis zur Pause standen Bonner Spieler noch kein einziges Mal an der Freiwurflinie. Bei Alba hatten bis dahin bereits elf von 15 Freiwürfen ihr Ziel gefunden. Beim Stand von 38:41 ging es für die Teams in die Pause, die von den Baskets in voller Länge in der Kabine verbracht wurde. Michael Koch musste die richtigen Worte gefunden haben, denn trotz fehlender Einspielzeit legten seine Jungs einen Blitzstart in die zweite Halbzeit aufs Parkett. Fünf Punkte von Burrell und Davis (Korbleger mit Foul) sorgten für eine 43:41-Führung in der 21. Minute. Fünf Minuten später war es Moussa Diagne, der mit seinem zweiten Dreier eine erneute Führung herausspielen konnte (51:49). Die Antwort Berlins ließ nicht lange auf sich warten. Zwar hatten man den besten Albatross der ersten Halbzeit, Julius Jenkins, in dieser Phase unter Kontrolle, doch ein Unsportliches Foul von Winsome Frazier sorgte für den unfreiwilligen Startschuss eines 10:0-Laufs, davon acht Punkte von der Freiwurflinie, der Hausherren. Zwei Minuten vor dem letzten Spielabschnitt lag Alba wieder mit 59:51 vorn. Doch auch von diesem Zwischenspurt Berlins konnten sich die Baskets erholen. Der Druck in der Verteidigung wurde trotz bedrohlicher Foulsituation weiter erhöht und in der 33. Minute war Bonn dank weiterer vier Punkte von Winsome Frazier und dem dritten Dreier von JJ Strasser wieder auf zwei Punkte herangekommen (67:65). Bernd Kruel hält jetzt mit sieben Punkten in Folge die Baskets bis zur 37. Minute im Spiel (72:76). Wenig später hat Ronald Burrell an der Freiwurflinie sogar die Chance, den Ausgleich zu erzielen, doch der Powerforward der Baskets trifft nur einen seiner beiden Versuche. Das Spiel steht auf des Messers Schneide, als nach langer Zeit wieder Julius Jenkins in das Geschehen eingreift. Ein Wurf des besten Berliners 50 Sekunden vor dem Ende bringt das 75:78. Ronald Burrell hält dagegen und verkürzt auf 77:78. Im direkten Gegenzug trifft Jenkins erneut (77:80). Die Baskets haben noch 16 Sekunden Zeit, per Dreier die Verlängerung zu erzielen, doch der Wurf von Burrell verfehlt sein Ziel. Bonn kann nur noch foulen und Goran Nicolic stellt mit dem 27. und 28. verwandelten Berliner Freiwurf den 77:82-Endstand her. Baskets-Coach Mike Koch: "Glückwunsch an die Berliner, die heute in der entscheidenden Phase einen Julius Jenkins hatten und die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, die heute ohne den etatmäßigen Center John Bowler spielen musste, aber ein starkes Spiel abgeliefert hat. Besonders unsere Bankspieler haben heute eine exzellente Partie gemacht. Wir haben durch unsere aggressive Verteidigung sehr viele Fouls bekommen, aber das ist unser Spiel. Dadurch war das Spiel zerfahren, aber trotzdem hochklassig." ALBA-Coach Luka Pavicevic: "Ich bin froh, dass uns die Revanche für die Hinspielniederlage geglückt ist. Ein wichtiger Sieg im Hinblick auf die letzten drei Saisonspiele, von denen wir noch zwei auswärts bestreiten müssen. Wir konnten am Freitag in Frankfurt nicht an die gute Leistung aus dem Bamberg-Spiel anknüpfen, was uns heute besser gelungen ist. Wir hatten einige Phasen, in denen wir kurzeitig die Kontrolle über das Spiel hatten, konnten uns dann aber nie weiter als auf sechs bis sieben Punkte absetzen. Bonn war der erwartet starke Gegner und ist immer wieder zurückgekommen." Unterdessen lichtet sich der Nebel um alte (Conley) und frische (Bowler) Verletzungen im Baskets-Lazarett: Bonns Teamkapitän Jason Conley wird am in den nächsten Tagen bei einem Spezialisten in Pforzheim am Knie operiert, "nachdem wir alles mit einer konservativen Therapie versucht haben", sagt Team-Orthopäde Dr. Michael Volkmer. John Bowler bleibt hingegen eine Operation erspart, muss aber einige Wochen pausieren: "Eine Kernspinaufnahme hat die erste Diagnose bestätigt: Teilruptur des Innenbandes am Knie", sagt Volkmer, "dazu einen Bluterguss." Die medizinische Abteilung werde alles tun, um Bowlers Knie so schnell wie möglich wieder einsatzbereit zu bekommen.