Bonner Rumpftruppe schrammt an der Sensation vorbei
Telekom Baskets verlieren Eurocup-Auftakt gegen Joventut Badalona 71:76 - Bonn ohne Starter Jared Jordan, Ronald Dupree (beide Verdacht auf Grippe) und John Bowler - Klasse Teamleistung wurde nicht belohnt
Selten wurde ein Baskets-Team nach Spielende trotz Niederlage so gefeiert. Zwar ging das Auftaktspiel in der Eurocup-Gruppe D für die Telekom Baskets Bonn gegen DKV Joventut Badalona mit 71:76 (23:20, 12:25, 17:15, 19:16) verloren, doch die Art und Weise, wie sich eine stark dezimierte Bonner Rumpftruppe gegen den Ulebcup-Sieger von 2008 stemmte, verdiente allen Respekt. Vor 4.020 begeisterten Zuschauern verlangten die Baskets dem Team aus Spanien bis zum Schluss alles ab. In der 38. Minute stand es sogar noch 69:69, doch am Ende hatten die Gäste die Nase vorn. Ein Dreier von Uros Tripkovic in der letzten Minute zum 69:74 besiegelte endgültig das Schicksal des toll kämpfenden Bonner Teams. Headcoach Michael Koch war wirklich nicht zu beneiden. Am vergangenen Samstag verlor er mit John Bowler (Muskelfaserriss) einen wichtigen Mann, nicht nur am Brett. Zuvor war schon Vincent Yarbrough (Sehnenriss im Fuß) für mehrere Monate ausgefallen. Am Dienstagmorgen dann der nächste Schock. Mit Aufbauspieler Jared Jordan und Neuzugang Ronald Dupree legen gleich zwei weitere Leistungsträger mit Erkältung und Fieber im Bett. Eine genaue Diagnose wird am Mittwoch erwartet. Das Team war auf sieben einsatzfähige Männer geschrumpft ,die den scheinbar ungleichen Kampf gegen die Spanier mit Bravour aufnahmen. Mit viel Herz und Leidenschaft machte die Starting-Five, bestehend aus den drei deutschen Spielern Johannes Strasser, Alex King und Tim Ohlbrecht sowie den beiden Amerikanern Bryce Taylor und Chris Ensminger, den Gästen das Leben schwer. Diese setzten ihre Ausrufezeichen in erster Linie von jenseits der Drei-Punkte-Linie. So waren zur Halbzeit beim Stand von 45:35 für Badalona alleine 32 Punkte per Dreier erzielt worden. Das Team von Coach Sito Alonso traf in den ersten 20 Minuten acht von 13 Distanzschüssen. Ausgerechnet in dieser Disziplin erwischten die Baskets einen rabenschwarzen Tag. Am Ende sollte nur ein einziger Dreier ins Ziel finden. 15 Mal wollte der Ball nicht durch den Ring. Doch es sollte auch ohne die Distanzschüsse gehen. Immer wieder wurde das gegnerische Brett attackiert, an dem die Baskets insgesamt 29 Würfe nahmen, davon 22 trafen. Zum Vergleich: Badalona traf nur sechsmal aus der Nahdistanz bei 14 Versuchen. Drei der vier Viertel des Spiels wurden von den Telekom Baskets gewonnen, das zweite Viertel ging jedoch deutlich mit 12:25 an den Tabellenfünften Spaniens. Nachdem Bonn das erste Viertel noch mit 23:20 für sich entschieden hatte, liefen die Jungs von Coach Michael Koch von da an einem Rückstand hinterher. Auch als kurz vor der Halbzeitpause der Rückstand zwölf Punkte betrug (23:45, 19.) und schon viele in der Halle dachten, Badalona würde nun endgültig davon ziehen, hatten die Baskets noch lange nicht aufgegeben. Nach dem Seitenwechsel kämpfte sich Bonn wieder an den Favoriten heran. Bis zur 19. Minute hatte man dank eines 15:6-Laufs den Rückstand auf einen Punkt verkürzt (50:51). Der Telekom Dome kochte, doch den Baskets gelang es nicht, in Führung zu gehen. Zunächst vergab Chris Ensminger (insgesamt 17 Punkte, sieben Rebounds) zwei Freiwürfe, danach wurden zwei weitere Angriffe nicht erfolgreich abgeschlossen. Badalona machte es jetzt besser und brauchte nur 90 Sekunden, um in der 31. Minute wieder einen Zehn-Punkte-Vorsprung zu genießen (52:62). Doch auch hiervon konnten sich die Baskets erneut erholen. Trotz der kraftraubenden kleinen Rotation mit nur sieben Spielern verteidigte man mit Leidenschaft, gab keinen einzigen Ball verloren und als in der 37. Minute endlich Johannes Strasser mit dem ersten Bonner Dreier des gesamten Spiels das 65:69 markierte, witterte das Team mit den Fans noch einmal Morgenluft. Erst recht, als Bryce Taylor wenig später unter dem Riesenjubel der Halle zum 69:69-Ausgleich traf (38.). Die Telekom Baskets standen kurz vor der großen Überraschung, einem der erklärten Favoriten auf den Eurocup-Titel ein Bein zu stellen. Das fünfte Foul von Chris Ensminger kurz darauf sollte jedoch der Anfang von Ende sein. Eine mögliche Verlängerung hätte die Rumpftruppe auf keinen Fall mehr durchhalten können. Nach wie vor fanden die Distanzschüsse nicht ihr Ziel, während Badalona jetzt die Big Shots machte. So mussten sich die Baskets nach großen Kampf am Ende doch noch mit 71:76 geschlagen geben. Michael Koch (Headcoach Bonn): Glückwunsch an Badalona und Coach Alonso. Für uns war das eine schwierige Situation, denn wir haben drei, mit Vince Yarbrough sogar vier Starter ersetzen müssen. Umso stolzer bin ich auf mein Team, das mit nur sieben Mann dagegen gehalten und niemals aufgegeben hat. Badalona ist ein sehr gutes Team, besonders von außen. Das haben sie heute eindrucksvoll bewiesen. Sito Alonso (Headcoach Badalona): Ich bin wirklich sehr glücklich. Wir wussten, dass es hier in Bonn in dieser Halle schwierig für uns werden wird. Für uns war der Sieg sehr wichtig, um weiteres Selbstvertrauen im Europapokal zu finden. Bonn ist eines der Topteams in Deutschland, daher war das ein großer Erfolg für uns. Im zweiten Spiel der Gruppe D kam Unics Kazan zu einem deutlichen 101:76-Erfolg über Besiktas Istanbul.