Davis ist der Held von Quakenbrück
Telekom Baskets siegen nach großartigem Kampf bei den Artland Dragons 77:76 Bonn führt in der Serie Best-of-five jetzt 2:1 Am Donnerstag Matchball in der Hardtberghalle
Die Telekom Baskets haben ihre Chancen auf das Halbfinale um die Deutsche Basketball-Meisterschaft am Dienstagabend beträchtlich erhöht. Beim Deutschen Vizemeister und Pokalsieger Artland Dragons triumphierte das Team von Coach Michael Koch dank einer starken kämpferischen Vorstellung und besonders nach der Pause erstklassiger Defense mit 77:76 (15:23, 21:20, 22:19, 19:14). Den Baskets fehlt jetzt nur noch ein Sieg, um den Einzug in die Runde der letzten vier Teams perfekt zu machen. Die beste Gelegenheit hierfür bietet sich am kommenden Donnerstag, 22.05.08, ab 16.00 Uhr, wenn beide Mannschaften das vierte Mal aufeinander treffen. Unbeschreibliche Jubelszenen spielten sich kurz nach Spielende in der mit 3.000 Zuschauern, darunter 130 Fans aus Bonn, gefüllten Artland Arena ab. Die sonst so laute Halle war mit der Schlusssirene schlagartig verstummt. Drei Sekunden hatten die Baskets Zeit, um einen 75:76-Rückstand noch in einen Sieg zu verwandeln. Pointguard Miah Davis, der am Mittwoch in Bonn seine Verlobte Sylvia heiratet, wirft den Ball auf John Bowler ein, erhält ihn direkt zurück, zieht unwiderstehlich durch die Dragons-Defense Richtung Quakenbrücker Korb und sorgt per Korbleger von rechts für den 77:76-Endstand und damit für den Ausnahmezustand beim Bonner Anhang. Zuvor hatten die Zuschauer ein abwechslungsreiches Spiel gesehen, in dem die Telekom Baskets besonders im ersten Viertel Probleme mit den Quakenbrücker Distanzschützen hatten. Zwar war man hellwach ins Spiel gestartet und schnell mit 6:0 (3.) in Führung gegangen, doch gegen das nun folgende Dreierfestival der Dragons hatte Bonn zunächst kein Rezept. Nachdem die Gastgeber erst drei Minuten ihre ersten beiden Punkte erzielt hatten, brachten drei Dreier in Folge die Baskets in Bedrängnis (6:11, 7.). Nach zehn Minuten stand es 15:23. Quakenbrück hatte bis dahin alle Feldkörbe von jenseits der 6,25-Meter-Linie erzielt (15). Die restlichen acht Punkte stammten von der Freiwurflinie. Das erste Viertel ging deutlich an die Artland Dragons, doch in den restlichen drei Spielabschnitten sollten die Gäste aus dem Rheinland die Nase vorn haben. Zunächst jedoch setzte Quakenbrück den Baskets weiter aus der Distanz zu, bis es nach 13 Minuten 19:30 stand. Danach fand das Koch-Team immer besser ins Spiel. Der Schlüssel hieß Verteidigung. Michael Koch hatte es nach dem Sieg vor drei Tagen prophezeit: Das Team mit der besseren Defense wird gewinnen. Folglich setzten die Baskets ab Mitte des zweiten Viertels alles daran, die Prophezeiung wahr werden zu lassen. Gute Wurfpositionen für die Dragons-Distanzschützen wurden endlich seltener. Gleichzeitig suchte Bonn jetzt konsequent den Weg ans Brett, wo ein glänzend aufgelegter John Bowler (Saisonbestleistung mit 21 Punkten eingestellt) von der Quakenbrücker Verteidigung nur schwer zu stoppen war. Bis zur Pause hatte Bonn den Rückstand auf 36:43 verkürzt. Nach dem Seitenwechsel erwischten die Baskets den besseren Start. Fast fünf Minuten lang gestattete man den Dragons keinen einzigen Korb, stattdessen gelang ein 8:0-Lauf zur 44:43-Führung. Doch Quakenbrück konterte in gewohnter Manier und hielt Bonn mit drei weiteren Dreiern hintereinander auf Distanz (52:55, 29.). Taten die immer wieder erfolgreichen Distanzwürfe schon weh, schmerzten die ersten Aktionen im letzten Viertel ganz besonders, denn direkt hintereinander kassierten Ronald Burrell und Bernd Kruel ihre jeweils fünften Fouls, gleichbedeutend mit der Verbannung auf die Bank. Ein weiterer Dreier der Hausherren direkt im Anschluss brachte Bonn mit neun Punkten erneut empfindlich in Rückstand (58:67, 33.). In dieser kritischen Phase bewiesen die Baskets Moral und Herz. Anstatt nun auseinanderzufallen, wurde der Druck in der Defense noch einmal erhöht. Quakenbrück kam kaum noch zu freien Würfen, fabrizierte Ballverluste, die Distanzschützen wurden kaltgestellt. Wieder gelang den Dragons fünf Minuten lang kein einziger Punkt, Bonn dagegen kippte das Spiel durch seine Defense und einen 11:0-Lauf zum 69:67 in der 38. Minute. Die nun folgenden letzten zwei Minuten sind nichts für schwache Nerven. Ein Korbleger mit Foul durch Leon Rogers bringt die Baskets wieder ins Hintertreffen (70:72). John Bowler kontert 90 Sekunden vor dem Ende zum 72:72. Ein Korbleger von Quakenbrücks John Goldsberry zum 72:74 bringt die Baskets erneut in Zugzwang. Winsome Frazier sorgt mit seinem zweiten Dreier 18 Sekunden vor dem Ende zum 75:74 für die ersten heftigen Glücksmomente beim Bonner Anhang, die knapp vier Sekunden vor Schluss durch einen Korb von Leon Rogers jäh unterbrochen werden. Mike Koch ruft zur Auszeit. Wie lässt sich in 3,79 Sekunden die Niederlage noch in einen Triumph verwandeln? Die Antwort gibt Miah Davis mit der Schlusssirene. Durch den Sieg in Quakenbrück haben die Telekom Baskets das Tor ins Halbfinale mehr als einen Spalt geöffnet. Nur noch ein Sieg ist nötig, um zum achten Mal seit 1997 unter die besten vier Teams Deutschlands zu kommen. Am kommenden Donnerstag, 22.05.08, um 16.00 Uhr hat das Team von Michael Koch Matchball in eigener Halle. BBL.TV und Radio Bonn/Rhein-Sieg berichten live aus der Hardtberghalle. Baskets-Coach Mike Koch: "Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Wir hatten viele Foulprobleme und sind hier wieder auf eine gut vorbereitete Dragons-Mannschaft getroffen. Wir haben den Abstand aber nie zu groß werden lassen. Wenn die Serie sich dem Ende neigt, merkt man, dass der Druck auf der Heimmannschaft lastet und sich Nervosität breit macht. In der letzten Auszeit habe ich einen Spielzug aufgemalt, der genauso funktioniert hat. Ich bin stolz darauf, dass wir hier gewonnen haben." Dragons-Coach Chris Fleming: "Kompliment an Michael Koch und sein Team. Das zweite Viertel hat das Spiel entschieden. Dort hatten wir die Chance uns abzusetzen, haben uns aber entspannt und große Aktionen von Bonn erlaubt. Am Ende hat die konstantere Mannschaft gewonnen. Unsere Leistung war zu schwankend. Aber wir glauben trotzdem an unsere Chance."