Defensivschlacht im Telekom Dome
Telekom Baskets Bonn bezwingen ALBA Berlin 60:59 (11:8, 22:15, 12:12, 15:24)
Ausverkauftes Haus im Telekom Dome (6.000 Zuschauer) / Sechster Beko BBL-Sieg in Serie / Nur ein Berliner Dreier vor der Pause / Bonner Defense erzwingt über drei Viertel 31-prozentige Trefferquote / Veikalas 2,7 Sekunden vor Schluss mit entscheidendem Dreipunktspiel / 15. Heimsieg im Klassiker
Beinahe hätten die Telekom Baskets Bonn nach einer großartigen Verteidigungsleistung gegen den amtierenden Pokalsieger ALBA Berlin doch noch den Kürzeren gezogen. Nachdem man über weite Strecken des Spiel einen Vorsprung um die zehn Punkte auf das Team aus der Hauptstadt hatte, schwanden in den letzten Minuten des vierten Spielabschnitts bei Bonn zusehends zu Kräfte. Als dann Baskets-Pointguard Jared Jordan einige Zeit das Spielfeld wegen einer blutenden Wunde am rechten Arm verlassen musste, schien die Ordnung im Bonner Spiel dahin und Berlin seine Chance doch noch nutzen zu wollen. Alba führte sechs Sekunden erstmals mit 59:57 als sich Benas Veikakas zwei Sekunden vor dem Ende ein Herz nahm, sich zum Korbleger durchtankte und nur durch ein Foul von Ex-Baskets Alex King gestoppt werden konnte. Der Wurf fand dennoch sein Ziel, der Bonusfreiwurf zum 60:59-Endstand ebenfalls. Danach gleich der ausverkaufte Telekom Dome einem Tollhaus.
Zweieinhalb Wochen zuvor hatten die Telekom Baskets im Eurocup eine bittere Niederlage erfahren müssen - und daraus ihre Lehren gezogen. Bonn stand den Berliner Schützen ab der ersten Minute aggressiv auf den Füßen und erlaubte den Gästen nur selten offene Würfe. Wenn die Mannen von Sasa Obradovic dann doch einen Schuss auf den Weg brachten, hatten sie zumindest die Hand eines Verteidigers im Gesicht. Da auf der anderen Seite Benas Veikalas von Beginn an „heiß“ war, gingen die Hausherren vor den live-geschalteten SPORT1-Kameras schnell in Führung (6:0, 4. Minute). Die Hauptstädter fanden, im Gegensatz zu der Eurocup-Partie, überhaupt nicht zu ihrem Rhythmus und brauchten ihrerseits fast vier Minuten, ehe David Logan die ersten Zähler auf die Anzeigetafel brachte. Da die „Albatrosse“ in der Verteidigung ebenfalls die Zügel spürbar anzogen, entwickelte sich eine für Basketball-Puristen äußerst sehenswerte Partie (11:8, 10. Minute).
Die Gastgeber zeigten sich auch im zweiten Viertel hellwach und zogen durch Treffer von Ryan Brooks sowie Jamel McLean weiter davon (18:11,0, 13. Minute). Langsam aber sicher machte es sich bemerkbar, dass Bonn immer wieder wechselnde Verteidiger auf David Logan ansetzte. Munter durchrotierend „kümmerten“ sich Andrej Mangold, David McCray und Ryan Brooks um den Berliner Aufbau, der so vor der Pause bei lediglich vier Zählern - davon zwei von der Freiwurflinie - gehalten werden konnte. Die Rheinländer indes schafften es mit kleineren Spurts, den Vorsprung zu konservieren und kurz vor dem Gang in die Kabine gar in den zweistelligen Bereich zu hieven (33:23, 20. Minute).
Nach dem Seitenwechsel setzten die Hausherren ihre defensivbetonte Gangart konsequent fort. Dem sich in bester Kettenhund-Manier an den gegnerischen Guards aufreibende Andrej Mangold war es vorbehalten, mit einem Dreier den bis dahin höchsten Vorsprung der Partie zu bestellen (38:25, 23. Minute). Wenig später deutete
Benas Veikalas mit einem weiteren Treffer von jenseits der 6,75 Meter-Linie an, dass er an diesem Fernsehabend noch Großes vorhatte (41:27, 24. Minute). Außer den beiden Distanzwürfen der Bonner Flügel war den Telekom Baskets offensiv im dritten Viertel jedoch wenig vergönnt. Auf hochklassigem Niveau beharkten sich die beiden B‘s mit allen zur Verfügung stehenden defensiven Haken und Ösen (45:35, 30. Minute).
Wie es sich für den Klassiker in der Beko Basketball Bundesliga gehört, sollte die Begegnung eines Spitzenspiels würdig in einem Krimi enden. Aufgrund des niedrigen Punktestands kam der 7:0-Lauf von ALBA Berlin schon fast einem kleinen Offensiv-Feuerwerk gleich - und schmolz die Differenz auf ein Minimum zusammen (53:52, 37. Minute). Die Situation spitzte sich auf dramatische Weise zu.
Mit 40 Sekunden auf der Uhr sorgte Vojdan Stojanovski mit einem von insgesamt nur fünf Berliner Dreiern für den ersten Ausgleich seit dem Hochball (57:57, 40. Minute). Bonn stand unter Zugzwang, konnte die Zeit nicht komplett runterlaufen lassen und suchte den frühen Abschluss, um nach dem folgenden Ballbesitz der Gäste den letzten Angriff zu haben. Der Wurf verfehlte sein Ziel, was auf der Gegenseite David Logan in die Position brachte, den ersten Führungswechsel zu erzwingen (57:59). Mathias Fischer nahm eine Auszeit, stellte seine Mannen auf die finalen 6,3 Sekunden ein und schickte sie bestens vorbereitet zurück aufs Parkett. Der Einwurf landete wie geplant in den Händen Veikalas‘, der direkt am Brett trotz Foul den Korbleger verwandelte - und an der Freiwurflinie eiskalt zum sechsten Bundesliga-Sieg in Serie einnetzte.
Mathias Fischer (Trainer Telekom Baskets Bonn):
„Wir haben eine Partie gesehen, die lange spannend war. Berlin ist eine gute Mannschaft, und wir wussten, dass es heute nicht einfach für uns wird. Ziel war es, an jedem gegnerischen Wurf zu kleben, was uns phasenweise gut gelungen ist, gerade nach abgegebenen Offensiv-Rebounds aber auch nicht. Die Fans waren sensationell und haben uns das komplette Spiel über getragen. Wir werden jetzt analysieren müssen, warum wir nach einer Neun-Punkte-Führung in den letzten fünf Minuten noch einmal unter Zugzwang geraten sind. Bei unserem letzten Angriff sollte Benas Veikalas den Ball bekommen und direkt abschließen, da Berlin noch Fouls zu geben hatte.“
Andrej Mangold (#8 Telekom Baskets Bonn):
„Ich bin sehr glücklich über den Ausgang der Partie. Auch darüber, dass wir, nachdem die Führung am Ende nochmal gewechselt ist, die Ruhe bewahrt und richtig reagiert haben. Es ist uns gelungen, Berlin einige seiner Stärken wegzunehmen, die uns im Eurocup noch sehr weh getan haben. Wir wollen uns langfristig über unsere Verteidigung definieren - das ist uns heute erfolgreich gelungen. Dennoch zeigt es die Klasse von Berlin, dass sie immer in Reichweite geblieben sind und sich am Ende noch einmal richtig rangekommen sind.“
Sasa Obradovic (Trainer ALBA Berlin):
„Uns war allen klar, dass es heute keine Wiederholung des Eurocup-Spiels geben würde. Beide Mannschaften haben sich heute im Angriff streckenweise schwer getan und taktische wie mentale Fehler geleistet. Es zeichnet meine Mannschaft jedoch aus, dass sie nie aufgibt und eine Chance hatte, das Spiel doch noch zu gewinnen. Schlussendlich war es ähnlich wie bei unserer Niederlage gegen Quakenbrück, wo Kleinigkeiten den Unterschied ausgemacht haben. Wir schauen dennoch zuversichtlich in die Zukunft und bauen dabei auch weiterhin auf den im Sommer aus Bonn verpflichteten Jonas Wohlfarth-Bottermann.“
Telekom Baskets Bonn:
McCray (1), Looby (2), Veikalas (18/2 Dreier), Brooks (5/1), Mangold (7/1), Zavackas (2, 9 Rebounds), Jordan (11/1, 7 Assists), Wolf (dnp), Koch (0), Wachalski (3/1), McLean (11)
ALBA Berlin:
Logan (6), Schultze (dnp), King (7/1), Vargas (2), Kendall (14, 9 Rebounds), Redding (8), Timor (dnp), Wohlfarth-Bottermann (2), Stojanovski (11/3), Jagla (4), Hammonds (5/1), Slokar (0)
Achtung Spielverlegung Bonn vs. Bamberg
Das Heimspiel der Telekom Baskets Bonn gegen die Brose Baskets Bamberg wurde um 90 Minuten vorverlegt.
Es beginnt nun am Sonntag, 17.11.2013, um 15:30 Uhr. Ausschnitte des Spiels werden am Abend in der ARD Sportschau gezeigt.
Die nächsten Heimspiele der Telekom Baskets Bonn
Mi., 6. November 2013 – 19:30 Uhr – Eurocup
Telekom Baskets Bonn vs. Belfius Mons Hainaut (Eurocup)
So., 17 November 2013 – 15:30 Uhr – Beko BBL
Telekom Baskets Bonn vs. Brose Baskets Bamberg (Beko BBL)
Mi., 27. November 2013 - 19:30 Uhr - Eurocup
Telekom Baskets Bonn vs. BCM Gravelines (Eurocup)