Dem Meister alles abverlangt
Telekom Baskets müssen sich in einer wahren Abwehrschlacht gegen GHP Bamberg mit 58:63 geschlagen geben - Bonner Team mit erstklassiger Leistung in der Verteidigung aber ohne Fortune in der Offense
Der Meister wankte, aber er fiel nicht. Vor 3.500 Zuschauern in der ausverkauften Hardtberghalle zeigten die Telekom Baskets gegen GHP Bamberg am Karnevalssonntag trotz einer 58:63-Niederlage (7:15, 12:11, 18:13, 21:24) die beste Heimspielleistung der Saison. Nach einer Abwehrschlacht, in der sich beide Teams nichts schenkten, hatten die Jungs von Baskets-Headcoach Michael Koch die große Chance, den ersten Sieg nach über zwei Jahren gegen die Oberfranken einzufahren. Doch während die Bonner Abwehr fast schon über sich hinaus wuchs und dem Europaligisten Paroli bot, hatten die Bundesstädter in der Offense Probleme. Der Titelverteidiger erwies sich in der Defense als Bollwerk, das kaum zu überwinden war. Nur magere sieben Punkte sollten den Bonnern im ersten Viertel gelingen. Es dauerte fast fünf Minuten, bis Michael Meeks der erste Korb aus dem Feld traf (3:7). Zuvor hatte sein Team gleich mehrmals einfache Würfe verlegt. Dass die Jungs von Headcoach Michael Koch nicht schon in der Anfangsphase unter die Räder gerieten, hatten sie ihrer ausgezeichneten Teamleistung in der Verteidigung zu verdanken. Auf dem Papier schienen die Baskets gegenüber der bärenstarken Truppe von Bundestrainer Dirk Bauermann klar unterlegen, doch den Unterschied zum Top-16-Europaligisten machten die Bonner mit Einsatz und Kampfgeist wieder wett. Ebenso wie die Baskets, mussten sich auch die Oberfranken fast jeden Punkt hart erarbeiten. So hart, dass es zur Halbzeit gerade einmal 19:26 stand. Beide Teams schenkten sich nichts, doch der Meister aus Bamberg schien stets die richtige Antwort auf alle Bonner Bemühungen zu haben. Der Unterschied lag in der Offense. Die Baskets taten sich gegen die eiserne Verteidigung der Gäste äußerst schwer. Da tat es doppelt weh, dass die wenigen Chancen auf leichte Punkte nicht effektiv genutzt wurden. Gleich mehrmals ging der lange Pass zum Fastbreak ins Aus anstatt zum nach vorne eilenden Mitspieler. Dazu lief aus der Mitteldistanz und von der Dreierlinie bis zum Seitenwechsel so gut wie nichts. Von 20 Würfen fand nur ein einziger sein Ziel. Ebenfalls schwach war die Wurfquote von der Freiwurflinie, die insgesamt bei dürftigen 53% lag (zwölf von 23). Doch die Baskets machten mit ihren Fans im Rücken das Beste aus der Situation. Mit Kampf hielt man sich im Spiel und fühlte dem haushohen Favoriten, der mit neun BBL-Siegen in Folge auf den Hardtberg gereist war, gehörig auf den Zahn. So wurde Bambergs Center Chris Ensminger von Michael Meeks und Branko Klepac bei mageren zwei Punkten gehalten. Terry Black ackerte unter den Körben und holte wichtige Rebounds. Die Baskets bekamen jedoch einen Spieler der Gäste nie richtig in den Griff: US-Boy Spencer Nelson war von der Bonner Defense nicht zu kontrollieren, holte neun Rebounds und machte 16 Punkte. Dennoch hatten die Baskets in der zweiten Halbzeit alle Chancen, der Meistertruppe ein Bein zu stellen. Jason Conley brachte sein Team in der 22. Minute auf 25:27 heran. Bamberg konterte mit einem Zwischenspurt zum 28:37, doch Bonn ließ sich nicht beeindrucken und brachte sich erneut wieder auf Tuchfühlung. Vier Punkte durch Andrew Wisniewski, danach Freiwürfe von Ivan Tomeljak und ein viel bejubelter Dreier von Martin Mihajlovic beendeten den Schlussspurt der Baskets im dritten Viertel zum 37:39 (30.). Die Baskets waren wieder dran und legten nach: Ein weiterer Drei-Punkte-Wurf von Mihajlovic brachte erstmals den Ausgleich (40:40). Die Halle, die vor Spielbeginn karnevalistisch von Prinz Rico I. und Bonna Ina I eingeschworen wurde, stand Kopf, als Jason Conley wenig später die erste Bonner Führung zum 42:40 (33.) markierte. Doch Bamberg konterte meisterlich. Ein 0:7-Lauf zum 42:47 ließ die Gäste in 60 Sekunden wieder davon ziehen. Bonn gab jedoch nicht klein bei sondern hielt weiter dagegen. Ein Dreier von Michael Meeks zum 53:54 knapp drei Minuten vor dem Ende gab den Hoffnungen der Fans auf eine Sensation wieder neue Nahrung. Das Spiel war jetzt an Dramatik kaum zu übertreffen. Beim Stand von 58:61 haben die Baskets die Chance, im letzten Angriff des Spiels 23 Sekunden vor dem Ende mit einem Distanzwurf den Ausgleich und damit eine Verlängerung zu erzwingen. Bambergs Coach Dirk Bauermann gibt die Order an seine Spieler, Bonn durch ein Foul an die Linie zu zwingen. Ein Bonner Drei-Punkte-Spiel wäre so unmöglich, gleichzeitig hätten die Gäste erneut Ballbesitz erhalten. Doch es kommt anders. Hrvoje Perincic versucht sich dem Foulspiel seines Gegenspielers zu entziehen und riskiert acht Sekunden vor Schluss aus der Bedrängnis einen Dreier, der jedoch das Ziel verfehlt. Im Gegenzug macht Bambergs Steffen Hamann an der Freiwurflinie alles klar. Trotz der Niederlage zeigte sich Baskets-Coach Michael Koch nach dem Spiel sehr zufrieden mit der Leistung seines Teams: Ich habe fünf Jahre unter Dirk in Leverkusen gespielt und habe folglich viel von ihm gelernt. Bamberg spielt eine tolle Saison auch in Europa, deshalb bin ich stolz, dass wir bis zum Schluss die Cahnce hatten, heute zu gewinnen. Unsere Freiwürfe waren nicht gut, aber wir waren immer dran und haben Charakter gezeigt." GHP-Coach Dirk Bauermann: Ich bin froh, als Rheinländer heute diese Stimmung miterlebt zu haben. Bonn hat sehr gut als Team gespielt, obwohl wir besonders am Anfang sehr gut verteidigt haben. Uns hat geholfen, dass wir von Beginn an das Tempo bestimmt haben und Bonns Dreier unterbunden haben. Wir sind froh, dieses schwere Spiel gewonnen zu haben."