Der General Anzeiger berichtet am 28.11.02:Schwarzmarkt wandelt sich zur Internet-Auktion

Die moderne Kommunikations-Technik hat den Baskets-Vorverkauf für die in der Warteschlange stehenden Fans kaum gerechter gemacht - Noch rund 100 Resttickets für "Bonn-Berlin" an der Tageskasse

Bonn. Es ist mal wieder so weit: Die alten und neuen Bundeshauptstädter treffen sich am Sonntag in der Hardtberghalle, um Korbball zu spielen. Klingt harmlos. Doch die 3 500 Eintrittskarten waren nie begehrter als für Sonntag, wenn der Meister kommt, handelt es sich doch um eine Veranstaltung mit reichlich Emotion. Inzwischen ist "Telekom Baskets Bonn gegen Alba Berlin", nachdem "so" drei Mal das Finale in den letzten sechs Jahren lautete, der Klassiker der Bundesliga. Insider erinnern sich noch an 1997, als die Finalserie Berlin-Bonn "zur Entscheidung anstand" und der WDR extra ein Kamerateam aussendete. Nur um die Warteschlangen vor drei Bonner Vorverkaufsstellen zu filmen. Damals lief der Ticketverkauf noch recht hausbacken ab. Beim ersten Finale war der Spuk schnell vorbei und endete fast im Tumult, als die Großen und Starken die Kleinen und Schwachen überall nach hinten abdrängten. Vor dem 2. Finale dann mehr Gerechtigkeit: zwei Tickets pro Schlangesteher. Inzwischen haben die Baskets sich auf die Seite der modernen Technik geschlagen: Internetverkauf, Bonnticket-Schalter quer durch die Region. Dort, wo man - zum Beispiel - "Grönemeyer" oder "Müller-Westernhagen" kauft, kauft man auch "Baskets", lässt sich auf dem Monitor Halle und freie Plätze zeigen. Doch spürt man in diesen Tagen, dass auch moderne Technik die Zahl der frei käuflichen Eintrittskarten für das Schneckenhaus Hardtberghalle nicht erhöht hat, und die Gerechtigkeitsfrage wurde auch nicht gelöst. Bei 2 100 Dauerkarten ist der freie Markt halt nur noch Mangelverwalter. Nun ging alles noch schneller: "Diesmal war in acht Minuten alles weg", sagt Helene Wiedlich, bei den Baskets die "Frau der Karten". Sie habe den Eindruck, als fände am Sonntag das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft statt. Aber "alles" stimme auch nicht, denn aus dem Gästekontingent würden "noch rund 100 Karten frei und an der Tageskasse verkauft". Dennoch hagelte es Beschwerden bei den Baskets. "Da haben sich Leute um acht Uhr morgens angestellt, hatten nur vier Käufer vor sich und als es um neun Uhr losging, haben sie trotzdem nichts bekommen", sagt Helene Wiedlich. "Da denken die Fans natürlich, da stimmt etwas nicht." So machte man sich auf die Spur des Rätsels. Lösung: Um neun Uhr ging es kürzlich an mehr als 50 verschiedenen Schaltern mit dem Verkauf los. Während an einigen Stellen die ersten Kunden genau wussten, was sie wollten, ließen sich Baskets-Interessierte an anderen Vorverkaufsstellen, an Platz eins der Reihe, erst einmal die moderne Technik vorführen, die Halle zeigen und fragten hier und da, während hinter ihnen die Ungeduld wuchs. So verstrich an manchem Bonnticket-Schalter kostbare Zeit in einem untereinander vernetzten Verkaufssystem. So wurden an Ort X mehr als 100 Karten verkauft, an Ort Y nur zwei. Gerechtigkeit fürs Schlangestehen? Gibt`s nicht. Oder: Wer lange mit der Verkaufsdame plaudert, handelt ungerecht gegenüber den hinter ihm Wartenden. Aber auch in anderer Hinsicht verändern die neuen Kommunikationswege traditionelle Wege der Ticketbeschaffung. Der diskrete Schwarzmarkt auf dem Hardtberg scheint durch das Internet, insbesondere das elektronische Auktionshaus eBay, auszutrocknen. Vier Stehplätze, die bei Bonnticket 48 Euro kosteten, fanden bei eBay für 75 Euro Abnehmer. Eine Auktion für zwei mittelprächtige Sitzplatzkarten im Wert von 26 Euro endete bei 37,50 Euro. "Wenn der Erste in der Warteschlange bei Bonnticket zehn Tickets zum regulären Preis kauft und diese dann im Internet bei eBay meistbietend versteigert, ist das zwar ärgerlich, aber der Klub kann solcher Geschäftstüchtigkeit nur tatenlos zuschauen", sagte Pressesprecher Michael Mager. Oder eben, wie es seit langem geplant ist, eine neue, größere Halle bauen. Für die Telekom Baskets ist der Eintrittskarten-Verkauf bei Spitzenspielen ein ständiges Ärgernis. Einmal kann der Club Einnahmespitzen nicht realisieren, um so den Etat aufzubessern, zum anderen sieht er sich verärgerten Kunden gegenüber. Diesmal wurden Vorab-Anfragen von Basketballfans aus anderen Städten grundsätzlich nicht erfüllt. "Um so viele Karten wie möglich für die Bonner zu sichern", sagt Helene Wiedlich.