Ein Sieg des "chaotischen Systems"

Grundstein zur neuen Basketshalle gelegt - Telekom verlängert Hauptsponsorvertrag um drei weitere Jahre

Alles tummelt sich im gut gefüllten Zelt auf der Baskets-Baustelle: Die Redner sorgen für Heiterkeit und bewegende Momente, und die gefühlten 1000 Gäste dachten sich: Wer lacht, friert nicht. Zunächst sortiert Moderator Andreas Boettcher das Grundsteinlegungs-Ereignis auf dem städtischen Zeitpfeil: 2007 ist auch der 150. Geburtstag des Bonner Physikers Heinrich Hertz, der 40. Todestag Konrad Adenauers, den Bonner Ruderverein gibt es dann auch 125 Jahre, und Bonns Box-Weltmeister Adolf Heuser wäre 100 Jahre alt geworden . Erster Redner: Hardtbergs Bezirksvorsteher Gerhard Lorth (CDU) begrüßt die Gäste und sagt: Die neue Halle steht zwar auf dem Hardtberg, ist aber eine, die den Sportstandort Bonn sichert." Lorth ruft zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft in Bonn auf, dann in der neuen Halle. Großer Applaus, denn das wünscht sich jeder: Endlich Mal einen Basketballtitel für Bonn. Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann startet mit den Worten: Wolfgang Wiedlich, ohne ihn ständen wir hier nicht, das ist, denke ich, ziemlich klar." Stürmischer Beifall, der nicht enden will. Dieckmann würdigt die Verdienste des Clubs um die Sportstadt Bonn, das langfristige Engagement der Deutschen Telekom (Ohne dieses Engagement wäre die Halle auch nicht möglich gewesen") und in Sachen Halle den langen Atem von Architekt Jan van Dorp und Baskets-Präsident Wiedlich. Sie widerspricht Lorth: Ein Titel sei für Bonn nicht wichtig, wichtig seien weiterhin gute sportliche Leistungen und vor allem die Fans der Baskets (großer Beifall), ohne die das bisher Erreichte alles nicht möglich gewesen wäre. Und sie bricht eine Lanze für den Kinder- und Jugendsport, der hier im Ausbildungszentrum ein angemessenes Zuhause finde. Moderator Boettcher schwenkt über zum langjährigen Hauptsponsor Deutsche Telekom: Der Bonner Konzern ist, das wollen wir heute einmal hervorheben, nicht auf ein erfolgreiches Pferd gesprungen, als er sich 1993 entschied, Zweitliga-Basketball in Bonn zu sponsern. Seit nunmehr 14 Jahren Haupt- und Titelsponsor der Baskets, herzlich willkommen Stephan Althoff." Der Leiter Konzernsponsoring der Deutschen Telekom AG sagt: Wir haben das Namensrecht für die neue Halle für die nächsten zehn Jahre übernommen, aber wie die neue Halle heißen wird, kann ich heute noch nicht sagen." Es werde in jedem Fall ein Name sein, mit dem Telekom, Verein und Fans leben könnten. Und dann hatte Althoff noch ein ermutigendes Geschenk mitgebracht: Wir werden in Kürze den Vertrag mit den Baskets um drei weitere Jahre verlängern." Frenetischer Applaus im Zelt. Dann tritt BBL-Ehrenpräsident Wolfgang Kram hinter das Rednerpult. Der Mann ist Wirtschaftsprüfer und hat viele Hallenprojekte wirtschaftlich durchleuchtet. Er sagt, irgendwann, es war in der ,Unteren Schweinstiege, das ist ein Restaurant in der Nähe des Frankfurter Flughafens, hat mich Herr Wiedlich einmal ganz harmlos angesprochen: Was denken Sie zu neuen Hallen?" Inzwischen kenne er Herrn Wiedlich besser, und man müsse aufpassen, wenn der harmlos frage. Er habe damals nicht gewusst, dass er mit der Antwort sofort Teil einer Hallenbau-Mannschaft geworden sei, nein, Mannschaft ist das falsche Wort, Teil eines chaotischen Systems". Ein chaotisches System sei, das lehrt die Naturwissenschaft", das stabilste, was die Welt zu bieten habe, denn ein chaotisches System produziere für fast alle Probleme Lösungen, und Herr Wiedlich beherrscht das chaotische System". Damit war der Präsidenten-Charakter hinreichend ausgeleuchtet: Er schleicht sich harmlos heran, bevorzugt ein chaotisches System an und beherrscht dann alles. Große Heiterkeit im Zelt, und auch der vermeintlich harmlose Meister des Chaos" lacht. Jan Pommer, Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga, spricht von einem einmaligen Projekt" für die ganze Liga. Dass ein Club seine eigene Halle baut, ist eine Premiere." Es habe viele Probleme und Hürden gegeben, das sei auch der Liga, deren Mitglieder das Projekt stets aufmerksam verfolgt haben", nicht verborgen geblieben. Es spreche für das Engagement am Standort Bonn, dass sie alle, die hier vor mir stehen, das Hallenprojekt unterstützt und letztlich ermöglicht haben". Er sei selbst schon einmal in einem Sonderzug der Baskets mitgefahren und wisse, was der Verein und sein Fanclub alles so auf die Beine stellten. Ich bin dann morgens bei der Rückfahrt neben einer Blondine aufgewacht." Bei näherem Hinschauen sei das der ehemalige Baskets-Hallensprecher Frank Piontek gewesen. Großes Gelächter. Ein Verein kann Körbe und Rebounds erzielen, er kann Trainer einstellen, er kann Jugendarbeit fördern, er kann Sponsoren begeistern, aber eine Halle bauen, das kann er allein natürlich nicht", sagt der Moderator und bittet Jan van Dorp ans Mikrofon, unseren jahrelangen treuen Wegbegleiter und planenden Architekten". Der erzählt, wie ein Grundstein entsteht: Ein kleiner Kiesel rollte im Fluss der Gedanken von Wolfgang Wiedlich schon seit 1998. Eine eigene, größere Halle sichert das wirtschaftliche Überleben." Und spätestens nach dem ausverkauften Europarekord-Event mit 18.500 Zuschauern in der Kölnarena im April 2000 und der dort gemachten wirtschaftlichen Erfahrung war klar, was die Baskets wollen: Bauherr und Betreiber einer Halle sein." Als Herr Kram Wiedlich ermutigt habe, den Gedanken ernsthaft weiter zu verfolgen, sei der Kiesel zu einem rollenden Stein geworden, der viele, auch notorische Zweifler, mitgerissen habe. Van Dorp: Der rollte nun auf allen Ebenen in Köpfe und Herzen." So sei aus dem kleinen Kiesel im Fluss der Gedanken ein ansehnlicher Grundstein geworden, den wir heute legen werden". Und dann porträtierte der Architekt die Halle in Zahlen (siehe hier), und damit sich jeder unter 1.080 Tonnen Stahl, die hier verbaut werden, etwas vorstellen kann, sagt er: Das entspricht dem 9.391-fachen des aktuellen Kampfgewichts von John Bowler." Die des Deutschen kaum mächtigen Spieler verstanden bisher nicht viel, aber wenn sie ihren Namen hören, laufen sie gewöhnlich aufs Feld, und so sorgt der Name John Bowler" für Verwirrung, weil alle versammelten Spieler meinen, Bowler sei nun aufgerufen und müsse auf die Bühne - ein Scherz, der schnell aufgeklärt wurde, der aber noch am späten Abend in der Kölnarena (All-Star-Day) seine Lacher fand. Jede Mannschaft braucht einen Team-Captain", sagte Moderator Boettcher, bei den Baskets ist das unser Präsident, und ich sage das voller Überzeugung und mit allem Respekt: Er ist der Mann, ohne den dieses Projekt niemals den heutigen Tag erreicht hätte. Ich weiß, dass er in dieser Sekunde über eine solche Bemerkung säuerlich ist, aber damit wird er leben, auch weil es schlichtweg die Wahrheit ist: der Präsident der Telekom Baskets Bonn, Wolfgang Wiedlich." So kam der Hallen-Marathonläufer zum Schluss selbst unter Standing Ovations" ans Mikro. Wiedlich griff sogleich das Moderatoren-Wort auf: Wahr ist, dass die Wahrheit viele Gesichter hat." Er müsse mindestens jedem 5. der hier Versammelten im Namen der Baskets danken, denn allein könne man solch ein Projekt freilich nicht stemmen. Und dann fasste er sich kurz: Ja, es war ein harter Kampf. Jan van Dorp und ich sind losgezogen ohne einen Euro in der Tasche, aber wenn ich mich nicht irre, steht da heute ein Baukran genau auf dem Platz, wo in einigen Monaten Baskets-Spiele angepfiffen werden." In Deutschland solch ein Projekt umzusetzen, da begegne man zunächst mehr Experten, die einem sagen, warum es nicht gehe; dass es zum Schluss mehr Menschen gab, die sagten, wie es im Vorschriften-Dschungel gehen könnte", habe dem Projekt zum Durchbruch verholfen. Dies sei ein Projekt für die Basketball-Zukunft Bonns, deshalb haben wir unsere Jüngsten ausgewählt, uns bei der Grundsteinlegung zu begleiten. Wir tun jetzt das Unvermeidbare, wir legen den Grundstein." Und dann zogen sie raus in die Kälte. OB Dieckmann, Telekom-Sponsoringchef Althoff, Bezirksvorsteher Lorth, Wirtschaftsförderer Martin Ogilvie, Baskets-Präsident Wiedlich und der Baskets-Vorsitzende Hans-Günter Roesberg, begleitet von 10 Spielern der Baskets-U-8. Ins Grundsteinfach" legten die Kinder einen goldenen Ball mit den Unterschriften des aktuellen Kaders, eine lange Papierrolle mit den Namen der bisherigen Spender für die Halle, dazu einen General-Anzeiger vom Samstag, dem 27. Januar 2007. Dann mörtelten die versammelten Grundsteinleger los, und als der Spieß perfekt verteilt war, setzten OB Dieckmann und Wiedlich die Platte drauf. Nun ruhen die Devotionalien" und warten auf die Fertigstellung der Halle für 6.000 Zuschauer sowie das Ausbildungszentrum. Es folgten Gespräche mit Otto Reintjes (Manager Leverkusen) und Michael Koch (Headcoach Bonn). Reintjes erklärte die Baskets "zurzeit zur Nummer eins am Rhein", und Koch schilderte die gegenwärtigen Trainingsbedingungen in Bonn, die er als "in jeder Hinsicht unzureichend für eine Bundesliga-Mannschaft" umschrieb. Die Telekom Baskets Bonn danken folgenden Firmen für die Unterstützung bei der Grundsteinlegungsparty: Sion-Kölsch, Deutsche Telekom AG, Bitburger Brauerei, BauGrund, Goldbeck-Bau GmbH, Germania GmbH.