"Eine Chance, die nicht ausgeschlagen werden kann"
Baskets Sportmanager Michael Wichterich und Tony Gaffney im Interview
Tony Gaffney, Power Forward der Telekom Baskets, hat eine Einladung ins Trainings-Veteran-Camp der Memphis Grizzlies erhalten. Die vertragliche Situation in Bonn sieht vor, dass der 28-Jährige für die Teilnahme an der Vorbereitung des NBA-Clubs teilnehmen kann und für diesen Zeitraum freigestellt wird. Im Gespräch nehmen Sportmanager Michael Wichterich sowie Tony Gaffney Stellung zur aktuellen Situation.
Herr Wichterich, wie ist die Option im Vertrag von Tony Gaffney gestaltet, welche ihm die Teilnahme am Trainings-Camp der Grizzlies ermöglicht? Michael Wichterich: „Der Vertrag sieht eine Option vor, die es Tony ermöglicht, die Einladung eines NBA-Teams zum Trainingscamp anzunehmen. Das war übrigens schon bei seinem ersten Engagement vor zwei Jahren in Bonn ebenfalls so vereinbart. In diesem Sommer war es so, dass Tony deutlich besser dotierte Angebote aus Europa ausgeschlagen hat, um wieder in Bonn zu spielen. Das für uns damit verbundene Risiko war uns bewusst, aber letztendlich hatten und haben wir nur über die NBA-Klausel die Chance, einen Spieler seines Kalibers zu verpflichten.“ Was bedeutet das in Bezug auf die gegenwärtige Situation? „Tony wird am Freitagmorgen nach Memphis aufbrechen. Daraus ergeben sich zwei mögliche Szenarien für die nächsten Wochen: Entweder nehmen ihn die Grizzlies unter Vertrag, oder er kehrt zu den Telekom Baskets Bonn zurück.“ Gibt es für diese Entscheidung eine Deadline? „Ja. Sollte sich Memphis dazu entschließen, Tony vor dem Start der NBA-Saison am 30. Oktober nicht in den festen Kader zu nehmen, ist er vertraglich weiter an uns gebunden. Kommt ein Kontrakt zwischen ihm und den Grizzlies zustande, erhalten wir eine Entschädigung.“ Welche Auswirkungen hat Gaffneys Camp-Einladung auf die weitere Kaderplanung, zumal die sechste Ausländerposition auch noch unbesetzt ist? „Auch wenn uns der sehr späte Zeitpunkt der Camp-Einladung etwas überrascht hat, war uns immer bewusst, dass der jetzige Fall eintreten kann. Für uns in Frage kommende Kandidaten haben wir daher immer im Auge behalten. Diese kontaktieren wir jetzt und arbeiten schnellstmöglich an der Lösung, die entstandene adäquat Lücke zu schließen. Davon unabhängig sind wir weiter auf der Suche nach einem passenden sechsten Ausländer.“ Tony, wie ist das Angebot aus Memphis zustande gekommen und wann hast du davon erfahren? Tony Gaffney: „Es war schon immer mein Traum, in der NBA spielen zu können. Meine Zeit mit den LA Lakers und den Boston Celtics während der Saison 2009/2010 haben dieses Feuer zusätzlich entfacht. Seither bin ich über meinen Agenten in Kontakt mit NBA-Teams gewesen und habe auch über die Summerleague Kontakte geknüpft. Memphis hat aktuell 13 Spieler unter Vertrag, demnach zwei offene Plätze und ich bin ein Kandidat, den sie in ihr Trainings Camp eingeladen haben. Die Nachricht selbst habe ich Mittwochnachmittag erhalten und die Telekom Baskets unverzüglich davon in Kenntnis gesetzt.“ Du hast also eine Option im Vertrag, die dir die Teilnahme an einem solchen Camp ermöglicht? „Ganz genau. Ich wollte mir unbedingt die Chance erhalten, für NBA-Teams zur Verfügung zu stehen. Deswegen habe ich im Sommer einige andere, sehr gut dotierte Angebote von Mannschaften aus der ACB oder Euroleague-Teilnehmern abgelehnt, da sie mir eine solche Option nicht geben wollten. Als Bonn ins Gespräch kam, war ich direkt Feuer und Flamme, da ich mich hier extrem wohl, fast heimisch gefühlt habe - und dies immer noch tue.“ Sollte Memphis dir keinen Vertrag anbieten, bedeutet das im Umkehrschluss deine Rückkehr nach Bonn. „Das ist richtig. Es ist kein Geheimnis, dass Bonn außerhalb von Massachusetts wie eine zweite Heimat für mich ist und wir hier sportlich noch lange nicht fertig sind. Wenn jemand die Möglichkeit bekommt, seinen Traum zu verfolgen, dann ist das eine Chance, die nicht ausgeschlagen werden kann. Dafür werde ich alles geben, ebenso wie ich, sollte es mit den Grizzlies nicht klappen, für Bonn immer mein Herz auf dem Parkett lassen werde - so wie 2011/2012.“