Erst nach der Pause aufgewacht
Telekom Baskets verlieren bei RheinEnergie Köln 70:81 - Zur Halbzeit mit 19 Punkten zurück gelegen - Bonn jetzt auf Platz acht
1200 Bonner Augenpaare blickten zu Spielbeginn gut gelaunt und gespannt in das Rund der zu zwei Dritteln gefüllten Köln-Arena: Gut gelaunt, nach acht Tagen Pausen endlich wieder ihre Lieblinge zu sehen, gespannt, ob es ihnen denn auch gelingen würde, nach vielen Jahren endlich wieder einmal die größte Halle der BBL zu erstürmen. Der Beginn war jedenfalls vielversprechend: In den ersten Minuten saß jeder Schuss, die Baskets hatten keinerlei Probleme, mit ihren Kölner Gastgebern mitzuhalten. Beim Stande von 11:11 vergab Bonn dann seinen ersten Wurf, Köln konnte sich danach bis auf 17:11 erstmals etwas absetzen. Die Baskets kamen noch einmal heran, doch mit der Hereinnahme von Aleksandar Nadjfeji, der nach vier Jahren Bonn zu Saisonbeginn rheinaufwärts wechselte, bewies Köln Trainer Sasa Obradovic ein glückliches Händchen: Gleich sein Auftaktwurf glückte, die motivierten Kölner konnten sich folglich bis zur Pause mit 22:15 absetzen. Im zweiten Viertel brach das Unheil über die Baskets dann vollkommen herein: Kaum eine Aktion sollte mehr gelingen, hüben wie drüben gingen vor allem die Rebounds verloren, so dass Köln viele zweite oder dritte Wurfchancen bekommen sollte. Logisch, dass etliche von ihnen zu weiteren Körben führten, während für die Baskets der Korb wie vernagelt schien. Auch eine Folge der guten und aggressiven Verteidigung der Hausherren, die Topscorer Wisniewski hauteng bewachen und den Matchwinner der letzten Woche, Hrvoje Perincic, überhaupt nicht erst ins Spiel kommen ließen. Mit einem 29:48-Rückstand gingen die Baskets in die Kabinen, Hoffnung machte ihr Auftritt in Halbzeit eins jedenfalls keine mehr auf ein gutes Abschneiden. Doch nur fünfzehn Minuten später schien das Spiel ein völlig anderes zu werden: Mit Wiederbeginn der letzten zwanzig Minuten waren es plötzlich nur noch die Bonner, die das Spiel diktierten: Innerhalb von nur dreieinhalb Minuten machten sie aus einem 29:50 (23.) ein 42:50 (26.). Der rechte Teil der Halle stand Kopf, als Minuten später Wisniewski und noch einmal kurz danach Paravinja auf nur sieben Punkte verkürzen konnten. Dass Köln in den letzten Sekunden von Abschnitt drei noch vier Punkte erzielen konnte, war allerdings mehr als ein Doppelschlag: Bonn sollte diesen Rückstand von elf Punkten im letzten Viertel nicht mehr egalisieren können. So schafften es die Hausherren, ihren Vorsprung in einem ausgeglichenen vierten Viertel über die Zeit zu schaukeln, der Sieg geriet zum Schluss nicht mehr ernsthaft in Gefahr. Insbesondere Glen McGowan mit 26 Punkten war von Bonn nie zu kontrollieren, ebenso wenig wie Aleksandar Nadjfeji, der seinen Ex-Kollegen 20 Punkte einschenkte. Der Dank dafür, dass er vor Spielbeginn von seinen ehemaligen Fans frenetisch gefeiert wurde? Es ist eine große Freude für mich zu hören, dass mich die Baskets-Fans noch immer mögen. Sie werden immer einen festen Platz in meinem Herzen haben, freute sich der sympathische Familienvater nach der Schluss-Sirene nicht nur ob seiner eigenen guten Leistung. Soviel Grund zur Freude hatten in Bonner Reihen nur die wenigsten: Insbesondere Hrvoje Perincic schlich mit hängenden Schultern aus der Arena: Er, der in jedem seiner zwölf Auftritte zuvor wenigstens neun Punkte erzielt hatte und mit 26 Punkten gegen Karlsruhe zuletzt fast alleiniger Sieggarant gewesen war, ging mit null Punkten heute völlig leer aus. Null von fünf Würfen saßen, auch seine fünf Rebounds konnten dieses Manko nicht bereinigen. Doch er alleine war es nicht: Durch die Bank war jeder Kölner seinem Gegenspieler am heutigen Tage überlegen. Das, was Aggressivität, Reboundverhalten und Zusammenspiel ausmacht, war auf Bonner Seite nur über maximal zwanzig Minuten zu beobachten. Viel Zeit, die Köpfe hängen zu lassen bleibt jedenfalls nicht: Mit den beiden Heimspielen gegen Gießen (Donnerstag, 19.30 Uhr) und Ludwigsburg (Neujahr, 18.00 Uhr) beginnt für die Baskets der Rückangriff auf die vorderen Playoff-Plätze. Platz sieben ist nämlich am heutigen Tag an die Artland Dragons verloren gegangen.