Familiäre und sportliche Bande
Im Artland treffen die Telekom Baskets auf einige alte Bekannte
Das heutige Match gegen die Artland Dragons ist nicht nur angesichts der Aussicht auf Punkte für die Sicherung eines Playoff-Platzes und der drei in den Kader berufenen Spieler aus der zweiten Mannschaft etwas ganz besonderes. Für das Team und die Fans der Telekom Baskets Bonn gibt es in Quakenbrück auch ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern.
Im Kader der Artland Dragons tauchen gleich drei Namen auf, die mit den Rheinländern in Verbindung gebracht werden können. So spielte zum Beispiel Johannes Strasser drei Saisons für die Bonner, bevor er 2010 seinen Vertrag bei den Quakenbrückern unterschrieb. Am 13. Juni 1982 wurde der junge Point Guard im bayerischen Dachau geboren. Der Trainer seines heimatlichen Basketballvereins erkannte schnell, was für ein Talent in dem 1,89 Meter großen Aufbauspieler steckte. Mit jungen 18 Jahren wechselte er nach Rhöndorf und holte 2000 mit dem Club die Meisterschaft der zweiten Liga Nord – Strassers erster großer Erfolg. Im gleichen Jahr schaffte er es sogar in die Deutsche Junioren-Nationalmannschaft. Der damalige Erstligaverein RheinEnergie Köln wurde schnell auf den hoch talentierten - und vor allem stets motivierten - Basketballspieler aufmerksam und sicherte sich kurz darauf dessen Dienste. Die nächste große Errungenschaft ließ nicht lange auf sich warten, denn 2002 wurde Johannes mit Köln zunächst einmal Vize-Meister. In den folgenden Jahren ging es für Strasser auf der Karriereleiter immer weiter nach oben. In sieben Jahren wurde er mit den Rheinländern gleich dreimal Pokalsieger, einmal Vize-Pokalsieger und 2006 sogar Deutscher Meister. Hinzu gesellte sich die Berufung in die Deutsche Nationalmannschaft im Jahr 2004. Doch auch danach riss seine Erfolgssträhne nicht ab – im Gegenteil. Weitere Erstligaerfahrungen konnte Johannes Strasser dann bei den Telekom Baskets auf dem Hardtberg sammeln. In der Saison 2007/2008 machte er durchschnittlich 6,4 PpS, holte 1,7 RpS und schaffte es in seinem ersten Jahr mit Bonn sogar bis ins Playoff-Finale. Dort musste sich das Team von Trainer Michael Koch allerdings gegen ALBA Berlin geschlagen geben. Auch die Saison 2008/2009 endete für Strasser (4,9 PpS 1,5 RpS) und die Baskets erst nach einem tiefen Ritt in die Postseason in der Finalserie. Wie wohl Strasser sich im magentafarbenden Dress fühlte, bewiesen zahlreiche Bestleistungen für das Team. So hatte der 84 Kilo schwere Point Guard am 5.1.2008 einen erheblichen Anteil an dem 66:64-Erfolg gegen das TBB Trier. Als Topscorer der Partie mit 18 erzielten Punkten und vier versenkten Dreiern erzielte er seine bisherige Karrierebestleistung in der Beko-BBL. Nach seiner erfolgreichen Zeit in der ehemaligen Bundeshauptstadt unterschrieb „JJ“ einen Vertrag bei den Artland Dragons, für die er bis heute zusammen mit einem weiteren alten Bekannten auf dem Parkett steht. Mit dem Amerikaner Bryce Taylor spielte er bereits 2009/2010 bei den Telekom Baskets zusammen. Der 1,95 Meter große Shooting Guard kam während seiner Debüt-Saison in der Beletage auf rund 12,5 PpS und 2,7 RpS. Mit seinem Teamkollegen Strasser schaffte er sogar den Einzug ins Viertelfinale der Playoffs, wo sie sich allerdings dem späteren Meister Bamberg geschlagen geben mussten. Dabei konnten sich die Rheinländer dank einer Topleistung von Taylor während der Hauptrunde noch gegen die Brose Baskets durchsetzen. Sensationelle 30 Punkte und vier versenkte Dreier erzielte der Swingman in einem närrischen Karnevalsspiel am 11.11.2009 gegen die Franken, avancierte damit für sein Team zum Garant des 80:69-Sieges, sondern stellte auch gleichzeitig als Topscorer der Partie einen persönlichen BBL-Bestwert auf. Die Karriere des eleganten Flügels begann, wie für amerikanische Basketballspieler typisch, auf dem College. An der University of Oregon legte Taylor den Grundstein für seine spätere Laufbahn. In der Saison 2008/09 sammelte er beim italienischen Club Premiata Montegranaro in der Serie A erste Europa-Erfahrung, bevor ihn die Telekom Baskets verpflichteten. Der 95-Kilo-Athlet unterschrieb nach seiner erfolgreichen Spielzeit in Bonn 2010 einen Vertrag bei ALBA Berlin - und schaffte mit den Spreestädtern prompt den Sprung ins Finale um die Deutsche Meisterschaft. Seit der Saison 2012/2013 spielt Taylor nun zusammen mit Johannes Strasser bei den Artland Dragons – doch auch hier riss die Verbindung zu Bonn nicht ganz ab, da familiäre Bande, Quakenbrücks Coach Stefan Koch ist der Bruder von Baskets-Trainer Michael, zwischen dem Artland und dem Hardtberg gespannt sind. Anders als der Ex-Europameister war Stefan Koch nie aktiver Bundesligaspieler. Dafür gelang ihm bei seinem Debut als Trainer bereits während seines Studiums im Jahre 1988 mit dem TV 1860 Lich vorzeigbare Leistung. Koch führte die Mannschaft aus der Oberliga über die Regionalliga bis in die zweite Basketball-Bundesliga. Zur Saison 1994 feierte er bei der BG Bramsche/Osnabrück sein Debüt als Trainer in der Bundesliga. In seiner bewegten Karriere sammelte er zahlreiche Erfahrungen bei vielen verschiedenen Clubs, unter anderem sogar in der Ukraine und in Österreich. Ein weiteres Highlight seiner Trainerlaufbahn gelang ihm mit den damals neu gegründeten Opel Skyliners Frankfurt, die er in ihrer ersten Saison in der Bundesliga bis ins Halbfinale führte und im Jahr 2000 Deutscher Pokalsieger wurde. Als Coach bei den Gießen 46ers (2004-2006) wurde er im Jahr 2005 zum zweiten Mal als „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet. Insgesamt kann er in seiner herausragenden Karriere acht Playoff-Einzüge, fünf TOP4-Pokalendrunden und vier Teilnahmen an europäischen Wettbewerben einschließlich der Euroleague verzeichnen.Dazu kommt, dass er während seiner Karriere auch einige Male in den Trainerstab der deutschen Nationalmannschaft berufen wurde und auch als Kommentator und Experte fürs Fernsehen tätig war. Seit der Saison 2010/11 steht er nun unter Vertrag bei den Artland Dragons, mit denen er heute vor heimischem Publikum gegen seinen Bruder Michael antreten muss.