Fast gewonnenes Spiel noch aus der Hand gegeben
Telekom Baskets verlieren gegen Artland Dragons nach Verlängerung mit 92:97 - Bonn am Ende ohne Wizniewski
Mit 92:97 (26:16, 18:20, 20:26, 20:22, 8:13) mussten sich die Telekom Baskets Bonn am Samstagabend den Artland Dragons nach Verlängerung geschlagen geben. 180 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit sahen die Baskets noch wie die Sieger aus, dann wurde es doch noch ein ganz bitterer Abend für das Team und die rund 3.200 Fans in der Bonner Hardtberghalle. Über weite Strecken der regulären Spielzeit hatte man die Artland Dragons aus Quakenbrück im Griff und alles schien auf den dritten Bundesliga-Heimsieg der Saison hinauszulaufen. Doch in den letzten drei Spielminuten verlor das Team des neuen Bonner Cheftrainers Michael Koch den Faden und vergab so die große Chance, sich am neunten Spieltag der Basketball-Bundesliga im oberen Tabellendrittel festzusetzen. Wir haben zu passiv gespielt und schlechte Würfe genommen, analysierte Mike Koch nach Spielende die heiße Phase kurz vor Schluss des letzten Viertels. Der neue Bonner Coach musste bei seinem Bundesliga-Debüt mit ansehen, wie in nur wenigen Minuten das Spiel doch noch aus dem Bonner Händen glitt. Nach einem etwas verschlafenen Start lag man zwar schnell mit 2:7 (2.) hinten, doch ebenso schnell konnten die Baskets ihre Anfangslethargie abschütteln und den Spieß umdrehen. Nur fünf Minuten später endete ein furioser 16:2-Lauf mit einer 18:9-Führung für Bonn. Das Eis war gebrochen und die Baskets überzeugten bis zum Seitenwechsel durch eine intensive Verteidigungsarbeit und Variabilität im Angriff. Es wurden nicht mehr nur die Distanzschützen gesucht, sondern versucht, den Ball ans Brett zu spielen. So konnte sich das Trainergespann Michael Koch und Karsten Schul bis zur Halbzeitpause über gleich neun erfolgreiche Werfer in ihrem Team freuen. Nur Quakenbrücks bulligen Darius Hall bekamen die Bonner nie richtig in den Griff. Nach 20 Minuten hatte der Dragons-Center schon 14 Punkte und sechs Rebounds auf seinem Konto. Doch schon vor der Pause wurde ein Grundstein für die schwache Endphase der Baskets gelegt. Nach nur zwölf Minuten kassierte Bonns Pointguard Andrew Wisniewski bereits sein drittes Foul. Koch beorderte den BBL-Topscorer für die nächsten acht Minuten auf die Bank, was nur kurzfristig einen Riss im Bonner Spiel zur Folge hatte. Ivan Tomeljak vertrat Wisniewski im Spielaufbau bis zur Pause ausgezeichnet und war 42 Sekunden vor Ende des zweiten Viertel mit einem Dreier zum 44:32 für die höchste Bonner Führung verantwortlich. Auch nach der Halbzeit, die mit 44:36 gewonnen wurde, hielten die Baskets ihren Gegner aus dem Artland auf Distanz. Wiz markierte mit einem seiner insgesamt fünf erfolgreichen Drei-Punkte-Würfe (bei nur sechs Versuchen) erneut eine komfortable 12-Punkte-Führung für sein Team (56:44, 25.). Doch ausgerechnet nach diesem Lauf geriet die Bonner Überlegenheit erstmals mächtig ins wanken. Den gefährlichen Distanzschützen der Gäste wurde zu viel Freiheit gelassen, was besonders Marco Bulic sofort bestrafte. Ein 11:2-Lauf der Artland Dragons verkürzte die Bonner Führung auf nur noch zwei Punkte zum 57:55 (27.). Nur eine Minute später konnte Hall sogar den 60:60-Ausgleich für die Gäste erzielen. Im vierten Viertel ging es dann Schlag auf Schlag. Das ohnehin schon schnelle Spiel beider Teams legte nochmals einen Gang zu, allerdings vergaßen die Bonner zunehmend den Weg an diie Bretter. Punkte wurden fast nur noch aus der Distanz erzielt, allerdings schien diese Taktik zunächst zum Erfolg zu führen, denn Dreier von Wisniewski, Meeks und Perencic sowie ein Dreipunkte-Spiel (Korbleger mit Foul) durch Jason Conley brachten die Baskets drei Minuten vor dem Ende des vierten Viertels mit 84:75 in Front. Der vermeintlich komfortable Neun-Punkte-Vorsprung sollte dennoch nicht reichen. Die Baskets kamen zunehmend in Foulprobleme. Während die Gäste im letzten Viertel nur zwei Fouls erhielten, mussten die Bonner gleich zehn hinnehmen. Gleichzeitig wurden gegen das Team von Michael Koch sechs Offensiv-Fouls gepfiffen (Artland Dragons: 0), so auch in der 39. Minute, als beim Stand von 84:84 ausgerechnet Bonns Spielmacher Andrew Wisniewski (24 Punkte, 5 von 6 Dreiern, 89% Trefferquote) mit seinem fünften Foul das Spielfeld verlassen musste. Trotz dieser Schwächung hatten die Baskets durch Jason Conley sechs Sekunden vor der Schlusssirene die große Chance, das Spiel noch zu ihren Gunsten zu entscheiden. Der junge US-Amerikaner, der mit 14 Punkten und neun Rebounds eine starke Leistung bot, konnte den Fastbreak jedoch nicht erfolgreich abschließen. Die Baskets mussten das zweite Mal in dieser Saison in die Verlängerung. In den fünf Extra-Minuten lag das Momentum dann jedoch eindeutig auf Seiten der Gäste. Die Baskets hatten ein fast schon sicher geglaubtes Spiel doch noch aus den Händen gegeben und dies merkte man den Spielern in der Verlängerung deutlich an. Quakenbrück war jetzt obenauf und ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen. Baskets-Coach Michael Koch: Wir haben am Ende die Kontrolle verloren und den Ball nicht mehr ans Brett gebracht. Wir haben zu passiv gespielt und schlechte Würfe genommen, was uns letztendlich den Sieg gekostet hat. Es wäre einfach, die heutige Niederlage auf die Refs zu schieben, aber das wäre falsch und schlechter Stil. Andrew Wisniewski ist für uns ein extrem wichtiger Spieler, aber wir müssen ihn in seinem Zug zum Korb manchmal auch bremsen. Deshalb habe ich kurz vor Ende der regulären Spielzeit Tomeljak für Conley gebracht, um etwas mehr Ruhe ins Spiel zu bekommen. Quakenbrücks Trainer Chris Fleming: In den letzten Wochen ist es uns in ähnlichen Situationen nie gelungen, ins Spiel zurückzufinden und es zu drehen. Heute haben wir an uns geglaubt und genügend Würfe genommen, um unsere Chancen zu nutzen. Wir haben endlich wieder als Team gespielt und konnten trotz des tollen Bonner Publikums gegen eine gute Mannschaft gewinnen.